Hans-Peter Schreijäg (hintere Reihe, links) und Claus Seitler (Dritter von rechts) mit den Studierenden im Druckzentrum Südwest. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Studierende der Dualen Hochschule diskutieren mit Chefredakteur Hans-Peter Schreijäg im Druckzentrum Südwest

Schwarzwald-Baar-Kreis (fsk). "Wie schaffen wir es, bei den Lesern weiterhin Appetit auf Zeitung zu machen?"

Diese Frage stellte Hans-Peter Schreijäg, Chefredakteur des Schwarzwälder Boten, an den Ausgangspunkt einer Diskussion mit Studierenden der Dualen Hochschule Baden-Württemberg im Druckzentrum Südwest in Villingen-Schwenningen.

Dabei hatte er die Print-Ausgabe ebenso im Blick wie das E-Paper auf Tablet oder Smart-Phone.

Könnte es angesichts digitalen Überdrusses sogar "Kult" werden, die gedruckte Zeitung zu lesen? Längst ist das Smartphone schließlich Alltagsgegenstand geworden. Und warum sollte die Tageszeitung dann nicht ihre alten Stärken ausspielen? Thesen des Chefredakteurs für einen spannenden Gedankenaustausch mit den Studenten. Jedenfalls ist Schreijäg überzeugt, dass die Einschätzung und Einordnung von Nachrichten als Service auch in Zukunft von Lesern wie Usern mehr geschätzt werden wird als die endlose Aneinanderreihung von Nachrichten im Web.

Allerdings sprach Schreijäg vor den Studierenden des Studiengangs Mittelständische Wirtschaft auch die kritischen Fragen im Medienwettbewerb an. Bleibt das Geschäftsmodell Tageszeitung lukrativ, wie lassen sich Online-Angebote zu wirtschaftlich erfolgreichen zusätzlichen Standbeinen für Medienhäuser entwickeln? Die Branche scheint sich selbst nicht schlüssig, welchen Weg sie einschlagen soll: Bezahlschranken im Internet oder hohe Reichweiten, die Online-Angebote noch attraktiver für die Werbewirtschaft machen?

Der Schwarzwälder Bote als eine der großen Tageszeitungen in Baden-Württemberg arbeitet derzeit nicht mit Bezahlmodellen für sein Online-Angebot. Gute journalistische Leistung muss nach Schreijägs Ansicht freilich auch auf digitalen Kanälen wertgeschätzt werden. Der Reiz der gedruckten Zeitung wird nach seiner Einschätzung bleiben. Was gibt es Schöneres, was gibt es Praktischeres am Frühstückstisch als eine Zeitung? Und sei es nur, um hinter der Zeitung sein Gerade-erst-aufgestanden-Gesicht zu verbergen, scherzt er.

Der Chefredakteur, zugleich Geschäftsführer der Schwarzwälder Bote Redaktionsgesellschaft, verwies auf die 180 Jahre zurückreichende Geschichte des Schwarzwälder Boten. 1835, im Vormärz, als um Pressefreiheit in Deutschland gerungen wurde, sei der Schwarzwälder Bote zum ersten Mal erschienen. Gründer Wilhelm Brandecker war damals gerade 20 Jahre alt. Sein Start-up-Projekt Zeitung in dem kleinen Oberndorf am Neckar entwickelte sich rasch zu einer der größten Tageszeitungen in Baden, Württemberg und Hohenzollern.

In der Diskussion ging es auch darum, wie eine regionale Tageszeitung ihre Qualitäten im Wettbewerb mit digitalen Medien, mit Fernsehen und Rundfunk behaupten kann. Dabei ging es um Nachrichtenauswahl, Aktualität. Hintergrundinformation und den Fokus auf regionale und lokale Ereignisse an Beispielen: "Wie nimmt Südbaden den Abstieg des SC Freiburg auf? Was bedeutet das verheerende Feuer in der Großbäckerei in Pfalzgrafenweiler für das Unternehmen, was für die Anwohner?" Die Studierenden, die eine Vorlesung von Schwarzwälder Bote-Redakteurin Felicitas Schück zum Thema Öffentlichkeitsarbeit hörten, wurden anschließend von Claus Seitler durch das Druckzentrum und die aktuelle Produktion geführt.