Christine Friedrich und Klinikdirektorin Daniela Schultz-Lampel (von links) werden am Dienstag zum Thema "Bettnässen" am Telefon sitzen. Brigitte Willer ist Oberärztin im Kontinenzzetrum. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Tabuthema: Kontinenzzentrum beteiligt sich an Gedenktag mit Telefonaktion

Schwarzwald-Baar-Kreis. Der 30. Mai ist weltweiter Tag des "Bettnässens". Das Kontinenzzentrum Südwest am Schwarzwald-Baar-Klinikum beteiligt sich daran mit einer Telefonaktion am Dienstag, 30. Mai, von 14 bis 16 Uhr. Unter der Telefonnummer 07721/93 35 35 erreicht man in dieser Zeit drei Experten der Urologie zum Thema: die Klinikdirektorin Daniela Schultz-Lampel, den Honorarprofessor Guy Bogaert und die Urotherapeutin Christine Friedrich.

Anrufen können in dieser Zeit Eltern und Erzieher von Kindern, die auch nach Abschluss des dritten Lebensjahres noch einnässen. Neben Atemwegsinfekten sei das die häufigste Kinderkrankheit, wie die Urologin Daniela Schultz-Lampe weiß. Sieben bis zehn Prozent der Kindergarten- und Grundschulkinder leiden daran.

Die Dunkelziffer ist hoch. Je älter das Kind ist, desto eher ist das "Pippi" in der Hose ein Tabuthema, was die Kinder wiederum psychischem Druck aussetzt. "Jeder Mensch kommt nass auf die Welt", sagt Daniela Schultz-Lampel.

Das Gehirn müsse die Kontrolle über die Blase erst aufbauen. Dabei gelten, anders als früher, psychische Ursachen – ganz klassisch: die Geburt eines Geschwisterchens etwa – für eine Entwicklungsverzögerung in diesem Bereich nicht mehr als die hauptsächlichen Auslöser. Vielmehr können es eine Schwäche der Blase oder das Fehlen des Hormones, das nachts für eine verminderte Urinbildung sorgt, verantwortlich sein. Ebenso haben die Experten des Kontinenzzentrums einen mit Aufwachstörungen verbundenen tiefen Schlaf und ein falsches Trinkverhalten als Ursachen aufgespürt. Beim Trinken hilft die "Sieben-Becher-Regel", mit Kinder regelmäßig, auf den Tag verteilt und nicht mehr nach 18 Uhr trinken. Falsche Ernährung kann zu chronischer Verstopfung führen. Ein voller Darm drückt auf die Blase – auch diese Möglichkeit gelte es, bei der Ursachenforschung ins Auge zu nehmen, sagt Oberärztin Brigitte Willer. Mit Medikamenten, Alarmsystemen wie die "Klingelhose", Trinkprotokollen und Ernährungsumstellungen können betroffene Kinder laut Statistik innerhalb von 3,1 Jahren vom Bettnässen geheilt werden. Die Telefonaktion soll die Ursachenforschung unterstützen. "Diagnosen können wir durchs Telefon natürlich keine stellen", sagt Daniela Schultz-Lampel, "aber Hilfe und Ratschläge bei der Ursachenforschung geben".