Vor allem ältere Menschen werden immer wieder Opfer von Betrügern. (Symbolfoto) Foto: highwaystarz/Fotolia.com

Vor allem ältere Menschen fallen auf dreiste Diebe herein. Polizei kennt Tricks der Betrüger gut.

Villingen-Schwenningen - Es ist Nachmittag in einer Bankfiliale in VS. Eine ältere Dame hebt mehrere hundert Euro ab und ist das Geld (fast) auf einen Schlag wieder los. Der Dieb scheitert an Drehtür und heraneilenden Kunden. Möglicherweise fatal: Die Frau überweist das gerettete Geld gleich auf ein Konto in Russland.

Die ältere Frau, die fast Opfer eines Diebstahls wurde, hat sich zwar nicht bei der Redaktion des Schwarzwälder Boten gemeldet, dafür eine Zeugin des Vorfalls. Die Dame habe einige Hundert-Euro-Scheine abgehoben und in der Hand gehalten, dann wollte sie noch Auszüge herauslassen. Plötzlich habe sie geschrien: "Mein Geld ist weg." Die Blicke richteten sich schnell auf einen Mann, der Geldscheine vom Boden aufgehoben habe und zur Drehtüre geeilt sei. Allerdings sei er nicht schnell genug hinaus gekommen. Außerdem seien andere Kunden aufmerksam geworden. Der Möchtegern-Dieb habe das Geld der Kundin wieder anstandslos ausgehändigt und sei abgehauen.

Die Sache mit dem Sohn

Der Anruferin lässt die Geschichte dennoch keine Ruhe. Gleich darauf habe die Dame das Geld wieder einbezahlt, berichtet sie. Auf ein Konto in Russland, habe sie von der alten Frau erfahren. Denn ihr Sohn habe einen Unfall gehabt und brauche Geld, habe diese erklärt. "Ob das nicht eine Falle war...", zeigt sich die Dame misstrausch. Nicht nur diese Geschichte, die sich zu Wochenbeginn in VS abspielte, kommt zwei Männern bekannt vor. Thomas Barth, Revierleiter aus Villingen, und Jochen Link, Außenstellenleiter des Opferschutzverbandes Weißer Ring im Kreisgebiet, kennen die Tricks der Diebe und Betrüger nur zu gut. Und die picken sich gerne ältere Menschen heraus. Nach wie vor werden gerade ältere Leute angerufen und aufgefordert Geld zu überweisen. "Es gab schon einen Fall, das verlor ein Ehepaar 150.000 Euro", fügt Link hinzu.

Manche werden zur Übergabe sogar zur Bank bestellt. "Die gehen geschickt vor und wickeln die alten Leute um die Finger", so Link. Andere Betrüger beobachten ältere Leute, wie sie zum Bankautomaten gehen, entreißen die Handtasche mit dem Bargeld oder verstricken sie in ein Gespräch und langen trickreich zu. Deshalb rät Barth, dass ältere Menschen nicht alleine zur Bank gehen oder nicht vor aller Augen das Geld zählen sollten. Nächster Risikofaktor: "Viele heben am Monatsanfang die gesamte Rente ab". Und: Nicht wenige stecken einen Zettel mit der Pin in die Geldbörse. "Ein leichter Fang für Betrüger", so der Polizist.

Gruppen-Arbeit

Bei dreisten Diebstählen kann auch Stadträtin Helga Baur mitreden. Baur begleitete ihre 85-jährige Mutter zum Einkaufen in Schwenningen. Plötzlich war der Geldbeutel der alten Dame weg, und damit 70 Euro, Personalausweis und Scheckkarte. Für Baur fast nicht nachvollziehbar. "Ich war immer bei ihr." Bis auf ein paar Sekunden, als sich die beiden Frauen Obst und Gemüse zuwandten. Mutter und Tochter bemerkten den Diebstahl erst an der Kasse, als es ans Zahlen ging. Die Stadträtin kann sich noch an eine Gruppe von zwei Männern und einer Frau erinnern, die in der Nähe einfach "so herumstanden". Die Karte sei zwar gleich gesperrt worden. "Doch es wurden bereits 1000 Euro abgehoben." Auch diesses Muster ist polizeibekannt: Oft seien Gruppen unterwegs, diese passen einen günstigen Moment ab oder aber: "Einer lenkt ab, der ander klaut." Bester Schutz: "Man sollte den Geldbeutel am Körper tragen und die Tasche nicht im Einkaufswagen liegen lassen."