Fotos: Bloss Foto: Schwarzwälder-Bote

Ewald Baumann steht mit seinem Projekt "Fahrräder für Afrika" bald auf der Straße

Von Mareike Bloss

Rund ein Jahr ist Ewald Baumann mit seinem Projekt "Fahrräder für Afrika" in der Sturmbühlstraße 2 untergebracht. Doch die Tage sind gezählt: Sobald wie möglich muss er raus, weil das Haus abgerissen wird. Wohin mit den unzähligen Fahrrädern? Der Projektleiter ist immer noch fieberhaft auf der Suche.

VS-Schwenningen. Samstagmorgen, kurz nach zehn: Brigitte und Erhard Quattländer laden zwei richtige Schätzchen aus ihrem Auto in der Sturmbühlstraße: "Das sind unsere alten Bianchi-Rennräder", meint Brigitte Quattländer. Sogar nach Tuningen, dem Wohnort des Ehepaars, hat sich die Nachricht von Ewald Baumanns Fahrrad-Annahmestelle zur Verschiffung nach Afrika herumgesprochen. "Wir haben hier mittlerweile Geschichte gemacht", meint Baumann indes schmunzelnd. Denn innerhalb eines Jahres konnte er einiges in Bewegung setzen: Gemeinsam mit afrikanischen Flüchtlingen aus den Asylbewerberunterkünften hat er so viele Räder zur Wiederverwendung in Afrika gesammelt, dass zwei riesige Container damit beladen werden konnten. Zu einer Podiumsdiskussion konnte er zudem den Landtagsabgeordneten Karl Rombach gewinnen.

Und nicht nur das: Auch über Werkzeuge und Nähmaschinen ist Baumann dankbar, denn auch diese fänden in Afrika gute Verwendung. Seine neueste Idee: Gebrauchte Musikinstrumente, die für das Projekt "Musiker ohne Grenzen" in Ghana bestimmt sind. Von den Berliner Philharmonikern hat er sogar vier riesige, ausrangierte Cello-Transportkästen erhalten, die in der Werkstatt auf die erste Beladung mit Musikinstrumenten warten. Er hofft dabei auf die Kooperation mit der Musikhochschule in Trossingen.

Doch während Baumann weiter Pläne für die Unterstützung der afrikanischen Bevölkerung schmiedet, sucht er immer noch fieberhaft nach neuen Räumen für seine unzähligen Räder, die über das dreistöckige Gebäude verteilt stehen. Nach rund einem Jahr Aufenthalt im Haus in der Sturmbühlstraße 2, das zuvor 15 Jahre leer stand und von der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellt wurde, ist nun endgültig Schluss. "Sobald wie möglich muss ich raus", berichtet Baumann. Denn im Zuge der Marktplatzsanierung wird das Gebäude abgerissen.

Bereits seit einigen Monaten hat er das alte City Kino im Visier. Hier könne er sich nicht nur eine Annahmestelle, sondern auch ein Repair-Café für Schüler des Technikunterrichts vorstellen. Auf finanzielle Unterstützung sei das Projekt dabei auf jeden Fall angewiesen. Die Pläne, mit dem Radlager ins ehemalige Mangin-Gelände zu ziehen, hatten sich kurzfristig zerschlagen. "Ich weiß wirklich nicht, wie sich das Ganze weiter entwickeln soll", gibt sich Baumann bedenklich. Und auch die Stadt könne ihm derzeit nichts anbieten.

Indes bringt eine Schwenningerin ein weiteres gebrauchtes Fahrrad und lässt sich durch das Haus führen. "Ich werde mich mal umhören", sagt sie, als sie von Baumanns Misere hört.

Weitere Informationen: musikerohnegrenzen.de. Ewald Baumann ist erreichbar unter der Telefonnummer 0151/15 29 24 07.