Hier hat Arl sich selbst gezeichnet. Bis er einigermaßen zufrieden war, hat er einige Dinge versucht. Foto: Ferhati Foto: Schwarzwälder-Bote

Künstler: Der 20-jährige Arl Ferhati aus Deißlingen träumt schon lange davon, seine Zeichnungen auszustellen

Wenn Arl Ferhati jemandem in die Augen blickt, dann sieht er viel mehr als nur die Farbe oder Form. "An Blicken kann man so viel erkennen", sagt er nachdenklich, während er auf seine Bilder schaut. Meistens zeichnet er Frauen – oft bekannte Persönlichkeiten wie Katy Perry oder Khaleesi aus "Game of Thrones" – die nachdenklich scheinen, melancholisch und in deren Blick 100 Empfindungen gleichzeitig stecken.

Die Begeisterung für Kunst hat der 20-Jährige schon früh entwickelt. Wenn man durch die Wohnung der Ferhatis geht, scheint kaum ein Stück Wand frei von Kunst zu sein. Da sieht man farbenfrohe Malereien auf großer Leinwand. Porträts und Landschaften in Öl und Aquarell, deren Grenzen im Farbenfluss verwischen, säumen den Flur.

Während die Bilder des Vaters, dessen Talent er wohl geerbt hat, den Blick sofort anziehen und mit Farben und expressiven Formen ins Auge springen, muss man bei Arls Schwarz-Weiß-Zeichnungen mehr als einen Blick riskieren. Je häufiger man die zurückhaltenden Bleistift-Zeichnungen oder -Skizzen anschaut, umso mehr Feinheiten scheint man zu entdecken. "Ich wollte tiefer gehen", erklärt er.

Er will den Menschen etwas Eigenes geben

Seine Porträts entstehen aus einer Mischung persönlicher Gefühle und Wahrnehmungen. Während er beim Zeichnen seinen Emotionen freien Lauf lässt, ist der duale Student der Wirtschaftsinformatik im Arbeitsleben eher der kontrollierte Typ. Er versucht, Arbeit und Freizeit voneinander zu trennen und gibt zu: "Es gibt auch Tage, an denen ich den Bleistift nicht anrühre." Dabei hat er ihn trotzdem immer, meist mehrere in verschiedenen Stärken – schließlich können die Inspirationen überall kommen.

Hin und wieder greift er auch Themen auf, die ihn aktuell beschäftigen. So gibt es beispielsweise ein Bild, auf dem eine Glühbirne auf stillem Wasser schwebt, während ihr Pendant eine Kerze ist. "Faszinierend wie verschieden das gleiche Bild oft interpretiert wird", meint Arl dazu. Manche Freunde hätten gesagt, es bedeute, dass am Schluss alles zum Alten zurückkomme. Andere, dass einem am Ende immer ein Licht aufgehe.

Wichtig ist Arl, dass er nicht nur Menschen abzeichnet, sondern sie auch immer mit etwas Eigenem weiterentwickelt. Das kann ein Blick sein oder eine Bewegung – etwas, das ihm sofort ins Auge gesprungen ist. "Es geht um die entscheidenden Stellen im Gesicht. Man sollte es schon anhand von Augen und Mund erkennen können", schildert er seinen Anspruch.

"Ein kleiner Strich kann alles verändern", erklärt der Deißlinger. Manchmal beginne er ein Porträt, mache einen Strich zu viel und es gefalle ihm für den Moment nicht mehr. "Wenn ich es dann nach Tagen oder Wochen wieder zur Hand nehme, hat sich mein Blick darauf verändert und ich kann weitermachen", berichtet Arl, der wie alle guten Künstler einen Hauch perfektionistisch ist, von seiner Erfahrung. Natürlich habe er auch schon frustrierende Momente erlebt. Oft entstünden Ideen aber auch erst während des Zeichnens. "Manchmal wird aus einem Gesicht etwas anderes als ich anfangs gedacht hätte", erzählt er von der Vielseitigkeit der Kunst.

Mittlerweile verkauft er auch Bilder. So hat er kürzlich erst ein großes Bild für einen Freund gezeichnet, auf dem dieser und seine Freundin zu sehen sind. Er hat das Gefühl, für den Moment seinen Stil gefunden zu haben.

"Als kleiner Kerl habe ich Comics gezeichnet – Pokémons und alle erdenklichen Wesen aus Serien, die ich finden konnte." Dann kam die Phase, in der er nur Blicke festhalten wollte. Sein Vater habe letztlich eines Tages gesagt "Jetzt hast du ja schon fast das ganze Gesicht" und damit Recht behalten. Fortan zeichnete Arl vornehmlich Porträts. 20 hat er bislang vollendet. Er schließt jedoch nicht aus, dass es wieder einen Wechsel in seiner Kunstrichtung und -technik geben wird.

Ausstellung mit dem Vater ist ein Traum

Anders als seine Bilder, bei denen jeder Strich durchdacht ist, scheint er seine Motive eher impulsiv auszuwählen. "Jedes Bild hat für mich aber eine eigene Geschichte und jedes ist unter anderen Emotionen entstanden", sagt er nachdenklich.

Bei berühmten Kunstwerken imponiert ihm besonders Leonardo da Vincis Mona Lisa. Da stecke so viel mehr drin als die meisten erkennen würden, weiß der Kunstinteressierte.

Derzeit denkt er darüber nach, an sein Wirtschaftsinformatik-Studium noch eines der Kunstgeschichte anzuhängen. Währenddessen möchte er seine Bilder weiter zeigen und, wenn möglich, auch verkaufen. Seit März bietet Facebook eine Plattform für seine Werke. Er würde sie aber gern auch anderweitig präsentieren. "Eine Ausstellung mit meinem Vater zusammen wäre ein Traum", hat er schon ein klares Ziel vor Augen. Und setzt dabei einen Blick auf, der an die Sehnsucht in den Blicken seiner Porträts erinnert.

Weitere Informationen: www.facebook.com/arlsart