Nach vier Jahren endete der Zivilprozess gegen Peter Ziegler (links) und Christoph Hess (rechts). Foto: Archiv/Montage: Ulm

Zivilprozess gegen Peter Ziegler und Christoph Hess endet nach vier Jahren. Anleger bekommen Geld.

Villingen-Schwenningen/Konstanz - Ein Urteil ist ergangen: Christoph Hess und Peter Ziegler, die beiden geschassten Ex-Vorstände des Villinger Leuchtenherstellers Hess, wurden vom Landgericht Konstanz jetzt zur Zahlung von zwei Millionen Euro Schadenersatz verurteilt, so Insolvenzverwalter Volker Grub.

Vier Jahre lang hat die Anwaltskanzlei Grub-Brugger des Insolvenzverwalters Volker Grub hartnäckig prozessiert. Zuletzt drohte die Verhandlung vor dem Landgericht gar um weitere Monate verzögert zu werden. Der Anwalt von Christoph Hess, Hans Schaefer, hatte bei der Verhandlung im März 2017 angegeben, zwei bereits im Januar 2015 von der Gegenseite erhaltene CDs seien gar nicht lesbar. Sie enthielten nur einen "Zahlensalat". Eine Finte, um den ohnehin zähen Rechtsstreit weiter zu verzögern? Wer im März bei der Verhandlung in Konstanz zugegen war, konnte diesen Eindruck zumindest gewinnen: Auf Vorhaltungen, warum ihm das erst jetzt auffalle, zwei Jahre nach Erhalt der Datenträger, reagierte Schaefer mit offensichtlichem Desinteresse und einem Achselzucken. Er rang nicht einmal um Erklärungen. Das Glück der Gegenseite: Während der laufenden Verhandlung, als bereits nach Ausweichterminen gesucht wurde, entdeckte der Kläger-Anwalt Thilo Schlutze in seinen Unterlagen eine Notiz, wonach Kopien der angeblich unlesbaren CDs seinerzeit auch das Gericht erhalten hat. Nach diesen wurde in einer Prozess-Unterbrechung sofort erfolgreich gesucht und überprüft – sie waren lesbar. Direkt nach der Verhandlung erhielten die Anwälte von Hess und Ziegler Kopien der Datenträger, so dass der Prozess ohne großen Verzug fortgesetzt werden konnte.

Am 29. Juni ist nun laut Insolvenzverwalter Grub auf Nachfrage unserer Zeitung unter dem Vorsitz von Richter Peter Jochem das Urteil ergangen: Christoph Hess und Peter Ziegler sollen zwei Millionen Euro Schadenersatz nebst Zinsen seit 2013 zahlen. Unter anderem war ihnen in diesem Prozess vorgeworfen worden, 6,3 Prozent der Firma Emdeoled mit drei Millionen Euro völlig überteuert gekauft zu haben. Ob Christoph Hess und Peter Ziegler in Berufung gehen werden, steht noch nicht fest.

Insolvenzverwalter Volker Grub geht von 15-Prozent-Quote aus

Das Hauptverfahren vor der Wirtschaftskammer 25 des Landgerichts Mannheim indes steht mangels Überlastung des Gerichts weiterhin aus. Dass es noch im Jahr 2017 eröffnet werden kann, gilt als äußerst unwahrscheinlich. Es sei sogar unklar, ob 2017 noch über die Eröffnung entschieden wird, so der Pressesprecher in Mannheim, Joachim Bock, im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Kalender der Wirtschaftskammer sei nach wie vor eng, "so dass es, mit allem Vorbehalt, wahrscheinlich 2018 wird, selbst wenn 2017 eröffnet wird." Ob indes das Konstanzer Urteil Einfluss auf das erwartete Hauptverfahren habe, vermochte Bock nicht zu sagen – "das war ja ein zivilrechtliches Urteil", sagte er.

"Es ist unerfreulich, dass da gar nichts passiert", moniert der Insolvenzverwalter Volker Grub im Gespräch mit unserer Zeitung.

Trotzdem kommt ganz aktuell in die Causa Hess Bewegung: Der Insolvenzverwalter Volker Grub macht seine Ankündigung von einer ersten Zahlung an die Gläubiger wahr: "Ich werde sieben Prozent ausschütten", so Grub auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten. Binnen der nächsten sechs Wochen werde das Geld auf den Konten der Gläubiger landen. Deren Kontoverbindungen liegen schon vor, 104 Millionen der Forderungen sind anerkannt. 650 Gläubiger hatten bis Oktober 2015 Forderungen angemeldet, darunter sind Personen vom Kleinanleger bis hin zum millionenschweren Investor, die nun sieben Prozent dessen, was von ihren Forderungen anerkannt worden ist, erhalten.

Gemessen daran, dass der Hess-Insolvenzverwalter Volker Grub in diesem Fall gerade einmal von einer Quote von 15 Prozent am Ende der Rechtsstreitigkeiten ausgeht, wäre das ein beträchtlicher Anteil des vermutlich zu Erwartenden.

Info: der Fall Hess

Nachdem die Hess AG im Oktober 2012 an die Börse gegangen war, folgte im Januar 2013 und den Folgemonaten der Untergang im großen Bilanzskandal. Die damaligen Vorstände Christoph Hess und Peter Ziegler wurden geschasst. Das Unternehmen ging als AG in die Insolvenz. Im Oktober 2015 wurde gegen sechs Personen Anklage erhoben, unter anderem wegen Untreue im besonders schweren Fall, Verdachts der unrichtigen Darstellung nach dem Handelsgesetzbuch beziehungsweise Aktiengesetz sowie Kapitalanlagebetrug mit Marktmanipulation. Parallel dazu laufen immer wieder an anderen Schauplätzen Randprozesse in Sachen Hess, unter anderem Zivilprozesse wie die Schadensersatzklage vor dem Landgericht in Konstanz.