Köstlichkeiten aus der eritreischen Küche genossen die Teilnehmer des Erzählcafés. Foto: Preuß Foto: Schwarzwälder-Bote

Erzählcafé: Kontakt mit Afrikanern bereichert Leben der Helfer / Flüchtling erzählt aus seiner Heimat

Einen tiefen Einblick in die Kultur und Seele Eritreas gab es am Sonntag in der Friedenskirche in Schwenningen. Margrit Schmider und Evelyn Preuß hatten ein Erzählcafé organisiert – und zu erzählen gab es eine Menge.

Villingen-Schwenningen (spr). In ihrer Begrüßung dankte Evelyn Preuß, Projektleiterin Flüchtlingshilfe bei der Diakonie Schwenningen, für das ehrenamtliche Engagement Margrit Schmiders. Seit nunmehr drei Jahren betreut sie, die von den Flüchtlingen nur noch liebevoll Mama genannt wird, die Menschen aus Afrika. Vor knapp drei Jahren waren etwa 30 Asylbewerber aus dem ostafrikanischen Land in Villingen-Schwenningen angekommen. Sie waren vor einer Regierung geflüchtet, die von Nichtregierungsorganisationen als Militärdiktatur bezeichnet wird, und zwar "durch die Wüste und über das Mittelmeer", wie Margrit Schmider es ausdrückte. Im Weltverfolgungs-Index der Organisation "Open Doors" wird Eritrea als ein Land mit der drittstärksten Christenverfolgung weltweit geführt.

In den drei Jahren habe sich viel entwickelt. Anfangs sei die Verständigung schwierig gewesen, aber mittlerweile "könnt Ihr alle so gut deutsch sprechen, dass wir uns gut unterhalten können", zeigte sich Margrit Schmider "begeistert von dem, was ihr gelernt habt". Das umfasse nicht nur Sprache, sondern auch die gesamte Organisation des hiesigen Lebens – inklusive der deutschen Bürokratie und der deutschen Pünktlichkeit.

In ihrer Erzählung wechselte sie die Perspektive: Die Eritreer müssten hierzulande eine neue Kultur annehmen und sich integrieren, und das würden sie auch in hervorragender Weise machen, viele haben bereits Arbeit gefunden. "Aber wir sollten uns unbedingt fragen, was wir von den Eritreern lernen können!" Jeder, der mit den Afrikanern ehrenamtlich arbeite, sei auf irgendeine Art reicher geworden: "Eure Freundlichkeit, Eure Höflichkeit, Euer Zusammenhalt, Eure Zuvorkommenheit, Euer Respekt vor dem Alter, Euer Gemeinschaftssinn und Eurer Gottvertrauen – mehr von allem würde uns in Deutschland guttun." Sie dankte für die Gebete der Afrikaner: "Sie beten jeden Tag für die Stadt, die Region und die Menschen hier."

Einen köstlichen Einblick in die Essenskultur gab es mit dem reichhaltigen Büfett, das eritreische Frauen vorbereitet hatten, sowie mit der speziellen Kaffee-Zeremonie. Eine Gruppe von Musikern stellte eritreische Rhythmen vor, und natürlich wurde getanzt. Informiert wurden die Zuhörer, als ein Flüchtling von der Kultur und den Gegebenheiten in seiner Heimat erzählte. Er tat dies in gutem Deutsch, mit dem Hauptschulabschluss in der Tasche und der Freude, im September eine Lehre bei einem Sanitärbetrieb in Villingen beginnen zu können.

Für Evelyn Preuß und Pfarrer Hans-Ulrich Hofmann als Gastgeber sind diese Begegnungen wichtig und hilfreich, um die Menschen einander näher zu bringen. Es war das erste Erzählcafé in diesem Rahmen, weitere sollen folgen.