Fasziniert von der Großkatze Luchs: Karl-Heinz Klein bei seinem Vortrag im Schwenninger Umweltzentrum. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder-Bote

Natur: Vorsitzender des Vereins "Luchs-Projekt Pfälzerwald/Vosges du Nord" berichtet im Umweltzentrum über Forschungsprojekt

VS-Schwenningen. Bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts ist der Luchs aus Deutschland vertrieben. Schon seit vielen Jahren wünscht sich die Luchs-Initiative Baden-Württemberg dessen Wiederansiedelung. Wie dies realisiert werden könnte, illustrierte ein Vortrag im Umweltzentrum Schwenningen.

Als Referent hierzu eingeladen war der Vorsitzende des Vereins "Luchs-Projekt Pfälzerwald/Vosges du Nord", Karl-Heinz Klein. Dem seit 2010 bestehenden Verein ist es mit großem Aufwand gelungen im vergangenen Sommer im dortigen Biosphärenreservat drei Tiere und im aktuellen Frühjahr ein weiteres Tier auszuwildern.

Schnell wurde in dem gut besuchten Vortrag deutlich, dass weniger die Luchse für das Vorhaben das eigentliche Problem darstellten als vielmehr menschliche Interessen. Zwar ist das bis zu 30 Kilogramm schwere, naturgeschützte und vom Aussterben bedrohte Tier für den Menschen nicht gefährlich, wohl aber für Wild sowie Schafe und Ziegen. Dementsprechend finde sich großer Widerstand bei den Jagdverbänden und Vertretern der Viehwirtschaft.

Bei den Jagdverbänden habe man oft das Motto gehört: "Wir sind für den Luchs – wenn er selbst kommt." Genau dies sei aber nicht möglich, da das Tier nicht besonders geschickt im Erobern neuer Reviere sei. Ins Boot zu holen vermochte die Initiative die Jagd- und Züchtervertreter jedoch mit der Aussicht, Schäden ersetzt zu bekommen.

Nach viel Vorarbeit und politischen Initiativen habe schließlich ein 2,5 Millionen Euro umfassendes Landesprojekt mit 50-prozentiger finanzieller Unterstützung der EU starten können, welches die aktuelle Auswilderung nun ermöglichte. Das bis auf 2020 datierte Projekt setze sich zum Ziel, 20 Tiere in der dortigen Region anzusiedeln. Damit sei es aber nicht getan, denn weniger der Transfer der Tiere (drei von ihnen stammen aus der Slowakei und eines aus der Schweiz) koste Geld, sondern die wissenschaftliche Begleitung. Wie wichtig diese sei, wies Klein anhand vieler Beispiele nach. So sind die ausgewilderten Luchse mit GPS-Halsbändern versehen, welche zu variablen Taktzeiten deren Aufenthalt übermitteln, aus welchem das Revierverhalten und viele weitere Daten abgeleitet werden können. Peter Willmann, Vorsitzender der ins Umweltzentrum einladenden Luchs-Initiative Baden-Württemberg, war es abschließend wichtig, zu betonen, mit der Jägerschaft weiterhin im Gespräch zu bleiben und auch bereits konkrete Räume für eine potenzielle Wiederansiedelung zu benennen. Betont wurde in der Versammlung, dass die Wahrscheinlichkeit einer dauerhaften Ansiedelung umso größer sei, je mehr Gebiete beteiligt seien, da sonst der Genpool für die Tiere auf Dauer kaum ausreiche.

Bis über einen Meter lang kann die Großkatze Luchs werden und dabei bis zu 30 Kilogramm Gewicht erreichen. Für den Menschen gefährlich sei sie jedoch nicht. Bislang gebe es in jenen Bereichen, in welchen das Tier wieder- oder noch immer angesiedelt ist, keinen einzigen Vorfall in dieser Richtung, so Karl-Heinz Klein. Bis auf die Paarungszeit seien Luchse jeweils Einzelgänger mit einer Reviergröße zwischen 100 und 500 Quadratkilometer. Dennoch siedelten sie sich ungern völlig fernab ihrer Artgenossen an. Aufgrund ihrer versteckten Lebensweise würden die Tiere mit einer Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren vom Menschen kaum wahrgenommen.