Im Sitzungssaal des Landratsamtes fand gestern Abend die Einbürgerungsfeier statt. Links Raghavendar Kuberan. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Einbürgerungsfeier im Landratsamt / Thorsten Frei: "Demografischer Wandel ist Chance"

Von Felicitas Schück

Schwarzwald-Baar-Kreis. "Akzeptanz ist nicht nur das, was wir von anderen erwarten", sagte Raghavendar Kuberan.

Der Maschinenbauer indischer Herkunft ist des Berufs wegen nach VS-Pfaffenweiler gezogen. Dort lebt er seit dreieinhalb Jahren und wurde Mitglied der dortigen Feuerwehr, bevor er seine Urkunde als deutscher Staatsbürger erhielt. 19 Personen erhielten gestern Abend von Landrat Sven Hinterseh ihre Einbürgerungsurkunden, außerdem Kulturpass und Almanach. Vom Bundestagsabgeordneten Thorsten Frei gab es noch eine Ausgabe des Grundgesetzes. Eingeladen waren alle 286 Personen, die von Juli 2013 bis Juli 2014 im Kreis eingebürgert worden sind, darunter sogar eine Freiburgerin. Die Einbürgerungsfeier fand so viel Zuspruch wie selten, neben Bürgermeistern sah man Kreisräte, Schulamt und sogar einen Vertreter des Polizeipräsidiums Tuttlingen. "Ich bin dankbar, dass wir die siebte Einbürgerungsfeier im Kreis veranstalten können. Wir sind happy, dass wir Sie willkommen heißen dürfen", erklärte Hinterseh. "Deutschland sagt ›ja‹ zu Ihnen, sagen Sie ›ja‹ zu Deutschland" rief er den neuen Staatsbürgern zu.

" Wunderbares Land"

"Wir können stolz darauf sein, dass wir eine so eine gute liberale Verfassung haben", erklärte der Landrat und sagte, Deutschland sei mittlerweile ein Einbürgerungsland. "Wir sollten die Einbürgerung als Chance sehen."

Thorsten Frei erklärte, dass so viele Menschen Deutsche geworden seien, sei nicht selbstverständlich, "sondern etwas Besonderes". Es sei wichtig, Teil einer aktiven Bürgergesellschaft zu werden. "Wir können stolz und froh sein, dass Sie sich zu Deutschland bekennen" sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete und betonte: "Ich finde, dass Deutschland ein wunderbares Land ist." Die neuen Staatsbürger kämen nach Deutschland "in eine Gesellschaft, die Sie braucht, weil unsere Gesellschaft mit Ihnen bunter, offener, vielfältiger und leistungsfähiger wird".

Die demografische Herausforderung sei eine große Chance, weil der Arbeitsmarkt händeringend Fachkräfte suche, sagte Frei. Er glaube, dass der eigentliche Wert der Gesellschaft beinhalte, "dass Menschen mehr tun als das, wozu sie verpflichtet sind". Es sei außerdem wichtig, dass die im Ausland erworbenen Abschlüsse in Deutschland anerkannt würden.

Als außerordentlich wichtig bezeichnete Raghavendar Kuberan, der seit neun Jahren, einem Monat und einem Tag in Deutschland lebt, die Sprache. Er schilderte, wie am Bahnhof angekommener sei und nur durch Zufall an der richtigen Haltestelle ausstieg, weil es die Endstation war. Mit dem Begriff "Sechskantmutter" hatte Kuberan dann, inzwischen mit einem Mastertitel Fertigungsleiter ausgestattet, Übersetzungsprobleme. "Wenn Sie dann Deutsch gelernt haben und aus beruflichen Gründen in den Schwarzwald wechseln, stellen Sie fest: Hier spricht kein Mensch deutsch."

"Ubi bene, ibi patria " kommentierte Landrat Hinterseh und freute sich, dass Kuberan sich in Pfaffenweiler wohlfühle.

Die Veranstaltung wurde von der Schulband Deutenberg-Gymnasium, der Kindertanzgruppe Las Peques aus Blumberg und der Twirling-Gruppe MMC Villingen umrahmt. Für kulinarische Genüsse sorgte die Hotelfachschule, bevor alle neuen Staatsbürger stehend die deutsche Nationalhymne sangen.