Mariagrazia de Felice (von links, Personalabteilung), Carolina Palermo, Isabelle Farca (Personalabteilung), Anna Conte und Christa Dietel berichten. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Klinikum: Italienische Fachkräfte fühlen sich im Team wohl und wollen bleiben / Die Pasta ist aber nicht immer al dente

Es gibt schon kulturelle Unterschiede zwischen Italien und Deutschland. Zum Beispiel die Pasta, die in Deutschland nicht immer al dente ist. Und dass der Pflegeberuf in Italien an einer Universität studiert werden muss.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Doch die 25-jährige Carolina Palermo und die 26-jährige Anna Conte bereuen es nicht, aus Sizilien, beziehungsweise Apulien, nach Deuschland gekommen zu sein. "Das Klinikum hat uns ein großes Geschenk gemacht", meinen die beiden studierten Pflegekräfte, die nach intensiven Sprachkursen schon recht gut deutsch sprechen. Christa Dietel, leitende Pflegedirektorin des Schwarzwald-Baar-Klinikums, hatte aufgrund des Fachkräftemangels Vorstellungsgespräche in Neapel geführt. 14 ausgebildete Pflegekräfte, sowohl Männer als auch Frauen, entschieden sich für ein Leben in Deutschland. Seit Mai arbeiten sie im Schwarzwald-Baar-Klinikum, nachdem sie in Stuttgart Deutsch gelernt hatten. Dort erhielten sie bereits einen ersten Einblick in die deutsche, beziehungsweise schwäbische Mentalität. Wenn sie im nächsten Jahr eine Sprachprüfung bestehen, wird ihr italienischer Abschluss voll anerkannt.

Arbeit macht Spaß

"Die Arbeit macht viel Spaß", sagt Carolina Palermo. Sie ist mit Begeisterung Kinderkrankenschwester auf der Frühgeborenenstation des Schwarzwald-Baar-Klinikums. Vor zwei Jahren hat sie ihr Bachelor-Diplom gemacht. "In Sizilien gibt es keine Arbeit für Kinderkrankenschwestern", erzählt sie. "Hier ist es gut, ich bin zufrieden."

Wie lange sie bleiben möchte? Carolina Palermo überlegt: "Unser Vertrag ist für das ganze Leben. Im Moment ist alles in Ordnung. Ich könnte mir vorstellen, 15 Jahre hier zu sein." Sie habe hier ein neues Leben, neue Freunde gefunden. Und eine Wohnung in Villingen, die sie mit zwei Kolleginnen teilt. 20 Minuten vom Bahnhof entfernt. Lediglich der letzte Bus stellt ein Problem dar. Er fährt um kurz nach Mitternacht, der Spätdienst endet meist aber noch später.

Die deutschen Pflegekräfte, so erzählt Christa Dietel, seien mit eigenem Auto unterwegs. Die italienischen meist nicht. Anna Conte ist eine Ausnahme. Die Pflegekraft in der Gefäßchirurgie verfügt über ein eigenes Fahrzeug. Zehn Minuten vom Klinikum entfernt hat sie eine Wohnung in Schwenningen gefunden. "Es ist nichts Besonderes, aber ich fühle mich wohl", sagt sie.

Die Arbeit einer Krankenschwester in Italien sei oftmals mit viel Verantwortung verbunden, erzählen die beiden Italienerinnen. Sie haben in ihrer Heimat schon Arbeiten gemacht, die in Deutschland den Ärzten vorbehalten sind. Das Studium umfasse auch Theorie und Forschung. Hier in Deutschland fühlen sie sich vom jeweiligen Team im Klinikum gut aufgenommen.

Leben ist spannend

Anna Conte hat in Italien drei Jahre als Krankenschwester gearbeitet, danach als Privatkrankenschwester. Sie habe in Apulien für 100 Prozent Tätigkeit ungefähr so viel verdient wie hier für 90 Prozent. "Norditalien ist besser, aber die Lebenshaltungskosten sind höher", erzählt Conte. Sie möchte nicht zurück. "Es ist schwer, meiner Mutter klar zu machen, dass ich in Deutschland bleiben will", sagt die Älteste von fünf Geschwistern. Obwohl sie aus Valetta kommt, einer Stadt mit 100 000 Einwohnern in Apulien, findet sie das Leben in Deutschland spannender.

"Valetta, das ist Meer und Sonne", hebt sie hervor, was in Deutschland manchmal fehlt. "Manchmal möchte ich gerne mehr Sonne, aber ich finde, dass Deutschland mit Sonne echt toll ist.". "Gute Personen" gebe es schließlich überall, meint sie. Und sie ist überzeugt: "Ich glaube, die Mentalität in Deutschland ist gut"

Gibt es kulturelle Unterschiede? "Viele", so die Antwort der beiden. Es beginnt beim Essen. Carolina Palermo mag zwar die Bolognese-Pasta in der Kantine des Klinikums, kocht aber ansonsten lieber selbst. "In Deutschland wird viel mit Soße gekocht, unsere Küche ist einfacher", sagt

Carolina stammt aus Francofonte, einem kleinen Ort direkt am Meer in Sizilien. Für sie sind regelmäßige Urlaube mit der Familie wichtig.

"Ich finde das mutig, Tausende von Kilometern entfernt eine neue Heimat zu suchen", sagt Christa Dietel. Die italienischen Pflegekräfte hätten hier die Möglichkeiten, fachspezifische Weiterbildungen zu machen.

"Der Tenor ist schon, dass sie bleiben möchten", erzählt Christa Dietel von den anderen zwölf Italienern, die im Klinikum Arbeit gefunden haben: Insgesamt acht Pflegekräfte für die Allgemeinmedizin, zwei OP-Schwestern, eine Hebamme, zwei Kinderkrankenschwestern und eine Fachkraft für die Kardiologie sind hierhergekommen.

Paare haben sich gefunden

"Wir haben auch Paare hier und solche, die sich hier zusammengefunden haben", berichtet die Pflegedirektorin. Manche hätten ihre Lebensgefährten mitgebracht. Die Wohnungssuche war nicht immer unkompliziert: Für einige wurden in Schwenningen WG-Zimmer gefunden, für Paare aber waren Zwei-Zimmer-Wohnungen notwendig. "Es ist nicht einfach, möblierten Wohnraum in dieser Größe zu finden", sagt Christa Dietel, "zumal wir nicht auf Ortsteile von Villingen oder Umlandgemeinden ausweichen konnten, weil die meisten kein Auto haben". Aber schließlich wurden alle untergebracht.