Sie wollen die Praktiken der Krankenkasse DAK Gesundheit nicht länger hinnehmen: (Von links) Jaline Maier, Günther Sänger, Monika Fadhila, Silke Seiler und Achim Gauger. Foto: Streck Foto: Schwarzwälder-Bote

Krankenkasse DAK Gesundheit verweigert Leistungen in der häuslichen Pflege

Von Sabine Streck

Schwarzwald-Baar-Kreis. Das Verhalten der Krankenkasse DAK Gesundheit steht seit Wochen bundesweit in der Kritik. Jetzt hat auch die Diakonie ambulant des Schwarzwald-Baar-Kreises die Praktiken der Krankenkasse bei der häuslichen Pflege angeprangert.

"Nun hat sich die Situation in unserem Einzugsgebiet zugespitzt", meint Monika Fadhila vom fachlichen Vorstand der Diakonie ambulant. Die drei Beispiele, die sie nennt, seien nur die Spitze des Eisbergs. "Wir müssen etwas machen, sonst gibt es große Probleme", meint Günther Sänger, kaufmännischer Vorstand der Diakonie ambulant.

Eine Patientin, die von der Diakonie ambulant in ihrem Zuhause versorgt wird, sei auf intravenöse Ernährung angewiesen. Die

DAK Gesundheit habe diese Leistung abgelehnt, obwohl die Patientin aufgrund ihrer Erkrankung nicht in der Lage sei, selber zu essen. Eine andere Patientin liege im Koma, könne nicht abhusten und müsse mindestens einmal täglich abgesaugt werden. Diese Behandlung sei von der Krankenkasse nur einmal wöchentlich genehmigt worden.

Beim dritten Fall wurden einem Patienten Kompressionsverbände zur Vermeidung von Thrombosen verweigert, obwohl er bereits eine Lungenembolie hatte. In allen drei Fällen bestehe eine lebensbedrohliche Situation, meint die Diakonie.

Ganz offensichtlich stecke hinter diesen Praktiken Methode, vermutet Sänger.

Alleine die Diakonie hat in den vergangenen zwei Monaten 69 solcher Fälle aufzuweisen. Nur bei einem Patienten sei die Leistung genehmigt worden. Achim Gauger von der katholischen Sozialstation Hochschwarzwald vermeldet 40 Ablehnungen, das seien 95 Prozent der Fälle. Ähnliches meldet Silke Seiler von der katholischen Sozialstation Villingen-Schwenningen. Von 54 betreuten Patienten, die bei der DAK versichert sind, gebe es 20 Ablehnungen.

Für Günther Sänger ist klar, dass damit Kosten gespart werden sollen, ganz offensichtlich sei die Krankenkasse nicht an alten und kranken Menschen interessiert, denn genau diese Gruppe sei betroffen – Menschen, die sich nicht wehren können. In ihrer schwierigen Situation würden die meisten Betroffenen deshalb auch keinen Widerspruch einlegen.

Die Diakonie könne nichts gegen solche Verstöße gegen geltendes Recht unternehmen.

Derzeit fange die Diakonie solche Extremfälle noch auf, indem sie die Leistungen kostenlos erbringe, "aber das hat Grenzen", so Sänger. "Wir können nicht ewig zu warten." Und es sei auch nicht vorgesehen, dass die Diakonie aus ihrem christlichen und humanistischen Selbstverständnis dies weiter mache.

Die DAK Gesundheit argumentiert damit, dass sie schwarze Schafe bei den Pflegedienstleistern entdeckt habe. In Baden-Württemberg bewillige sie derzeit rund 94 Prozent aller gestellten Anträge auf häusliche Krankenpflege. Die Hamburger Zentrale verweist darauf, dass die Leistungen zur häuslichen Pflege zweckmäßig und wirtschaftlich zu erbringen seien.

Voraussetzung für eine längerfristige Bewilligung ist, dass die Betroffenen einen Fragebogen ausfüllen müssen. Darin will die Kasse wissen, wer im persönlichen Umfeld des Patienten lebt, ob neben Angehörigen auch Freunde und Nachbarn dazu gehören. Für Monika Fadhila unvorstellbar, dass Angehörige oder Nachbarn die Patienten beispielsweise auch spritzen sollen. Das sei Aufgabe des Fachpersonals der Pflegedienste.