Die Volkshochschul-Lehrerin Liliya Smirnova ist Multilinguistin und will ihr Talent weitergeben

Von Mareike Bloss

VS-Schwenningen. Sie spricht fünf Sprachen und versucht, eine ihrer Muttersprachen an die Schüler der Volkshochschule weiterzugeben: Die Ukrainerin Liliya Smirnova ist eine Multilinguistin und unterrichtet an der VHS in der Metzgerstraße Russisch.

Das kyrillische Alphabet ist der wohl größte Unterschied, den es zwischen den slawischen und den germanischen Sprachen gibt. Und auch der fünfköpfige Anfänger-Russischkurs, der sich Mittwoch abends in der VHS trifft, hat damit seine liebe Not. Tipp der jungen Lehrerin: "Das kann man nur auswendig lernen. Und dann heißt es: üben, üben und nochmals üben. Und sprechen natürlich."

Sprechen, und das noch in unterschiedlichen Sprachen, ist Smirnovas Leidenschaft. Kein Wunder: Bei einer ukrainischen Mutter und einem russischen Vater ist Liliya Smirnova bereits mit zwei Muttersprachen aufgewachsen. Und hat zudem an der Universität in Lemberg englische Linguistik studiert. Doch dem nicht genug: Kroatisch hat sie zusätzlich in ihr Repertoire mit aufgenommen. Denn: Ihr Mann, durch den sie vor drei Jahren nach Deutschland gekommen ist, ist kroatischer Abstammung. "Zu Hause sprechen wir mittlerweile drei Sprachen", sagt die Multilinguistin und lacht. Ihrem einjährigen Sohn Luka hat sie das Sprachtalent auch schon in die Wiege gelegt.

In Deutschland ein neues Leben aufzubauen, war für sie mit großen Umstellungen verbunden, erzählt Smirnova. "Am Anfang war alles komisch und fremd. Aber irgendwann gewöhnt man sich natürlich an alles."

Der Rest ihrer Familie und viele ihrer Freunde wohnen noch in der Ukraine; per Skype werde aber der Kontakt regelmäßig gehalten.

Was ist für die Osteuropäerin der größte kulturelle Unterschied zwischen Deutschland und ihrer Heimat?

"Die Feiertage, besonders Weihnachten. Wir orthodoxen Christen feiern das Fest erst am 7. Januar, wenn hier die Ferien schon wieder vorbei sind. Und leider dann auch keine Weihnachtsbäume mehr geschmückt sind", erläutert Smirnova.

Was sie an der WeihnachtsTradition hier vermisse, sei der Brauch, von Tür zu Tür, also von Familie zu Familie zu gehen. Insgesamt, so die Wahl-Villingerin, sei das Zwischenmenschliche bisher noch auf der Strecke geblieben: "Die Deutschen sind zwar offen für Freunde, aber verschlossen vor Fremden."

Im Russischkurs rauchen derweil weiterhin die Köpfe. Die Aussprache und die Schreibweise von russischen Berufsbezeichnungen stehen heute im Fokus des Unterrichts. "In der Ukraine habe ich mir nie vorstellen können, als Lehrerin zu arbeiten. Aber oft kommt es dann doch anders als erwartet", sagt die Dozentin schmunzelnd.

Hat Liliya Smirnova schon irgendwelche Zukunftspläne für sich und ihre kleine Familie geschmiedet? "Ich denke, dass wir auf jeden Fall hier bleiben werden. Mein Ziel ist es, mein Diplom in Deutschland anerkennen zu lassen. Und noch weiter erfolgreich Deutsch zu lernen und zu sprechen."