Artur Heler (von links), Sam James-Griffiths und Mike Lorenz hoffen, dass es in der Innenstadt von Villingen mehr Straßenmusik geben wird. Foto: Huber Foto: Schwarzwälder-Bote

Aufreger: Zuhörer protestieren: Britischer Gitarrist muss in der Villinger Innenstadt einpacken

Kaum greift Sam in der Fußgängerzone zur Gitarre, bleiben die ersten Passanten stehen. Doch in VS war die Performance des jungen schottischen Gitarristen mit dem Auftritt der Polizeibehörde bald beendet. Da half auch der Protest vieler Zuhörer nichts.

Villingen-Schwenningen. Sam James-Griffiths, Künstlername Inkfields, sitzt mit dem Villinger Geschäftsmann Mike Lorenz und dessen Freund Artur Heler in der Oberen Straße. Eigentlich hätte der gebürtige Edinburgher lieber später eine Pause eingelegt und noch ein wenig weitergespielt. "Schade, dass ich abbrechen musste", meint er und streicht die langen Haare aus dem Gesicht. Das abrupte Ende eines Gigs ist eine Erfahrung, die der Straßenmusiker aus Großbritannien eher selten macht, wie er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten erzählt. Das letzte Mal sei ihm das in Heidelberg passiert. "Aus dem gleichen Grund wie hier", meint er in passablem Deutsch, vielleicht mit dem Unterschied, "dass ich dort überhaupt keinen Ton spielen durfte". In VS sei die Polizeibehörde wegen des Verstärkers eingeschritten, erörtert er und tippt auf das Gerät. "Und weil es eine Beschwerde gegeben hat", ergänzt Mike Lorenz.

Schade drum, bedauert er, denn eigentlich habe auch in VS alles so angefangen, wie es in deutschen Fußgängerzonen bislang immer angefangen habe: Der 27-jährige Schotte packt seine Gitarre aus und schon nach wenigen Minuten bilde sich eine Menschentraube, um dem Musiker zuzuhören. Der Schotte tourt durch Deutschland und andere europäische Länder, um Geld zu verdienen, damit er sein erstes Album verwirklichen kann. "Klappt ganz gut", klopft er auf seine gut gefüllte Tasche. "Die Leute hier fanden das super", berichten Mike Lorenz und sein Freund Artur Heler.

Um so größer sei das Unverständnis auf die klare Ansage der Polizeibehörde gewesen, dass Sam den Marktplatz räumen sollte. Unverständnis vor allem auch deshalb, weil doch teils lautstarke Gruppen mit Verstärker in den Innenstädten unterwegs seien. "Ich bin doch auch nicht lauter", wundert sich Sam James-Griffiths über dieses "Zweierlei-Maß-Denken", dessen Repertoire sich der Stile Rock, Pop, Ska und Indie bedient. Erfreulicheres Thema: Aus gutem Grund sei sein Deutsch so gut, und nicht umsonst habe er bereits viele deutsche Städte auf seiner Liste gehabt: "Meine Freundin kommt aus Ludwigsburg." Während Sam erneut von seinem abrupt beendeten Auftritt in VS erzählt, nähert sich eine Dame und steckt ein paar Euro ins Kässchen: "Für das tolle Spiel", meint sie anerkennend.

Toll hin, Klasse her, für die Stadtverwaltung sind solche Attribute erst mal zweitrangig. Für Auftritte von Straßenmusikern gelten Richtlinien, die in der Sondernutzungssatzung der Stadt Villingen-Schwenningen aufgeführt sind, soweit Sascha Borck von der Pressestelle der Stadt. Keine Erlaubnis brauche es für Straßenmusiker oder "zeitlich begrenzte künstlerische Darbietungen", soweit sie keine elektronisch verstärkten Hilfsmittel beinhalten. Geräuschintensive Darbietungen dürfen nicht mehr als zwei Mal täglich und nicht länger als 30 Minuten an einem Ort stattfinden. Hintergrund für das Auftauchen des Kommunalen Ordnungsdienstes sei aber eine Beschwerde gewesen. Straßenmusik sei für Passanten "häufig eine nette kurze Abwechslung", für Gewerbetreibende und  Anwohner könne dies aber schnell belästigend werden. "Und so kommt es dann auch immer wieder zu Beschwerden."