Mechthild Wohnhaas-Ziegler und Maria Noce (von links) freuen sich, dass Harry Ohlig für das Projekt Sternschnuppe am 10. Februar und am 21. Mai einen Halbmarathon laufen wird. Maria Hanßman und Thomas Bartsch werden das Team unterstützen. Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Laufen für einen guten Zweck: Am 10. Februar umrundet Harry Ohlig das Hospiz Via Luce

Harry Ohlig war bis 2013 Geschäftsführer einer Singener Disko, er war Kettenraucher, verdiente viel Geld, war ein Name im Event-Marketing und hatte Übergewicht. Am 10. Februar läuft er seinen tausendste Halbmarathon.

VS-Schwenningen. Der Prozess des Umdenkens begann für Harry Ohlig, als er in der Diskothek eine Veranstaltung machte für Menschen mit Behinderung und ein Mädchen mit Mukoviszidose kennenlernte, das im Folgejahr im Alter von nur neun Jahren starb.

Nach langen Gesprächen mit den Eltern reifte in ihm immer mehr der Gedanke, etwas zu tun und zwar mit allen Konsequenzen. Jetzt besuchte er Maria Noce und ihr Team im Hospiz Via Luce und kündigte seinen 1000. Halbmarathon an, den er am 10. Februar auf einer Rundstrecke um das Anwesen von Maria Noce laufen will.

Er hofft, dass viele interessierte Menschen, ob Sportler oder Nichtsportler, alt oder jung, mit ihm laufen – und wenn es nur eine halbe Runde ist. Er wird T-Shirts für zehn Euro zugunsten des geplanten Kinderhospizes verkaufen und hofft auf viele Spenden. Am 21. Mai wird Ohlig wieder in Schwenningen bei Maria Noce sein und einen weiteren Halbmarathon, "hoffentlich mit vielen Begleitern", laufen. Das Team von Maria Noce tüftelt noch an einem attraktiven Rahmenprogramm, um möglichst viele Sportler und Nichtsportler, die sich für das geplante Kinderhospiz "Sternschnuppe" begeistern, anzuziehen.

Harry Ohlig blickt zurück, wie er seinen Gedanken, etwas für Kinder, die einen Hospizplatz benötigen, umgesetzt hat: 2012 habe er schon aufgehört zu rauchen, 2013 kündigte er seinen gut bezahlten Job, verkaufte sein Haus und zog die Laufschuhe an. Er sei natürlich total untrainiert gewesen und habe mit fünf bis sechs Kilometern begonnen, bis er es geschafft habe, den Bodensee zu umrunden, und das 30 Mal, berichtet Ohlig. Dabei sei er jeden Tag 21 Kilometer gelaufen, was sehr zeitintensiv gewesen sei.

Zuerst habe er nur ein Jahr laufen wollen (er begann am 10. Februar 2014) – er und seine Familie, Ehefrau Lisa und Tochter Janina mit Sohn Raimund, lebten von dem Ersparten. Nach der Umrundung des Bodensees ging er auf die Reichenau, die er ein Jahr umrundete, so Ohlig.

Er habe sehr gute Kontakte zu großen Firmen gehabt, die er um Spenden für seine gemeinnützige Organisation "Giganica – Hoffnungslauf" bat.

Das sei eine Weile gut gegangen, bis die großen Firmen ihr Interesse an ihm verloren hätten. Und dass sich auch die vielen "Freunde" nach und nach verabschiedeten, nahm er nicht mehr mit großer Verwunderung zur Kenntnis, so Ohlig.

Kleinere Familienfirmen hätten angefangen zu spenden, alle Spenden seien vom ersten Tag an auf ein Sonderkonto nur für Kinderhospize gegangen, betont er. Oft habe er zu Menschen, die erstens nicht wussten, dass auch Kinder manchmal einen Hospizplatz benötigen, gesagt: "Denkt daran, es könnten auch eure Kinder sein."

Er habe bis heute immer wieder dazugelernt, von kranken Kindern und ihren Familien, und eines sei ihm sehr bewusst geworden: "Der beste Lehrmeister ist der Tod." Jeder schiebe gerne den Gedanken an den Tod weit von sich, umso mehr bedürften Familien der Hilfe, deren Kinder viel zu früh dem Tod ins Auge blicken müssten, unterstreicht er.

Auf die Frage, wie er und seine Familie finanziell über die Runden kommen, antwortet Ohlig: "Meine Frau arbeitet, ich arbeite immer wieder stundenweise als Tellerwäscher oder als Bedienung in einem Restaurant". Er bedauere seinen Schritt nicht, auch wenn er immer am Existenzminimum lebe. Und auch seine Familie stehe hinter ihm. Der Gedanke, Kindern und ihren Familien helfen zu können, lasse ihn immer weiter laufen, betont er und nennt Zahlen: Bis dato habe er 983 Halbmarathonläufe absolviert, 20 700 Kilometer zurückgelegt, 1 785 827 Kalorien verbraucht.

Dass er kein Übergewicht mehr auf die Waage bringt, verstehe sich von selbst, und gut Luft bekomme er auch wieder, schmunzelt er. Auch Maria Noce berichtet davon, wie ihre Vision von einem Kinderhospiz vor vielen Jahren begonnen hat. 2004 sei sie einem schwerstkranken Kind begegnet, das sie dann ein Jahr lang jeden Tag ehrenamtlich begleitet habe. So habe sich bei ihr der Gedanke formiert, ein Hospiz für Kinder zu bauen und auch Plätze für die Eltern anzubieten, die ihren Kindern nahe sein möchten.

Sie und ihr Team freuen sich "riesig" auf die beiden Termine am 10. Februar und am 21. Mai mit Harry Ohlig, betont sie. Wer sich für die Geschichte von Harry Ohlig interessiert, kann diese auf der Facebook-Seite von Harry Ohlig einsehen.

Weitere Informationen: zum Thema Kinderhospiz "Sternschnuppe" unter www.hospiz-via-luce.de