Einsparpotential für Villingen-Schwenningen. Grafik: Ulm

Finanzberater empfehlen Abschaffung, um Kosten zu sparen. Bei Ortsvorstehern schrillen Alarmglocken.

Villingen-Schwenningen - Braucht jedes Dorf ein eigenes Rathaus? Sind die Verwaltungen in den Ortschaften notwendig oder überflüssiger Luxus? Für die Finanzberater der Stadt Villingen-Schwenningen ist der Fall klar: Die Dorf-Rathäuser gehören weitgehend abgeschafft.

Mit der geplanten Zentralisierung der Verwaltung auf dem Mangin-Gelände in Villingen sei das Oberzentrum ja schon einmal einen wichtigen Schritt weiter, sagen die Berater von der Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement, kurz: KGSt. Die KGSt erstellt eine sogenannte strategische Zielplanung für die Stadt Villingen-Schwenningen – inklusive einiger Vorschläge, wo noch Einsparpotenzial für die Doppelstadt liegt.

Gedanken, die man in VS kaum laut auszusprechen wagt

Und dabei darf sie als unabhängiger Fachverband aus dem fernen Köln offenbar auch Gedanken äußern, die man sich in Villingen-Schwenningen kaum laut auszusprechen wagt. So wie die Abschaffung der Dorf-Rathäuser in der Gesamtstadt, denn: Das Zentralisieren, Sparen und Zusammenführen darf mit Blick auf die Kosten nicht auf dem Mangin-Areal Halt machen, "das gilt im Übrigen auch für die Ortsverwaltungen", schreibt die KGSt und weiter: "Ziel sollte sein, alle Objekte, die nicht zwingend in kommunaler Hand bleiben müssen, zu veräußern, um Folgelasten zu reduzieren."

Wumms, das saß! Bei den Ortsvorstehern der Doppelstadt Villingen-Schwenningen schrillen angesichts solcher Empfehlungen die Alarmglocken. Zwar gehören alle Ortschaften schon seit ihrer jeweiligen Eingemeindung vor über 40 Jahren zur Gesamtstadt, trotzdem gibt es noch Ortsvorsteher und eigene Rathäuser, Ortschaftsräte und ganz viele lokale Besonderheiten in den kleinen Stadtbezirken. Neben Villingern und Schwenningern leben in Villingen-Schwenningen beispielsweise eben auch Marbacher, Obereschacher oder Weigheimer, welchen "ihr" Dorfleben, inklusive Verwaltung, viel wert ist.

Fraglich wird sein, wie viel es den Vertretern der Stadt Villingen-Schwenningen, der Verwaltungsspitze und den Gemeinderäten in mittelfristiger Zukunft wert ist, denn die KGSt sieht nicht unwesentliches Einsparpotenzial in einem möglichen Verkauf der Rathäuser. Nach Informationen unserer Zeitung ist von etwa einer halben Million Euro die Rede. Elf Rathäuser unterhält die Stadt Villingen-Schwenningen, zwei liegen in den beiden großen Stadtbezirken, neun in den Ortschaften Herzogenweiler, Marbach, Mühlhausen, Obereschach, Pfaffenweiler, Rietheim, Tannheim, Weigheim und Weilersbach.

Ideell wiegt ein Rathaus für diese Dörfer schwer. Selbst am Beispiel des Mini-Ortsteils Herzogenweiler mit seinen gerade einmal 172 Einwohnern lässt sich das unschwer erkennen: Im örtlichen Rathaus kann man noch heiraten, weil es auch als Standesamt dient, man kann dort seinen Personalausweis beantragen oder den Kinderreisepass für den Nachwuchs, und sich auch sonstige Bescheinigungen besorgen. Ängste und Sorgen, die den Ort betreffen? Dann wenden sich die Bürger zu den Öffnungszeiten des Rathauses gerne an die Damen und Herren Ortsvorsteher. Und auch die Ortschaftsräte haben in "ihrem" Rathaus im Dorf in der Regel einen Platz zum Tagen.

Angst, dass die Dörfer zu reinen Schlafstätten werden

Die Debatte, den Dörfern ihre Rathäuser wegzunehmen, hat beinahe schon Tradition in Villingen-Schwenningen. Immer wieder schielt man auf der Suche nach Einsparmöglichkeiten auf die Ortsverwaltungen und wird die Angst geschürt, dass die Dörfer von VS zunehmend zu reinen Wohn- und Schlafstätten werden.