Heimat: Serie: Die Türme und Türmle Schwenningens / Bürkturm seit Jahren wichtiges Denkmal der Stadt

Hoch und rund oder klein und verwinkelt: In unserer neuen Serie nehmen wir die Türme der Stadt unter die Lupe. Den Anfang macht der Uhrenturm in der Bürkstraße – ein Denkmal, das den Schwenningern seit mehr als 100 Jahren die Zeit anzeigt.

VS-Schwenningen. Nach vier Stockwerken und insgesamt 75 Stufen macht sich der steigende Puls langsam schon bemerkbar, dabei ist der Aufstieg auf den Uhrenturm in der Bürkstraße noch lange nicht geschafft. Hinter einer Wohnungstür versteckt sich die nächste Etappe: Eine schmale, wackelige Holztreppe führt auf den Dachboden. Dort heißt es Kopf einziehen, schließlich ist die Decke in dem schummrigen Raum gerade einmal eineinhalb Meter hoch. Die einzige Lichtquelle ist eine kleine Dachluke, über die weitere sieben Stufen ins Innere des zwei Meter breiten Turmes führen.

Oben angekommen beruhigt sich der Atem langsam wieder und bereits beim ersten Blick aus den weißen Rundbogenfenstern wird klar: Der steile Aufstieg hat sich wirklich gelohnt.

Denn das Türmchen auf dem Dach der ehemaligen Uhrenfabrik gewährt einen einmaligen Rundumblick auf die Umgebung. Im Süden liegt das historische Schwenningen, im Westen kann man bis nach Villingen schauen. "Bei gutem Wetter kann ich sogar die Berge sehen", erzählt die Mieterin begeistert. "Das ist wirklich etwas besonderes, wer hat schon eine Wohnung mit Turm", freut sie sich.

Seit 1898 thront der sogenannte Bürkturm über den Dächern der ehemaligen Württembergischen Uhrenfabrik. Vier Ziffernblätter mit einem Durchmesser von 1,50 Metern haben bereits Generationen von Schwenningern in allen vier Himmelsrichtungen die Zeit angezeigt. "Früher hatte jede Fabrik einen Turm mit einer Uhr in jede Richtung, damit die Mitarbeiter wussten, wann sie zur Arbeit mussten", erklärt Andreas Ehlert von der Wohnungsbaugesellschaft. Heute zählt der Bürkturm gemeinsam mit dem darunter liegenden Produktionsgebäude, dem ehemaligen Kesselhaus und dem heutigen Uhrenindustriemuseum, zu den wenigen erhaltenen und gepflegten Relikten der Schwenninger Industriegeschichte.

Für das Landesamt für Denkmalschutz gilt das 119 Jahre alte Bauwerk deshalb als Wahrzeichen. "Seit 1991 ist der Bürkturm wie auch die ehemalige Uhrenfabrik geschützt", erklärt Folkhard Cremer vom Regierungspräsidium Freiburg.

14 Monate lang zu neuem Glanz verholfen

Auch der Schwenninger Heimatverein beschreibt den Uhrenturm als "Kulturdenkmal, das Tradition mit Moderne verbindet, und nicht nur in architektonischer sondern auch in heimatgeschichtlicher Sicht erhaltungswürdig ist". "Für die Wohnungsbaugesellschaft war es deshalb ein besonderes Anliegen, das Uhrentürmle für die Nachwelt zu konservieren", sagt Andreas Ehlert, der Beauftragte für die Sanierung im Jahr 2014. Insgesamt 14 Monate war daran gearbeitet worden, dem Glockenturm zu neuem Glanz zu verhelfen. Finanzielle Unterstützung erfuhr das Projekt seitens des Denkmalschutzes. Deshalb konnte auch eine teure Spezialfarbe, die eigentlich nur im Schiffbau Verwendung findet, eingesetzt werden. Dank des grauen Lacks ist das Türmle nun wieder vor Wind und Wetter geschützt. "Ob Norden, Osten, Süden oder Westen, jetzt haben alle Schwenninger wieder die gleiche Uhrzeit", freut sich Ehlert.