August Bäuerle in seinem "Ort der Ruhe" im vorderen Warenbachtal. Foto: Huber Foto: Schwarzwälder-Bote

Gartenbauverein: August Bäuerle beackert seinen Bereich im vorderen Warenbachtal seit fast 40 Jahren

Wenn August Bäuerle die Türe zu seiner "Oase" öffnet, geht die Begrüßung fast im Summen und Brummen kleinster Besucher unter. In seinem Garten im vorderen Warenbachtal hat er einen "Ort der Ruhe in unruhiger Zeit" geschaffen.

Villingen-Schwenningen. Was hat der 74-Jährige mit 49 anderen Mitgliedern des Vereins der Gartenanlage vorderer Warenbach gemeinsam? Sein prächtiger Garten, eine Mischung aus Blütenmeer und Nutzgarten, zieht auch ihn magnetisch an. Seit 1974 lebt der gebürtige Villinger wieder in der Südstadt zusammen mit seiner Frau, vielleicht 100 Meter Luftlinie von seinem Areal in der in sich geschlossenen Gartengemeinschaft und blickt auf die mit Bedacht ausgewählten Blumen und Stauden: "Das ist alles Bienenfutter." Etwas wehmütig schaut er auf die Schlüsselblumen vor seinem Gartenhaus. "Die gab es früher in Massen im Warenbachtal", erinnert er sich. Heute seien nur noch wenige der gelben Frühlingsblumen zu sehen "Eine Folge der Überdüngung", meint er. Bäuerle blickt auf Traubenkrokusse und Tulpen, auf kleine Umzäunungen, in denen im Laufe des Spätfrühlings üppig wachsende Pfingstrosen Halt finden, und lehnt sich entspannt an einen Apfelbaum. "Die kommen ganz von selbst", freut er sich. Doch ganz so schlaraffisch geht es in seinem insektenfreundlichen Garten nicht zu. Zwar weisen auf ein paar Beeten schon die ersten Triebe darauf hin, dass hier Erdbeeren und Bohnen am Gedeihen sind. Doch die meisten Beete liegen noch brach und sind bereit für die gärtnerische Hand, die hier noch einiges ans Gemüse anbauen möchte, Zucchini, Kohlrabi und verschiedene Salatsorten. Staunend hört die Besucherin, dass 60 Bohnensträucher den Garten beanspruchen, den an die 20 Beerensträucher begrenzen. "Das essen wir alles selbst oder verschenken es." Immerhin zählen zur Familie Bäuerle drei erwachsene Kinder nebst Enkelkindern. Stolz ist er auch auf sein kleines Gewächshaus, in dem er Tomaten zieht, in schöner Nachbarschaft zu Basilikum. "Die vertragen sich nicht nur auf dem Teller" schmunzelt Bäuerle, der lange Jahren im Vorstand um Rolf Decker mitgearbeitet hat und jetzt noch als Besitzer tätig ist.

Alles bloß keinen Strom

Blumen und Gemüse in schönem, perfekt abgestimmten Einklang: Das ist ganz im Sinne der Vorgaben durch den Gartenbauverband, der auch den rund 50 Hobbygärtnern des Villinger Gartenanlage vorschreibt, dass ihr Bereich zu je einem Drittel Blumen, Gemüse und Grünfläche vorsehen soll. Und auch die Stadt hat bei der Entwicklung des Geländes, auf dem einst Müll gelagert wurde, Vorschriften gemacht: So dürfen die Gartenhäuschen eine bestimmte Größe nicht überschreiten, zudem durften auf dem etwa drei Hektar großen Terrain nur ein Gewächs- und Gartenhaus hochgezogen werden und kein weiteres Gebäude. Grillen sei zwar erlaubt, berichtet Bäuerle weiter, aber ohne Holz. Jedes Mitglied hat einen Wasseranschluss, doch einen Stromanschluss für jedes "Häusle" haben die Mitglieder abgelehnt. "Dann plärrt beim einen das Radio, beim nächsten der Fernseher.", erläutert Bäuerle die Hintergründe für das Nein.

Fuchs kann ruhig umgehen

Schnell landet der Hobbygärtner bei politischen Themen, beim Syrienkrieg oder anderen beunruhigenden politischen Entwicklungen: "Bei der Gartenarbeit kann ich gut abschalten und Distanz zu solchen Dingen bekommen." Ist Gartenarbeit gesund? Das Ja kommt prompt und ebenso die Erklärungen: "Ich bin an der frischen Luft und bewege mich. Das ist Stressabbau pur und macht ausgeglichen." Entsprechend gelassen sieht er auch tierische Besucher: Hunde müssen eh an die Leine, Katzen verscharren ihr "Geschäft" und jagen Mäuse. Und die Füchse, die im Stadtgebiet herumschleichen? "Sollen sie doch kommen." Sorgen wegen des Fuchsbandwurms hat Bäuerle nicht: "Ich bin im Hochschwarzwald aufgewachsen und in die Beeren gegangen", erzählt er. "Ist nicht das ganze Lebeen ein Risiko?"