Des einen Freud, des anderen Leid - in Villingen auf Gleis 1 fuhr die Schwarzwaldbahn nach Konstanz. Auf Gleis 2 hingegen fiel der Zug nach Karlsruhe aus, obwohl er im Internet angezeigt wurde. Foto: Fotos: Spitz/Montage: Ulm

Auch Villingen ist vom Bahnstreik betroffen. Fauxpas: Ersatzfahrplan im Internet stimmt auch nicht.

Villingen-Schwenningen - Verärgerte Bahnkunden verstehen nur Bahnhof: Laut Internet sollte der Regionalexpress um 9.49 Uhr von Villingen nach Offenburg fahren, doch die Realität sieht anders aus: Wartende Fahrgäste, kein Zug.

"Sehr geehrte Bahnkunden", schallt es gestern Morgen aus den Lautsprechern am Villinger Bahnsteig. Und wenig später ist den Fahrgästen an Gleis 2 klar: "Dieser Zug fällt heute streikbedingt aus."

Besonders ärgerlich dabei: Die Notfahrpläne der Bahn im Internet weisen diese Verbindung nach wie vor aus – ein Phänomen, das übrigens laut Insidern beim nun achten Streik tatsächlich auch zum achten Mal passiere. Selbst der junge Mann am Schalter im Reisezentrum weiß ad hoc nicht weiter: "Laut Internet fährt er, aber aktuell steht da, er fällt aus..." Er hat gerade alle Hände voll zu tun, um Bahnkunden zu beschwichtigen, neue Reiserouten auszudrucken und den Dauerbrenner unter den Fragen zu beantworten: "Bekomme ich jetzt mein Geld zurück?" Eventuell, man könne sein Ticket einreichen, eine mögliche Erstattung werde dann geprüft, sagt der junge Mann.

Im Bahnhofsgebäude regen sich verärgerte Kunden derweil auf. Und selbst als die Durchsage des Bahnpersonals längst verhallt ist, hilft der kritische Blick ins Internet nicht wirklich weiter: "Dieser Zug wird im Internet noch immer als fahrend angezeigt!", moniert beispielsweise der Villinger Joachim von Mirbach, der seine Frau Monika gerade zum Bahnhof brachte. "Ich muss ganz dringend zum Babysitten nach Köln, weil es dort einen beruflichen Engpass gibt", erklärt Monika von Mirbach. Doch jetzt hat sie ihren eigenen Engpass: "Wie komme ich denn jetzt nach Köln?" Sehr, sehr ärgerlich sei das Ganze. Und das versteht auch der Bahnsprecher: "Das tut uns leid", räumt er ein und sagt, dass der Fauxpas mit dem falschen Notfahrplan im Internet vermutlich einem "Übertragungsfehler bei der Vielzahl der Daten" geschuldet sei. Wieviele Verbindungen, die Villingen betreffen, vom Bahnstreik tangiert sind, das könne er aber beim besten Willen nicht sagen, es seien natürlich schon "etliche Einschränkungen".

Bettina Krause hat der Bahnstreik gerade noch gefehlt. "Ich komme nach sechs Wochen aus der psychosomatischen Reha, heute ist mein Entlasstag – und das ist genau das, was man da brauchen kann", schimpft die Patientin aus dem Münsterland. Über Offenburg nach Mannheim und Dortmund wollte sie fahren. Pustekuchen. Vorerst geht erst einmal nichts mehr.

Schlange stehen im Reisezentrum ist stattdessen angesagt. Dort hat man zwischenzeitlich aufgestockt. Jetzt sitzen zwei Mitarbeiter der Bahn am Tresen und beantworten geduldig und immer freundlich die Fragen der Bahnreisenden.

Immerhin ein Senior nimmt’s sportlich. Gemeinsam mit seinen Geschwistern wollte er anlässlich des Geschwistertreffens eigentlich einen Ausflug nach Gengenbach machen. "Das lassen wir jetzt bleiben", erzählt der Urlauber und fügt hinzu: "Jetzt fahren wir halt mit dem Bus nach Furtwangen oder so."

Dank der Konus-Gästekarte seien Bus- und Bahnfahrten wenigstens kostenlos. "Aber wenn man weg muss, ist das schon sehr ärgerlich. Ich verstehe die Leute schon, wenn sie sich jetzt aufregen – aber auf der anderen Seite ist der Lohn ja auch wichtig."