Will die Zukunft mitgestalten: Corrado Nizzola referiert in der Feintechnikschule. Foto: Röseler Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Daimler-Entwickler referiert in der Feintechnikschule vor 100 Zuhörern über die Zukunft der Automobilbranche

VS-Schwenningen (skr). "Unsere Region ist innovativ und wirtschaftlich sehr stark", sagte Schulleiter Thomas Ettwein, zur Eröffnung des Vortrags "Elektromobilität, die Revolution 5.0?", der am Dienstagabend bei der Vortragsreihe "FTS Connections" in der Aula der Feintechnikschule stattfand. Er freue sich, mit Corrado Nizzola, Entwickler der E-Motoren Systeme bei Daimler, einen "hochkarätigen Fachreferenten" gewonnen zu haben.

Weil die Industrie in der Region von der Automobilzulieferung für Verbrennungsmotoren dominiert werde, seien die Auswirkungen der Elektromobilität von großem Interesse. "Technologie setzt sich schnell durch", griff der Referent die Einleitung des Schulleiters auf und machte dies an einem Beispiel deutlich. So seien auf den Fotos der Papstwahl im Jahr 2005 noch tausende begeisterte Gläubige zu sehen gewesen – 2013 hingegen nur noch tausende Smartphones. Auch in der Automobilbranche sei ein derartiger Hype für neue Technologien festzustellen. "Wie kann man sich sonst erklären, dass Tesla 400 000 Vorbestellungen für ein Auto hat, das es noch gar nicht gibt?", fragte Nizzola und erntete die Lacher der rund 130 Besucher.

"Wir wollen die Zukunft aktiv mitgestalten"

Doch nicht nur die Technologie, auch die Kunden und ihr Umfeld wandelten sich rasend. "Wir wollen diese veränderte Welt mitgestalten", verkündete Nizzola. So stünde für die Verbraucher nicht das Auto an sich, sondern die Mobilität im Fokus.

"Carsharing und autonomes Fahren sind Themen der Zukunft und müssen aktiv mitgestaltet werden", so Nizzola. Bereits ab 2020 sei autonomes Fahren auf deutschen Straßen flächendeckend denkbar. "Das stellt für uns eine riesen Herausforderung dar, denn ohne elektrischen Antrieb geht das nicht", sagte der Referent und leitete damit zur nächsten Frage über: Wie schnell kommt die Elektromobilität? "Das ist wie Ketchup aus der Flasche – es wird kommen, aber man weiß nicht wann und wie viel", scherzte Nizzola. Fest stehe jedoch: "Wenn sie kommt, dann kommt sie rasant." Bereits 2025 seien allerhand mögliche Szenarien denkbar – bis hin zu 50 Prozent elektromotorisierter Fahrzeuge. Doch bei all den Zukunftstrends dürfe man auch die Leistung nicht vergessen. In Formel-1-Autos werde leistungsstarke Technik bereits verbaut – jedoch zu hochkarätigen Preisen. Das sah auch der Experte ein: "Es muss unsere Vision sein, Innovation bezahlbar zu machen", sagte er und kam zum Ende des Vortrags auf die Revolution 5.0 zu sprechen. Längere Reichweite, Mehrganggetriebe, bessere Wirkungsgrade – "es gibt mehr als genug zu tun", sagte Nizzola und äußerte die Hoffnung, dass sich Elektro- und Verbrennungsmotoren bereits in naher Zukunft "verlieben".

Den Blick der kritischen Zuhörer konnte diese rosarote Brille hingegen nicht trüben. "Was ist mit der Energie?", wollten sie wissen. "Elektroautos brauchen eigentlich nicht viel Energie, aber das Ganze macht natürlich nur Sinn, wenn erneuerbarer Strom genutzt wird", antwortete Nizzola. "Wie ist es um die Zulieferindustrie bestellt?", fragte ein Zuhörer. Diese Diskussion sei aktuell, weil bekannt ist, dass für die Entwicklung von Elektromotoren nicht so viele Leute benötigt werden. Gleichzeitig eröffneten neue Komponenten jedoch neue Arbeitsfelder. "Wir werden uns diesen Herausforderungen stellen."