Kreisverband: Damit kam er einem Parteiausschluss zuvor / Gemeinderat bleibt er auch weiterhin

Von Cornelia Spitz

Villingen-Schwenningen. Einst war er ganz vorne mit dabei, jetzt wirft Dirk Caroli das Handtuch: "Mit sofortiger Wirkung" verließ er gestern Morgen die "Alternative für Deutschland". Danach setzte er ein Schreiben an die Presse auf. Pikant wird die Sache nach einer Nachfrage beim Kreisverband: "Herr Caroli ist damit einem Parteiausschluss zuvor gekommen", so die offizielle Stellungnahme von dort. Man habe ein Parteiausschlussverfahren gegen Caroli anstrengen wollen. Dieser sei bei der jüngsten Mitgliederversammlung im Sommer als Kreisvorsitzender nicht entlastet worden, weil noch einige ungeklärte Vorgänge in seiner Amtszeit ausgearbeitet werden müssten. Aus Parteikreisen hört man munkeln, man werfe Caroli verschiedenste Dinge vor, es gehe um Nachlässigkeiten, aber auch finanzielle Fragen.

"Mit freundlichen Grüßen, Dirk Caroli, Stadtrat der Stadt Villingen-Schwenningen", so ist Carolis Schreiben gezeichnet. Gemeinderat bleibe er. "Ich werde mein Mandat weiter so verfolgen wie ich auch gewählt worden bin, als Wirtschaftsliberaler mit gesundem Menschenverstand." Der Graben zwischen eben diesen Wirtschaftsliberalen und jenen, die "nationalkonservative Ansichten" verfolgen, sind Caroli zu tief geworden. Die AfD habe "mit gutem Willen Deutschland und dessen Bürgern zu helfen und etwas zu bewegen" begonnen, und sei dann "unterwandert" worden. Entweder werde sich die Partei "selbst zerlegen oder so in die Rechtsextreme ausufern und das gleiche Schicksal erleiden wie es bei den Republikanern war", so Carolis Prognose.

2013 ist Caroli in die Wahlalternative 2013 eingetreten, so wie andere auch, "die gewusst haben, dass unser Währungssystem in Europa so nicht funktioniert". Bei der Parteigründung 2013 sei man von Mitgliedern überrannt worden. "Dass sich bei der Gründungsversammlung jemand mit einer Deutschlandfahne um den Hals in die erste Reihe setzte, habe ich damals nicht so ernst gesehen. Hätte ich gewusst, was noch folgen wird, hätte ich diese Termin selbst zur Tür begleitet."

Die AfD im Schwarzwald-Baar-Kreis ist mit dem Austritt ihres jetzt ehemaligen Gemeinderats nun um eine Krise reicher. Bereits im August gab es Krach im Kreisvorstand, griff ein Schlichter aus dem Landesvorstand ein, nachdem vier der neun Vorstandsmitglieder zurückgetreten waren.

Hat Caroli recht und schafft sich die AfD gerade selbst ab? Im Gemeinderat bleibt sie mit Jan Christoph Uhl vertreten. Er erfuhr erst durch unsere Recherche vom Austritt seines Fraktionskollegen und fühlte sich "vor den Kopf gestoßen". Eigentlich, meint er, hätte Caroli sein Mandat niederlegen müssen, schließlich hätten ihn Leute gewählt, die er nun als "Krebsgeschwür" bezeichne.