Ulrich Schlichthaerle stöbert in seinen Unterlagen zur Uhrenstraße. Er verfügt über einen reichen Fundus. Foto: Streck Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Initiator Ulrich Schlichthaerle freut sich über Feier zum 25-jährigen Bestehen – und übt Kritik

Ulrich Schlichthaerle, einst Verkehrsamtsleiter der Stadt, ist auch heute noch mit fast 70 Jahren ein Hans Dampf in allen Gassen. Das Marketing und die Tourismusförderung der Städte liegen ihm immer noch am Herzen.

VS-Schwenningen. Für das Oberzentrum könnte er viele Ideen entwickeln, aber er halte sich zurück, wolle sich nicht aufdrängen, meint der pensionierte Amtsleiter, der noch als Dozent an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg wirkt.

Vor 25 Jahren war Schlichthaerle der Initiator der deutschen Uhrenstraße, die ihren Beginn in Schwenningen hat. Eine ganze Reihe von Veranstaltungen sind jetzt im Jubiläumsjahr geplant. Höhepunkt wird die große Geburtstagsfeier am Samstag, 13. Mai, im Uhrenindustriemuseum sein. Dieses ist eng mit der Uhrenstraße verbunden, die zwei Jahre vor der Eröffnung des Museums ins Leben gerufen wurde.

1979 begann Schlichthaerle seine Arbeit als Verkehrsamtsleiter in Villingen-Schwenningen. "Der Wille war da, aus fast nichts, was Marketingmäßiges zu machen", erinnert er sich. Damals sei es wichtig gewesen, Industrie und Tourismus einzubinden. Auch heute noch liege der Industrie viel an den weichen Standortfaktoren. Nach wie vor sieht er die Stärke der Stadt in ihrer hohen Umwelt- und damit Lebensqualität. Diese müsse aber durch die Stadtentwicklung gefördert werden.

Die Idee, einen Touristenmagneten in der Region durch eine Uhrenstraße zu schaffen, wurde 1988 geboren. Schlichthaerle erinnert sich daran, wie er damals ein Netzwerk geschaffen hat, Verhandlungen mit den benachbarten Landkreisen, der Polizei, den Bürgermeistern und den Betrieben geführt habe. Beim Arbeitskreis Tourismus in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer nahm die Uhrenstraße Form an.

Es wurden Flyer in vielen Sprachen gedruckt und Villingen-Schwenningen als Zentrum für die Vermarktung der Uhrenstraße geschaffen. Das Büro des städtischen Verkehrsamts, die Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Uhrenstraße und das Reisebüro Gleisnost waren im Schwenninger Bahnhof zu finden, zentral erreichbar für Einheimische und Touristen. Das war ihm wichtig. "Wir waren hier das Zentrum, Ansprechpartner für alle Gemeinden." Schlichthaerle nutzte seine vielen Kontakte, machte bei Carolin Reiber im ZDF Werbung und verschickte übers Jahr bundesweit knapp 100 Pressemitteilungen. Er präsentierte die Uhrenstraße auf Messen und ging mit der Idee in die Partnerstädte. Zusatzangebote rund um die Uhrenstraße gab es genügend, Motobiking und Pauschalreisen für Radfahrer entlang der Tick-Tack-Route, wie die Uhrenstraße auch genannt wurde.

Erkennungszeichen der Route sind bis heute die braunen Straßenschilder mit der Schilderuhr als Markenzeichen. Ulrich Schlichthaerle schrieb damals im Vorwort der Broschüre zur deutschen Uhrenstraße, die von der gleichnamigen Arbeitgemeinschaft herausgegeben wurde: "Noch eine touristische Straße – aber was für eine! Gegenwart und Geschichte der Uhr, erfahrbar für die ganze Familie."

Und heute? Es freue ihn, dass das 25-Jährige gefeiert werde und, wenn die Uhrenstraße weiterlaufe. Aber "es fehlt ein Schwungrad der Innovation". In Villingen-Schwenningen habe keiner eine Idee, etwas aus der Stadt zu machen, was allerdings nicht nur die Uhrenstraße betreffe.

Diese wurde am 15. April 1992 eröffnet wurde, führt entlang von rund 30 Gemeinden durch den Schwarzwald und die Baar, auf fast 320 Kilometern Länge. Mit Höhenlagen von 250 Meter bis 1100 Meter eröffnen sich immer wieder großartige Aussichten. Ob als Uhrenexperte oder als Mountainbiker, auf dieser Strecke haben alle die Möglichkeit, Uhrengeschichte zu erfahren, von den hausgewerblichen Anfängen im Hochschwarzwald bis zur ehemals größten Uhrenfabrik der Welt in Schramberg.