Ausstellung: Anne Frank überlebt in unseren Herzen

Villingen-Schwenningen (bn). "Was die Nazis nicht ahnten, ist, dass Anne Frank in unseren Herzen überleben würde" – die Geschäftsführerin der Israeltischen Kultusgemeinde sprach im Franziskanermuseum gestern aus, was vielen durch den Kopf ging.

Tatjana Malafy begrüßte die "bedeutende und erzieherisch wertvolle" Ausstellung "Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte" über die Jüdin Anne Frank, die vergangene Woche 87 Jahre alt geworden wäre. Besonders die Jugend möge Lehren für die Gestaltung der zukünftigen Geschichte daraus ziehen, wünschte sich Malafy.

Oberbürgermeister Rupert Kubon zog dazu die Parallele zu den aktuellen, anonymen Flüchtlingszahlen, denen manch einer ablehnend gegenüberstehe. Wenn man sich aber auf einzelne Schicksale – wie das der Anne Frank – einlasse, gewännen sie die Bedeutung, die ihnen zustehe.

Kubon zitierte die 14-Jährige, die sich wünschte, Menschen auch über den eigenen Tod hinaus "Freude und Nutzen zu bringen". Dieser Wunsch ist in Erfüllung gegangen.

Aus Berlin gekommen war der Ausstellungsmacher und Direktor des Anne-Frank-Zentrums, Patrick Siegle. Angesichts von Brandanschlägen auf Flüchtlingsheime, dem Zugewinn rechtspopulistischer Parteien und einem anhaltenden Antisemitismus habe die Ausstellung besonders aktuelles Gewicht. "Wir brauchen jetzt eine starke Demokratie, einen starken Rechtsstaat und mutige Menschen", sagte Siegle und verwies auf das Ausstellungskonzept, das in Wort und Bild die Geschichte von Anne Frank erzählt, aber auch die Frage stellt, was man in der Gegenwart tun kann, damit nicht Ähnliches wieder passiert.

Heinrich Schidelko, Geschichtslehrer an den St.- Ursula-Schulen, und die Schülerin Yasmin Schirmer erzählten von Julie Schwarz und Judith Bikart aus Villingen, die beide 1942 in Auschwitz ermordet wurden.

Teil des Ausstellungsprojekts ist die Ausbildung von hiesigen Schülern zu Ausstellungsbegleitern. In einem Trainingsseminar lernen sie die Inhalte und Hintergründe der Ausstellung und die Methoden der Vermittlung kennen. 17 Schüler aus VS haben sich dazu gemeldet und führen auf Anfrage (Telefon 07721/82 23 51), auf jeden Fall sonntags um 15 Uhr sowie am Freitag, 29. Juli, um 14 Uhr kostenlos durch die Ausstellung. Umrahmt wird sie durch weitere Veranstaltungen zum Thema. Am 5. Juli referiert um 19 Uhr im Museum Heinz Lörcher über "Jüdische Kinder und Jugendliche im Dritten Reich in Villingen, am 12. Juli läuft um 20.15 Uhr im Guckloch-Kino der Film "Wiedersehen mit Brundibar", am 19. Juli spricht der Schirmherr der Ausstellung, Wolfgang Heitner über "Villingen in der Zeit des Nationalsozialismus" und am letzten Ausstellungstag, am 31. Juli, findet um 17 Uhr ein Benefizkonzert der deutsch-israelischen Mädchenchöre im Franziskaner Konzerthaus statt.