Ein Foto mit dem Kabarettisten Willy Astor (rechts) fürs Familienalbum – der bayrische Wortkünstler war in der Neuen Tonhalle in Villingen auch dafür zu haben. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Willy Astor fordert sein Publikum in der Neuen Tonhalle heraus / Und er spielt gigantisch gut Gitarre

Von Birgit Heinig

VS-Villingen. Willy Astor ist ein Schatz! Zwar riskiert man in seiner Anwesenheit einen "Zwerchfelldurchbruch", doch das Training allein des "Musculus risorius" (Lachmuskel) bringt einen gesundheitlichen Mehrwert.

Und es macht einfach einen Riesenspaß, den Wort-Jongleur zu erleben. So wie es am Sonntagabend rund 800 Menschen in der Neuen Tonhalle taten.

Wenn Willy Astor loslegt, werden auch die grauen Zellen seiner Zuhörer heftig in Wallung gebracht. "Man muss aufpassen wie ein Heftlesmacher", stöhnt eine Dame in der Pause, schon ganz ermattet von Astors neuem Programm "Reim Time – Astors neuer Wörtersee".

Springen Sie in Pfützen,Lachen sind gesund

In der Tat – wenn der bayerische Wort-Artist loslegt, sitzt jedes Wort, allerdings nicht so, wie man das so landläufig gewohnt ist. "Jetzt lach’ doch asthma" – darum braucht Astor gar nicht lange zu bitten, und auch seine Empfehlung "Springen Sie in Pfützen, denn Lachen sind gesund" wird sofort umgesetzt.

Nach dem obligatorischen Aufs-Korn-Nehmen der ersten Reihe – "schlaft ihr miteinander? Geht mich ja nichts an, aber die Leute wollens’s halt wissen" – erzählt Astor auf der Bühne aus seinem Leben und spielt dazu Gitarre.

Beim Besuch einer Modenschau begegnet ihm der neue "Schnepf-Look", und er fragt sich angesichts des seltsamen Laufstils des Models "ob die Miss muss?" Seine Schwester hat sich im "Naturheil verfahren", er fliegt gerne nach Holland, weil man dort so gut "niederlanden" kann, sein Bettgenosse kürzlich im Krankenhaus hieß mit Nachnamen Eckel und trug den Vornamen Claude.

Besonders anspruchsvoll – für Künstler und Publikum gleichermaßen – wird es, wenn Astor in seinen Geschichten in jedem Satz eine Spirituose, den Namen einer Berühmtheit oder einer Automarke versteckt.

Mit FeuerzangenBohlen jagen

Dazu kommt er auf die Idee "mit glühend heißen Feuerzangen Bohlen zu jagen", in seiner Promi-WG spielt er mit Günter Maria "Halma" oder schaut mit Cameron "Dias" und die Antwort seines Metzgers auf die Frage, ob er ihm ein kleines Schaf leihen könnte, lautet "Lamm borg i nie".

Willy Astor spielt gigantisch gut Gitarre. Wenn er nicht reimt, dann singt er: vom Reh mit Namen "Gister", das so gerne in den Bäumen abhängt und daher als "Hänge-Reh-Gister" bekannt ist, über Ungerechtigkeiten wie "Ümmer bist du der Bestümmer" oder er dichtet in seinem Senioren-Medley bekannte Titel um wie "See you later, my rollator". Er singt von den "Pupertieren", die auch als schlecht hörende "Teenny-Tussis" in Erscheinung treten und von den "Tomaten aus Geldau", den "Geldautomaten".

Seine allerletzte Zugabe gibt den Blick frei, auf einen ganz anderen Willy Astor: den gefühlvollen, nachdenklichen, leisen Musiker. Er zupft auf der Gitarre seine musikalische Version von Jules Vernes "20 000 Meilen unter dem Meer" – Cooldown für "Musculus risorius".