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Gibt es Alternativen zur jetzigen Unterkunft für junge, unbegleitete Flüchtlinge in Förderstraße?

Villingen-Schwenningen - Eigentlich ging es um drei K’s: Konsens, Kommunikation und Konfliktlösung. Beim Termin mit Anwohnern und Stadtspitze war aber auch anderes ein Thema: Gibt es wirklich keine Alternative zur jetzigen Unterkunft für junge unbegleitete Flüchtlinge in der Fördererstraße?

Es waren exakt die Themen, die seit Wochen die Anwohner nahe der Unterkunft beschäftigen und teilweise auch spalten: Einem Teil des direkten Umfelds der Neuankömmlinge (seit August leben sie in dem Wohnblock) sind die unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden (Umas) zu laut. Die einen stören sich an nächtlichem Türenschlagen, die anderen an der teils lauten Musik. Einige Anwohner sehen das "Problem mit der Ruhestörung" jedoch gelassener: "Die sind auch nicht lauter als andere", urteilten sie im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten schon vor einiger Zeit. Der zuständige Sozialarbeiter der AWO, Uwe Hüls, zog eine recht positive Bilanz des Austauschs: Jeder strebe eine gute Nachbarschaft an. Dies bedeute aber, dass man sich auch über "mögliche Ärgernisse" intensiv austausche, erläuterte er auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. Auch an diesem Abend warb Hüls um Verständnis für die neuen Mitbürger, die sich in einem völlig anderen Kulturraum zurecht finden müssen: "Das geht nicht von heute auf morgen- Doch wenn es Probleme gibt, dann kommen Sie auf uns zu", appellierte er.

Die Kritik und Klagen an zu viel Lärm haben auch unter den direkten Nachbarn in den vergangenen Wochen nachgelassen, was wohl auch der kühleren Witterung geschuldet sei. Doch nicht nur: "Die halten jetzt die Fenster besser geschlossen", beobachtet ein Familienvater. "Uns ist es einfach wichtig", fügte er hinzu, "dass sich die jungen Leute an die Regeln halten und die Ruhezeiten einhalten." Und, ergänzt er, die Musik nicht so laut aufdrehen, dass man im Garten kein Buch mehr lesen könne. Andere Anwohner, die etwas weiter entfernt leben, sehen die Sache mit der "Ruhestörung" etwas differenzierter: "Manchmal haben wir gedacht, die sind gar nicht mehr da, so leise, wie die sind", berichtet eine Frau. Positiv nicht nur für die Eigentümerin nahe der Unterkunft: "Die geben ihren Betreuern höflich die Hand und grüßen uns auch freundlich."

Oberbürgermeister Rupert Kubon, Mitarbeiter aus dem Jugendamt, sowie Sozialpädagoge Uwe Hüls hörten sich die teils unterschiedlichen Positionen der Betroffenen an. Nicht nur ein Anwohner brachte die Bitte vor, ob es nicht doch noch Alternativen zu der bestehenden Unterkunft gebe, "um des lieben Friedens willen". Ein Anlieger verwies darauf, dass es im Umfeld der Dattenberg- und Fördererstraße 17 leerstehende Gebäude gebe, "von denen 16 (weit entferntere) Häuser besser geeignet sind als das Haus, in dem jetzt die Umas wohnen."

Pressesprecherin Oxana Brunner konnte sich gestern zwar nicht zu den Anregungen der Anwohner und deren Chance auf Umsetzung äußern. Doch dem Vernehmen nach ist der Umzug in ein anderes Quartier kein Leichtes, da die Immobilien in der Verantwortung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) liegen und die Kommune das Haus zugewiesen bekommen habe. Kubon selbst habe sich bei dem Austausch bedeckt gehalten.

Insgesamt leben derzeit 60 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Doppelstadt, davon zwölf im Reihenhaus-Block an der Fördererstraße. Und es sollen noch weitere Umas an den Rand der Südstadt kommen. Die Anwohner seien darüber informiert worden, dass in den zweiten Block (ebenfalls ehemalige Offiziershäuschen) minderjährige Flüchtlinge einziehen, eine Gruppe von sechs jungen Männern. Dabei handelt es sich laut Oxana Brunner erneut um Heranwachsende, die seit einiger Zeit in VS wohnen, bereits in Einrichtungen der Jugendhilfe untergebracht waren und schon relativ selbstständig leben. Sind sechs weitere junge Flüchtlinge ein Problem für die Alt-Anwohner? Die Antwort "ein klares Nein".