Die Gedenkfeier zur Reichspogromnacht fand am Sonntagabend vor dem Brunnen in der Villinger Gerberstraße statt. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Feier in der Villinger Gerberstraße

VS-Villingen (bn). Der in der Reichspogromnacht 1938 verschleppten und später ermordeten Juden gedachten am Sonntagabend am Gedenkbrunnen in der Gerberstraße, dort, wo einst der jüdische Gebetssaal war, rund 80 Menschen. Die meisten kamen direkt aus dem Münster von einem Konzert zum Gedenken des im Zweiten Weltkrieg ebenfalls ermordeten Ewald Huth.

Oberbürgermeister Rupert Kubon zog die Parallele zwischen der unmenschlichen Barbarei von damals, der mit dem 9. November 1938 Tür und Tor geöffnet worden sei, und dem aktuellen Geschehen im Osten. "Der Tag hat seine Bedeutung nicht verloren", sagte Kubon und mahnte, aufmerksam zu sein und Ausgrenzung von Menschen gleich welcher Herkunft nicht zuzulassen.

Friedrich Engelke, Vorsitzender des Vereins "Pro Stolpersteine", erzählte die Geschichte von Sarah und Israel als Stellvertreter der von den Gesellschaften vergangener Jahrhunderte immer wieder zu Sündenböcken der Gesellschaft abgestempelten Juden. Dekan Josef Fischer schloss mit einem Gebet.

Überraschend ergriff ein weiterer Redner das Wort: Bernhard Zipfel, Wirt des Cafés Limba in der Schlösslegasse, entschuldigte sich für die Töne eines Rockkonzertes, die zu Beginn der Gedenkfeier noch zu hören waren. Die schwedische Band und ihr Publikum hatten, nachdem sie darauf hingewiesen worden waren, was in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft gerade stattfindet, auf die letzten zwei Titel verzichtet und waren sogar zu den Gedenkenden gestoßen. Für Bernhard Zipfel ein Zeichen dafür, dass auch Rockmusikanhänger sensibel sind für die Vergangenheit.