Johannes Probst Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Junge niederlassungswillige Mediziner sind Mangelware / Engpässe gibt es vor allem im ländlichen Bereich

Villingen-Schwenningen (kib/sas). Gesundheitsreformen und Budgets machen niedergelassenen Ärzten nicht nur das Leben, sondern auch die Suche nach einem Nachfolger schwer. Während das Oberzentrum mit 110 Prozent niedergelassener Ärzte "überversorgt" ist, fehlen diese im ländlichen Bereich.

"Besonders in Königsfeld, Triberg, Schonach und Schönwald werden händeringend Ärzte gesucht", erklärt Johannes Probst von der kassenärztlichen Vereinigung. Dabei sei die "Talsohle" noch nicht erreicht. Selbst das Schwarzwald-Baar-Klinikum habe Probleme, Assistenzärzte zu finden. "Hier hat die Politik das Gesundheitssystem kaputt gespart. Deshalb gehen viele junge Ärzte in Nachbarländer wie die Schweiz."

Junge, niederlassungswillige Mediziner sind Mangelware, stellt auch ein Facharzt fest, der sich eigentlich zur Ruhe setzen will und namentlich nicht genannt werden möchte. "Es ist mir ein Rätsel", sagt er. Die banale Erklärung: "Als angestellter Arzt im Krankenhaus kann man krank machen, als niedergelassener ist man Unternehmer und verdient bei Ausfällen kein Geld." Dabei genieße man in der eigenen Praxis durchaus Privilegien. "Man ist sein eigener Herr, kann Dienst und Urlaub frei einteilen und verdient immer noch gut." Vor mehreren Jahrzehnten war er aus dem Klinikdienst ausgestiegen. An der Situation im Krankenhaus habe sich seither wenig verändert: "Die Ärzte müssen Dienste schieben bis zum Umfallen", sagt er.

Er könne die aktuelle Diskussion über zu lange Wartezeiten nicht nachvollziehen: "Wer akut krank ist, kommt auch bei einem Facharzt sofort dran." Seit 20 Jahren richteten sich "Reform um Reform" gegen die Ärzte, ärgert sich der Mediziner. Auch Probst sieht darin eine "Regulierungswut, die über das System hinausschießt." Die Diskussion sei vielmehr ein Indiz, dass immer mehr Patienten Fachärzte aufsuchten und dadurch längere Wartezeiten entstünden. Deshalb brauche es noch mehr Fachärzte.

Den Mangel an Allgemeinmedizinern im Kreis versuche man bereits auszugleichen. Dafür gebe es eine Verbundweiterbildung, bei der ein Allgemeinmediziner die Ausbildung am Klinikum und in Praxen durchlaufen kann. Ein weiteres Hindernis sei die Präsenzpflicht gewesen. Ohne diese könne ein Arzt beispielsweise in Schonach eine Praxis betreiben, aber in Villingen wohnen, so Probst.