Miriam und Uwe Hilsenbeck achten auf die Qualität ihrer Backwaren. Sie vertrauen auf ihre Kunden, denen hochwertige Rohstoffe wichtig sind. Foto: Palik Foto: Schwarzwälder-Bote

Bäckereien: Wer hochwertige Ware will, kauft weiterhin beim lokalen Bäcker / Immer weniger Lehrlinge

Von Denise Palik

Großbäckereien und Discounter sind in Villingen zur Bedrohung von lokalen Bäckereien geworden. Auch die rückläufigen Lehrlingszahlen bereiten Probleme.

VS-Villingen. Immer mehr Großbäckereien, aber auch die Backwarenangebote an Tankstellen oder in verschiedenen Discountern bedrohen die wenigen Bäckereien, die immer noch selbst backen. Auch in Villingen ist das nicht anders.

"Viele Kunden sind einfach bequem", weiß der Inhaber der Bäckerei Hettich, Siegfried Greiler. "Wenn sie in der Villinger Innenstadt sind, kaufen sie eben bei einem der Großbäcker, anstatt noch einmal extra zu uns zu fahren." Er könne für den Preis, den die Großbäcker anbieten, nicht einmal produzieren. Außerdem müsse man Bäcker ausbilden und verwende hochwertigere Rohstoffe, weshalb der Preis nach oben geht.

"Es ist viel Handarbeit, die in unseren Waren steckt"

"Es ist viel Handarbeit, die in unseren Waren steckt", erklärt Greiler. "Viele unserer Kunden wissen das und schätzen unsere Arbeit." In seinem Laden in der Kirnacher Straße können die Kunden auch in die Backstube schauen. "Da sind viele dann fasziniert, was alles dahinter steckt. Und wer auf die Qualität achtet und wissen möchte, was drin ist, der entscheidet sich bewusst für uns."

Ähnliche Erfahrungen hat auch Klaus Tritschler in seiner Bäckerei in der Görlitzer Straße gemacht. "Die Qualität muss bestmöglich sein", meint er. Nur so könne der Kunde überzeugt werden, mehr für die Backwaren auszugeben. Einmal im Jahr bietet Tritschler gemeinsam mit der Volkshochschule einen Kurs an, in welchem er die Interessierten drei Stunden durch seine Backstube führt. "Das wird super angenommen, die Leute kommen von überall aus der Region."

Außerdem nutze er viele Möglichkeiten und spreche mit seinen Kunden über dieses Thema. "Wenn die Bäcker alle wegsterben, ist auch ein Teil des Vertrauens weg", ist sich Tritschler sicher.

Eine interessante Beobachtung konnten Miriam und Uwe Hilsenbeck, die Inhaber der Bäckerei in der Konstanzer Straße, machen. "Gerade die Kunden, die eher weniger verdienen, achten sehr auf die Qualität", erklärt Uwe Hilsenbeck. Trotzdem merke man natürlich, dass viele Menschen eher günstige Produkte an Tankstellen oder in Discountern kaufen.

Manuel Beha hat in seiner Bäckerei in der Kanzleigasse allerdings positive Erfahrungen gemacht. "Als es mit diesen Großbäckern angefangen hat, hat man schon einen Rückgang gemerkt", erzählt er. "Allerdings gab es bei uns vor zwei Jahren einen starken Rücklauf. Die Menschen vertrauen ihrem Handwerksbetrieb und möchten wissen, was in ihren Lebensmitteln drin ist. Das ist unser Vorteil."

Auch Inhaber Werner Leute ist seiner Aussage nach vom Problem durch die Großbäckereien nicht betroffen. "Wir haben eine andere Zielgruppe", stellt er fest. Seine Bäckerei Am Warenberg sei auf Bio-Produkte spezialisiert. "Viele Allergiker oder Familien, die reine und gesunde Produkte wollen, kommen zu uns."

Ein weiteres Problem, mit dem die Villinger Bäckereien zu kämpfen haben, sind die zurückgehenden Lehrlingszahlen. "Bei den Bäckern und den Verkäufern sieht es wirklich schlecht aus", meint Miriam Hilsenbeck. "Junge Leute finden den Job nicht attraktiv, sie wollen nicht mitten in der Nacht und am Wochenende arbeiten."

Werner Leute kennt dieses Problem ebenfalls. "In einem Jahr höre ich auf. Mein Sohn ist ebenfalls Bäckermeister, aber wenn er die Bäckerei übernimmt, muss das auch die Familie mittragen." Das sei nicht selbstverständlich. Klaus Tritschler meint dazu: "Heutzutage will oder soll jeder studieren, obwohl nicht jeder dafür geeignet ist. Deshalb brechen nicht nur Bäckerlehrlinge weg, sondern sämtliche handwerkliche Berufe verlieren ihre Auszubildenden."