Domenic Liebing bereitet sich auf das anstehende Match in der Helios-Arena vor. Sein Arbeitsplatz befindet sich direkt am Eis, um das Geschehen so nah wie möglich miterleben zu können. Foto: Archiv-Foto: Bloss

Mit dem nötigen "Kick" aufs Eis: Domenic Liebing fühlt sich bei den Wild Wings in Schwenningen wohl. Moderieren ist sehr vielfältig.

VS-Schwenningen - Die Helios-Arena ist noch gespenstisch leer, als Domenic Liebing am Dienstag vier Stunden vor Spielbeginn seinen Arbeitsplatz hinter der Eisfläche aufbaut. Seit fast zwei Jahren ist er Stadionsprecher der Wild Wings – mit großer Leidenschaft und Herzblut.

Heute steht die Eishockey-Heimpartie gegen den ERC Ingolstadt an, Domenic Liebing befürchtet keinen guten Spielverlauf für die Jungs des SERC. "Ingolstadt ist amtierender deutscher Meister, das wird verdammt schwer. Und es ist noch Fasnet, da werden bestimmt wenig Zuschauer kommen", meint der 34-Jährige.

Und er weiß, wovon er spricht. Denn der gebürtige Berliner ist seit über 20 Jahren großer Eishockey-Fan und sammelt seit 2002 Erfahrung als Stadionsprecher. Angefangen hat alles mit dem Nischen-Sport Inline-Hockey, dort hat Liebing bereits drei Weltmeisterschaften moderiert. Auch in der Eishockey-Bayernliga war der PR-Berater als Stadionsprecher aktiv.

Das Angebot, DEL-Luft in Schwenningen zu schnuppern, habe sich über Wild Wings-Geschäftsstellenleiter Oliver Bauer im Sommer 2013 ergeben. Den kennt Liebing noch aus gemeinsamen Zeiten in Ingolstadt. "Ich musste mir zwar erstmal anschauen, wo Schwenningen genau liegt, aber trotzdem nicht lang überlegen, dass ich das Angebot annehme. Und ich bereue keine einzige Sekunde, die ich bisher im Stadion erleben durfte", erzählt der sympathische Wahl-Königsbrunner.

Dafür fährt er für jedes Heimspiel der Wild Wings von Bayern nach Schwenningen hin und zurück, ein Arbeitstag als Stadionsprecher dauert für ihn fast zwölf Stunden. Die Zeit vor Spielbeginn folgt einem festen Ablauf, nach fast zwei Jahren merkt man Liebing eine gewisse Routine an: Laptop aufbauen, Mischpult und Mikro anschließen, letzte Absprachen mit der Regie treffen, und sich natürlich mental auf das anstehende Match einstellen.

Eine "positive Nervosität" verspüre der Wild Wings-Stadionsprecher grundsätzlich vor jedem Spiel, das sei aber auch notwendig, um mit dem nötigen "Kick" auf das Eis zu gehen. "Schließlich soll ja auch was rüberkommen von meiner Leidenschaft", sagt Liebing.

Und seine Leidenschaft sowie seine Erfahrung spiegeln sich nicht nur im Durchsagen von Toren, Powerplays oder Fouls während des Spiels wider, sondern auch in der richtigen Koordination von Werbephasen und Musikeinspielungen. Gerade bei der Musikwahl müsse man ein gewisses Händchen haben, besonders beim Warm-Up. Dafür hat sich der Eishockey-Fanatiker etwas Besonderes ausgedacht: In jeder Aufwärmphase spielt er jeweils zwei Wunschtitel der Wild Wings-Spieler, um das Team so gut wie möglich zu pushen und zu honorieren. "Das krasseste Beispiel ist der Wunsch von Stürmer Bernhard Keil gewesen: Helene Fischer. Sowohl die Spieler als auch die Fans haben gegrölt", erinnert sich Liebing schmunzelnd. Zudem sind Spontanität und schnelles Reaktionsvermögen für die Tätigkeit eines Stadionssprechers unerlässlich, daher stehe der 34-Jährige auch während der Spielpausen ständig unter Strom.

Der Nicht-Schwenninger scheint sich sichtlich wohlzufühlen in der Neckarstadt, und der Eishockeyverein sei ihm richtig ans Herz gewachsen. Als "phänomenal einzigartig" bezeichnet Domenic Liebing die Atmosphäre, die sich während eines Spiels ausbreitet. Auch auf der ein oder anderen Auswärtspartie ist er unter den Wild Wings-Fans anzutreffen.

Wie schätzt der Stadionsprecher die aktuelle sportliche Situation des SERC ein? "Auch wenn es abgedroschen klingt: Das zweite Jahr ist immer das schwerste." Und das, so Liebing, sei eben auch in der zweiten DEL-Saison der Wild Wings eingetroffen. Diese sei zwei Wochen vor Schluss bereits gelaufen, nun gelte es, den Rest mit Anstand zu Ende zu spielen. Für das kommende Jahr ist er positiv eingestellt und hofft, dass die Fans ähnlich denken: "Ich kann die Enttäuschung nach dieser Saison verstehen. Aber wir sind im Sport – da geht es immer weiter, und manchmal sogar unverhofft schnell."

Und so auch an diesem Abend im Match gegen den ERC Ingolstadt, das die Wild Wings mit 2:1 gewinnen. "Das war nicht zu erwarten, aber so ein Sieg tut wirklich gut", sagt der Stadionsprecher erleichtert nach dem Spiel.