Oberliga: Michael Schroeter verliert beim 0:1 des FC 08 in Balingen die Übersicht.
Der FC Villingen hat das Derby bei der TSG Balingen am Samstag ganz knapp mit 0:1 verloren. Nicht zum ersten Mal fiel in Balingen die Entscheidung kurz vor Schluss. "Das war das dritte Mal innerhalb von fünf Jahren, dass wir in Balingen in den letzten fünf Minuten noch verlieren", beklagte 08-Coach Martin Braun.
Die eigentliche Aufregung für alle Beteiligten gab es dann nach dem von Jörg Schreyeck (85.) verwandelten Strafstoß. Der bereits verwarnte Balinger Torschütze hätte allerdings nach Meinung der Villinger Akteure zu dem Zeitpunkt seines Treffers eigentlich gar nicht mehr dabei sein dürfen. "Der muss früher runter", machte der ehemaligen TSG-Akteur Erik Raab auf Seiten der Nullachter deutlich. Schreyeck war bereits in der 67. Minute verwarnt worden. Nach einem weiteren harten Einsteigen des Balinger Mittelfeldakteurs hatte Schiri Michael Schroeter aus Eberbach danach beide Augen zugedrückt. Erst in der hektischen Schlussphase kassierte Schreyeck schließlich wegen eines erneuten Fouls an Dragan Ovuka die Ampelkarte. "Dem Schiedsrichter ist die zweite Halbzeit sowieso aus der Hand gegangen", kritisierte Raab weiter. Er dachte dabei auch an die zwei gleichzeitigen gelben Karten von Schroeter gegen ihn selbst und Benedikt Haibt für ein harmloses Foul im Mittelfeld. Sein Team hätte nach der Pause aber noch einmal alles probiert. "Dann bekommen wir einen Elfmeter, den Kevin Keller dankend angenommen hat." Wobei für Raab nicht ganz deutlich war, ob das Foul innerhalb oder außerhalb des Strafraums passierte.
Nicht nur für den 08-Akteur war dann die Verwechslung bei der Roten Karte in der 90. Minute gegen Dragan Ovuka der Höhepunkt der Fehlleistungen von Schroeter. Nicht Ovuka, sondern Tobias Weißhaar war der "Übeltäter" gewesen. "Das war ein Oberliga-Spiel, aber kein Oberliga-Schiedsrichter."
Wohl nicht alltäglich war es dann, dass sich das Trio eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff zu dem vor dem Mannschaftsbus wartenden 08-Akteuren begab und die einzelnen Szenen noch einmal durchdiskutierte. Wie ein Villinger Spieler erfuhr, hat Schroeter wohl auch noch vom Au-Stadion aus versucht, Thomas Proksch, den Spielleiter der Oberliga, per Handy zu erreichen. Was er von diesem wollte, blieb unklar.
Dragan Ovuka muss aber wohl keine Sperre befürchten. "Wenn sich durch Zeugen oder durch Videos nachweisen lässt, dass der Schiedsrichter den falschen Spieler vom Platz gestellt hat, wird dieser natürlich nicht gesperrt. Und der Spieler, der eigentlich die Rote Karte verdient gehabt hätte, profitiert von der Tatsachenentscheidung. Er wird also auch nicht gesperrt", erklärte gestern Heiner Baumeister, der Öffentlichkeitsarbeit-Abteilungsleiter des zuständigen Württembergischen Fußballverbandes (WFV).
Tobias Weißhaar dürfte also von einer Sperre verschont bleiben. "Hätte er noch den Ausgleich gemacht, wäre das Ironie des Schicksals gewesen", dachte Braun an den Lattenknaller seines Mittelfeldspielers in der Nachspielzeit.
Gesamtlob. "Heute haben es alle Spieler gut gemacht", lobte 08-Coach Martin Braun sein Team nach der 0:1-Niederlage in Balingen. Die beiden Innenverteidiger Markus Knackmuß und David D’Incau bildeten gemeinsam mit Jago Maric im Mittelfeld ein starkes Defensivdreieck. Auf den Außenbahnen zeigte Erik Raab gegen seine früheren Mannschaftskollegen eine engagierte Leistung. Ebenso zeigte im Mittelfeld Christian Jeske viel Ballsicherheit und Lauffreude. Ganz ließ sich der mit 42 Treffern drittbeste Angriff der Liga natürlich nicht ausschalten. "Balingen hatte im ganzen Spiel fünf Torchancen", lautete die Zählung des Villinger Trainers.
Aufstiegskandidat. Ob er sich bereits mit dem Thema Regionalliga beschäftige, zumal die Verfolger in der Oberliga allesamt für seine Mannschaft gespielt hätten, wurde der Balinger Trainer Matthias Zahn nach dem 1:0 gegen Villingen gefragt. "Es gibt acht Mannschaften, die nicht nur theoretisch noch Meister machen könnten", teilte er mit – und griff dabei wohl etwas hoch. Immerhin hat der SSV Ulm auf Platz acht elf Punkte Rückstand auf die TSG.
Gerangel. Kurzzeitig gab es auch nach dem Abpfiff der Partie im Au-Stadion vor der neuen TSG-Tribüne noch einmal einen Auflauf. Ein frustrierter 08-Anhänger hatte sich anscheinend etwas zu heftig mit einem TSG-Spieler angelegt. Doch die Streithähne wurden schnell wieder getrennt. Der Villinger Fanclub hatte sich auch durch eine anscheinend unschöne Geste des Balinger Torschützen Jörg Schreyeck nach dem verwandelten Strafstoß zum 1:0 provoziert gefühlt.
Zuschauer. Bestes Fußballwetter, der eigene Verein auf dem zweiten Tabellenplatz mit Ambitionen in Richtung Regionalliga: Eigentlich hätte man mehr Interesse der Balinger Fußballfans am Derby gegen den abstiegsbedrohten FC Villingen erwarten dürfen. Um die 850 Besucher passierten am Samstag die Kassen im Austadion. Davon waren etwa 100 Zuschauer aus Villingen mit dabei. Torjäger. 16 Tore: Fabian Schleusener (Bahlinger SC), 12 Tore: Steffen Wohlfarth (FV Ravensburg), 11 Tore: Hakan Kutlu (SGV Freiberg), Daniel Reule (SV Kickers Pforzheim), .. 7 Tore: unter anderen: Benedikt Haibt, 6 Tore: unter anderen Kai Brünker (FC 08 Villingen).