Nach dem Brand ist das Emes-Gelände noch abgesperrt. Foto: Kratt

Emes-Eigentümer veräußert Areal an Pflegeimmobilienfirma. Ermittlungen laufen "in jede Richtung". Mit Video

VS-Schwenningen - Die Nachricht schlägt ein wie eine Bombe in die aktuellen Ermittlungen rund um den Brand im Emes-Gebäude: Die ehemalige Uhrenfabrik wechselt ihren Besitzer. Die WI Immo-group möchte eine Seniorenwohnanlage errichten.

Etwas mehr als 14 Tage ist es her, dass der Dachstuhl eines Gebäudeteils der ehemaligen Uhrenfabrik in Flammen aufging und seither die Frage nach dem Brandstifter die Kriminalpolizei umtreibt. Und jetzt lässt das Thema an anderer Stelle aufhorchen: Das Areal ist verkauft. Als "Initiator für Pflegeimmobilien" sieht sich WI Immogroup aus Hildesheim, die der neue Besitzer des Grundstücks ist und dort eine Seniorenresidenz entstehen lassen möchte. "Wir sind noch in Abstimmungsgesprächen mit der Stadt", hält sich Joschka Möhlmann vom Marketing des Immobilienunternehmens bedeckt.

War Brand Schicksalstag für Besitzerwechsel?

"Wir sind froh, dass eine neue Nutzung gefunden werden konnte", bestätigt auch Oxana Brunner von der städtischen Pressestelle den Kauf. Und dieser ist besonders im Interesse von Baubürgermeister Bührer. Denn die Zeitschiene der Neugestaltung im Zuge der Marktplatzsanierung sei immer 2018 gewesen, hatte er noch im vergangenen Jahr im Gespräch mit unserer Zeitung gesagt. Dann läuft die Förderung für das Sanierungsgebiet aus. Rund zwei Jahre lang hatte Bührer Gespräche mit dem bisherigen Grundstückseigentümer Erhard Schlenker geführt, unter dessen Leitung die Uhrenfabrik bis 1989 bestand und seither immer mehr verkam. Eine Veräußerung des Gebäudes, das unter Denkmalschutz steht, wurde zwar immer wieder vorangetrieben, gestaltete sich aber nicht zuletzt wegen der Altlasten im Boden als Herausforderung.

Wurde der 5. Juli dieses Jahres womöglich zum Schicksalstag für den Besitzerwechsel des Emes-Areals? Zumindest, dass das Gebäude in den vergangenen Monaten immer wieder von unbefugten Personen heimgesucht worden war, war durch die jüngsten Brandermittlungen der Polizei bestätigt worden: Bereits Anfang der Woche hatte das Polizeipräsidium mitgeteilt, dass das Kriminalkommissariat Villingen ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger beziehungsweise vorsätzlicher Brandstiftung eingeleitet hat. Doch eine Tendenz sei auch jetzt immer noch nicht benennbar, berichtet Harri Frank, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Tuttlingen.

Die Neuigkeit um den Besitzerwechsel bringt nun nochmals Bewegung in die Ermittlungen nach dem Brandstifter: "Wir ermitteln in jede Richtung. Aber es ist naheliegend, dass auch dieser Aspekt miteinbezogen wird", so der Polizeisprecher. Wer könnte Interesse daran haben, das Gebäude abbrennen zu lassen? Welche Motivlagen gibt es? Wie ist es versichert? Warum wurde es ver- sowie gekauft? All diesen Fragen müsse auf den Grund gegangen werden.

Noch bis vor ein paar Tagen hatte die Polizei das Gebäude beschlagnahmt, um weitere Ermittlungen durchzuführen. Auch sogenannte Brandmittelspürhunde seien eingesetzt worden, berichtet Frank. "Sie schnüffeln das Gelände ab und erriechen, ob möglicherweise Brandbeschleuniger benutzt wurden." Sobald ein Hund anschlage, werde eine Brandschuttprobe erhoben und kriminaltechnisch auf brennbare Rückstände wie Öl oder Benzin untersucht. Der Brandherd beim Emes-Gebäude wurde von der Feuerwehr vor zwei Wochen zwischen Fehlbodendecke und dem Dachgiebel lokalisiert.

An den von den Hunden georteten Stellen seien Brandschuttproben entnommen worden, sie würden derzeit vom Landeskriminalamt untersucht, sagt der Pressesprecher. Der Hund sei jedoch nur für die Verdachtsgewinnung da – dass zwangsläufig Brandbeschleuniger verwendet wurden, sei nicht von vornherein klar.

Besitzer muss für Sicherungsmaßnahmen sorgen

Noch immer ist das Gebäude mit Gittern und Bändern abgesperrt und die Durchfahrt von der Bürk- auf die Kirchstraße nicht möglich. Einsturzgefahr bestehe zwar nicht, berichtet die Stadtsprecherin Oxana Brunner. "Eine Gefahr für die Öffentlichkeit ist aber noch durch das Herunterfallen von einzelnen Teilen gegeben." Der Eigentümer sei verpflichtet, entsprechende Sicherungsmaßnahmen durchzuführen. Die Auflagen dazu habe ein externer Statiker formuliert, dieser müsse die Maßnahmen auch abnehmen. Die Baurechtsbehörde habe dies im Blick. "Wir drängen auf eine zügige Umsetzung", betont Brunner.

Bezüglich des Denkmalschutzes des Gebäudes war gestern keine Stellungnahme von der Stadt möglich. Sie hatte aber bereits vor zwei Wochen geäußert, dass der Schutz trotz des Brandes aller Voraussicht nach auch weiterhin Bestand habe.