Mit viel Beifall bedacht: Der virtuose Solocellist Daniel Müller-Schott. Er glänzte mit Werken von Lalo, Ravel und Bach. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Cellist Daniel Müller-Schott und Dirigent Muhai Tang überzeugen mit Qualität

Von Siegfried Kouba

Der vergangene Donnerstag dürfte in der Musikwelt Villingens unvergessen bleiben: Der Cellist Daniel Müller-Schott, das Orchester Brussels Philharmonic und der Dirigent Muhai Tang überzeugten bei romantischer Musik mit höchster Qualität.

VS-Villingen. Eher selten zu hören ist Édouard Lalos (bekannt durch die Symphonie espagnole) d-Moll-Cellokonzert. Dem Solisten und dem Orchester gelang es, den feinsinnigen Kosmos des Komponisten zu erschließen, eine Mischung von deutschorientiertem, klassischen Zuschnitt bis hin zu iberischen Reizen.

Über Daniel Müller-Schotts Technik braucht man sich nicht zu unterhalten; sie ist einfach perfekt bis ins kleinste Detail. Bestechend ist, wie er aus dem Instrument des Venezianers Goffriller einen immerwährenden elegant-ästhetischen Ton bei durchgängig intensiven Vibrato mit einer Ausstrahlung von Flageolet herausholt – ein Ton, der wie von einem anderen Stern zu kommen scheint. Der Meister des kantablen Wohlklangs beherrschte die große Gestik des Préludes, ebenso wie die Visionen des Intermezzos oder die plastische Gestaltung des Finalsatzes.

Die Brussels Philharmonic war ein adäquater Begleiter voll Energie zu Beginn des Konzerts und mit zahlreichen kraftvollen Einwürfen, aber auch mit zarten Empfindungen, die sich in den Con-sordino-Streichern offenbarten. Zusammen mit dem Solisten war eine Musizierlaune im besten Sinne zu spüren, die in sich vor allem im zupackenden Gestus von Introduction und Rondo niederschlug.

Das Publikum war hingerissen. Zwei Zugaben mit der fein strukturierten Habanera von Ravel und der effektvollen Gigue aus Bachs dritter Cello-Suite (BWV 1009) ließen nochmals den Virtuosen in Vollendung hören. Wie beim Cello-Konzert hatte Dirigent Muhai Tang alle Fäden in der Hand. Seinen Taktstock ließ er blitzen, er stieß mit Präzision in das Rhythmusgefüge hinein oder "knetete" mit seinen Händen die Klangfiguren aus dem Orchester heraus und gab dezente Winke mit fibrierenden Fingern.

Muhai Tangs kompletter Körpereinsatz war vor allem bei Brahms erster Sinfonie zu erleben, bei der er jeden Takt intus hatte und das freundschaftlich mit ihm verbundene Orchester zu Höchstleistungen antrieb. Von aufgewühlter Seele zeugte der erste Satz des c-Moll-Werkes, ein gigantisches Erlebnis. Tiefe Gefühle wurden auch im lyrischen Andante sostenuto frei gesetzt und in angenehmen Stimmungen, teils erfrischend jugendlich-männlich, erklang der dritte Satz, gefolgt von einem Finale, das einem Schöpfungsakt mit siegreichem Kampf glich.

Klasse zeigten die solistischen Einlagen von Konzertmeister, Oboe, Klarinette und Hörnern. Effektvoll waren die Pauken und den Boden beben ließ das Kontrafagott. Alle positiven gestalterischen Merkmale traten bereits zum Auftakt mit Mendelssohns "Die Hebriden" zutage. Expressiv wurden die Seefahrt bei Sturm gepeitschtem Meer, die glückliche Ankunft, die mystische Fingalshöhle, die tänzerische Heiterkeit und der friedliche Ausklang im Pianissimo geschildert.