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Porträt / Sein Weg vom Ruhrpott in den Schwarzwald / 39-Jähriger tritt im Villinger Warenbachtal auf

Ercan Özmen ist zurzeit der "Figaro". Beim Villinger Sommertheater vor der Junghansvilla in Villingen steht er mit "Figaros Hochzeit oder Ein verrückter Tag" auf der Bühne. Die Schauspielerei ist für den 39-Jährigen eine gute Möglichkeit, "der Gesellschaft etwas zu geben".

VS-Villingen. In Duisburg erblickte er in dritter Generation einer türkischen Gastarbeiterfamilie das Licht der Welt. Sein Großvater kam schon 1963 nach Deutschland. Mit sechs Geschwistern wuchs Ercan Özmen in einem "Ghetto mit vielen dunklen und schmutzigen Ecken" auf, sagt er.

Als Teenager als Rapper auf der Bühne

Als Teenager stand er als Rapper auf der Bühne, seine Band hieß "Dangerous Madness", die "Black Angels" tanzten zu seinen Liedern. Auf ihn hörten die anderen, "Ercan macht’s" hieß es. "Wäre ich dort geblieben – ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre", gibt er ehrlich zu.

Bei Thyssen Krupp lernte er den Beruf des Verfahrensmechanikers, interessierte sich um die Jahrtausendwende aber mehr für Computertechnik und wollte in Düsseldorf eigentlich Informatik studieren. Doch daraus wurde nichts.

Er zieht Mitte 2000 in den Schwarzwald

Nachdem er seinen Schulfreund zum Besuch einer Liebschaft in den Schwarzwald begleitet hatte und sich in deren Freundin verguckte, war es um ihn geschehen. Er zog Mitte 2000 nach Villingen-Schwenningen und heiratete 2003.

Er lernte mit dem Systemkaufmann im IT-Bereich einen zweiten Beruf und machte sich 2014 als Computerspezialist für Homepages, Marketing-Apps und Social-Media-Beratung selbständig.

Seine erste Zeit in VS sei nicht leicht gewesen, erinnert er sich. "Im Ruhrpott bist du überall Kumpel", hier zeigten ihm die Menschen, sogar die eigenen Landsleute, zunächst die kalte Schulter. Schmunzelnd denkt Ercan Özmen an die Zeit, als er zunächst alle zwei, später alle vier Wochen wieder nach Duisburg zurückkehren wollte.

Doch es wurde besser. "Ich rede gerne und verbreite am liebsten gute Laune", sagt er über sich selbst. Sicher war das einer der Gründe für sein doch noch glückliches Ankommen hier. 2010 erhielt er über seine Frau Kontakt zum Theater am Turm und zur künstlerischen Leiterin Liliana Valla. Er machte sich zunächst als passionierter Hobbyfotograf nützlich, schoss Bilder von Proben und Aufführungen für die Homepage. An Schauspielerei war nicht zu denken.

Bei "Ladies Night" auf der Bühne

Dann stand 2014 "Ladies Night" auf dem Spielplan. Einer der strippenden Schauspieler fiel vor der Premiere aus und Ercan sprang nach nur kurzem Zögern ein. Der große Erfolg der Komödie und sein eigener – man nennt ihn seither den "Erol Sander von Villingen" – taten ihm so gut, dass er dabeiblieb. Es folgte Rolle auf Rolle. Inzwischen gehört Ercan Özmen, dessen Schwäche das Text lernen ist, wie er zugibt, fest zum Ensemble.

Gerne wäre Ercan Özmen in der lokalen Politik tätig. Anfragen von den örtlichen Sozialdemokraten und den Freien Wählern gab es genug. Doch er besitzt den türkischen Pass, den er nicht abgeben kann und will. Eine zweite Staatsbürgerschaft ist in Deutschland ausgeschlossen, also bleiben ihm kommunale Ehrenämter, sogar das Wählen verwehrt.

Theater als Ersatz für Kommunalpolitik

Der Vater zweier Söhne sieht das Theaterspiel als eine Art Ersatz dafür an. Er sponsert dem Theater am Turm eine App, tat das auch für die Schwenninger Wiha-Panthers und freut sich, auf diese Weise Teil einer mündigen Bevölkerung zu sein.

"Figaros Hochzeit" verlangt dem Familienvater und Geschäftsmann zurzeit viel Zeit und Kraft ab. "So viele Proben hatten wir noch nie", sagt er und er weiß, wovon er spricht, war er doch schon bei zwei Sommertheaterproduktionen dabei. Er genießt die besondere Atmosphäre in und vor der Junghansvilla, besonders, wenn wie am letzten Mittwoch, rund 380 Zuschauer kommen. "Leider mussten wir Besucher nach Hause schicken", bedauert er. Die nächste Chance, Ercan Özmen als "Figaro" zu sehen ist am Sonntag, 9. Juli, 20 Uhr, Einlass ab 19 Uhr.