Hermann Schlenker steht auch heute noch gerne in seiner Werkstatt in Tannheim. Foto: Kauffmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Altes Handwerk: Hermann Schlenker aus Tannheim stellt am liebsten Narrenmasken her

Hermann Schlenker begann mit seiner Ausbildung zum Holzschnitzer Ende der 1940er Jahre. Er liebt seinen Beruf – bis heute steht er in seine der Werkstatt in Tannheim. Was maschinell hergestellten Schnitzereien fehlt, weiß er ganz genau.

VS-Tannheim. Links neben der Eingangstür liegt das Rohmaterial, geschnittenes Holz. Einen Raum nebenan stehen auf einem Regal die Kunstwerke, die daraus einmal stehen: Narrenmasken mit langen Nasen, Kaminfeger- oder auch Nachtwächterfiguren. Hermann Schlenker hat sie alle von Hand gemacht. Manche sehen nur einen Holzklotz, doch der gelernte Schnitzer erkennt mehr: "Ich habe das Bild schon im Kopf, bevor ich anfange."

1948 beginnt er die Ausbildung in Villingen

Den "schönsten Beruf" habe er, einen "wunderschönen Beruf", so korrigiert er sich. Mit seiner Schnitzer-Ausbildung startete er nur wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg in Villingen: "Ich habe um sechs da sein müssen und bin abends um acht mit dem letzten Gesellen gegangen", erinnert er sich schmunzelnd. Danach hat er vor allem eins gemacht: Kuckucksuhren, Kuckucksuhren – und noch mehr: Kuckucksuhren.

"Ich war davon nie begeistert", sagt Schlenker mit einem Lachen im Gesicht. "Die Motive wiederholen sich, Hase, Fasan, Vogel. Wenn man das jahrelang macht, wird man selbst zum Kuckuck. Wir haben 280 Stück pro Woche hergestellt."

Doch Mitte der 1960er eröffnete er seine eigene Werkstatt in Tannheim und machte, was ihm am besten gefällt: Nämlich Figuren, die er auf Bestellung für einen Versandhandel herstellte.

Das waren zum Beispiel kleine Kaminfeger mit Leiter. "Die Nachwächter sind später auch gut gegangen." Doch der Renner kam danach: Es waren Narrenmasken. Hermann erzählt: "Am Schmotzigen sind wir auf die Idee gekommen, am Montag hab ich die erste fertig gehabt." Viele Masken der Narren aus der Umgebung kommen aus seiner Werkstatt: zum Beispiel der "Wolfbach Rolli" in Pfaffenweiler, den "Osemali" in Tennenbronn, den "Belzä Buab" aus Donaueschingen und den Villinger "Rietvogel".

Wie lange er für so eine Maske braucht, kann er nicht genau sagen: "Manchmal sind es nur drei Tage, aber wenn man nicht reinkommt, können es auch schon mal acht bis 14 Tage werden." Doch das Schöne ist: "Am Abend sieht man, was man gemacht hat." Und über die Jahre entstehe eine Sammlung mit Figuren. "Da sieht man, was man alles gearbeitet hat", sagt er stolz.

"Ich schnitze meinem Gefühl nach"

Es gebe es übrigens kein festgelegtes Schema: "Ich schnitze meinem Gefühl nach." Zuerst die groben Konturen und danach arbeitet er einzelne Züge immer feiner heraus. Schlenker ist Perfektionist: "Besser ist immer der Feind vom guten." Wenn er das Gefühl habe, eine Maske ist gut, müsse er auch mal einen Schlussstrich ziehen.

So viel Gefühl gebe es heute jedoch nicht mehr. "Das ist heute nur noch eine Massenproduktion. Jemand gibt etwas in den Computer ein und die Maschine macht es", klagt er. Einst hatte jeder Schnitzer seinen eigenen Stil. "Da hat man erkennen können, wer es geschnitzt hat. Heute würden Holzschnitzereien "so lange geschliffen, bis es nicht mehr staubt", sagt Schlenker lächelnd. "Der persönliche Touch fehlt."

An seinem eigenen Stil findet er das am wichtigsten: "Am besten nicht schleifen, sonst verliert das geschnitzte Holz den Charakter."

Kleidung, Bücher, Uhren: Mit kunstvoller Fingerfertigkeit wurden diese Alltagsgegenstände hergestellt – jedes ein Unikat. Es ist jedoch lange her, dass es für solche Produkte eigene Ausbildungsberufe gab. Was einst Handarbeit war, ist bis heute günstig und massentauglich für Millionen Abnehmer geworden. Grund genug für den Schwarzwälder Boten, altes Handwerk in einer Serie aufzugreifen, die nicht nur die Berufe beschreibt, sondern auch Menschen aus Villingen-Schwenningen, die ihn beherrschen.