Fotos: Bloss Foto: Schwarzwälder-Bote

BEA auf Messeareal seit gestern leer / Flüchtlinge kommen erstmal in Villingen unter

Von Mareike Bloss

Die Zeichen stehen auf Abschied: Ein letzter Sprinter stand gestern an den Leichtbauhallen auf der Messe bereit, um die verbliebenen Flüchtlinge abzuholen. Nun ist das Kapitel der Schwenninger Notunterkunft erstmal Geschichte.

VS-Schwenningen. Der Tisch, an dem der tägliche Sprachkurs stattgefunden hatte, ist weggeräumt, vor der Kleiderkammer steht eine Tüte mit übrig gebliebenen Kleiderspenden, hier und da liegen vollgepackte Säcke und Koffer: Abschieds- und zugleich Aufbruchsstimmung herrschte gestern in der fast leeren Notunterkunft.

Zwölf unbegleitete minderjährige Flüchtlingskinder seien bereits in den vergangenen Tagen ins AWO-Heim nach Villingen verlegt worden, und die übrigen Flüchtlinge peu à peu in die BEA in der Dattenbergstraße, berichtet Sabine Bollacher, Projektleiterin vom Regierungspräsidium Freiburg, während sich ein letzter Schwung von 36 verbliebenen Personen für die Übersiedlung nach Villingen bereit macht. "Alle sind verlegbar und registriert, aber haben noch keine Zuweisung vom Regierungspräsidium Karlsruhe", erklärt Bollacher. Deswegen müssten die Flüchtlinge nun vorübergehend in der Villinger BEA Station machen. Im sogenannten Migranten-Verwaltungs-Informationssystem habe sie aber bei den meisten Personen Wünsche zur Anschlussunterbringung, überwiegend in Schwenningen, angegeben.

Ein Sprinter fährt vor, um die Flüchtlinge abzuholen. "Ich möchte unbedingt in VS bleiben", meint ein Iraker. Garantieren kann es Sabine Bollacher ihm nicht. Tränen fließen – und das nicht nur bei den Flüchtlingen, die ihre vorübergehende Heimat verlassen müssen, sondern auch bei den verbliebenen Mitarbeitern von Sicherheits- und Betreiberfirma. "Über Monate ist hier eine Bindung zwischen allen Beteiligten entstanden", meint Michael Scheuermann, Koordinator vom Regierungspräsidium Freiburg.

Auf welche Höhepunkte er und Kollegin Sabine Bollacher zurückblicken können?

Gemeinschaftszelt hat sich zu einem "Marktplatz" entwickelt

Es sei immer ein gutes Gefühl gewesen, die Menschen versorgt zu wissen, vor allem wenn zuvor ein Bus mit 150 neuen Personen eingetroffen sei, erinnern sich beide. Und heben auch die Betreuung des Sprachcafés durch Ehrenamtliche im Aufenthaltszelt hervor. Überhaupt sei dieser "Dorfmarktplatz" eine beliebte Möglichkeit für den Austausch und das lebendige Miteinander gewesen. "Es war das Forum Schwenninorum", sagt Scheuermann und lacht.

Freundlichkeit und Herzlichkeit hätten zumeist den Umgangston zwischen Flüchtlingen und Mitarbeitern ausgemacht. Und wenn es doch einmal zu Unstimmigkeiten gekommen sei, hätten sie konstruktiv gelöst werden können. Die große Bereitschaft, Deutsch zu lernen, sowie das Engagement, sich durch die Ein-Euro-Jobs am funktionierenden Zusammenleben in der Messe zu beteiligen, seien enorm gewesen.

Doch ist nun endgültig Schluss auf der Messe? Für Sabine Bollacher und Michael Scheuermann nicht, sind sie doch unter anderem mit der Abwicklung und dem Rückbau der Notunterkunft in Schwenningen sowie in Immendingen – dort wird die BEA ebenso auf Standby gesetzt – beschäftigt. Und ein deutlich vermindertes Sicherheitspersonal werde weiterhin Tag und Nacht die Stellung halten.

Bis zum 15. März, so die Projektleiterin, sei eine nochmalige Belegung mit Flüchtlingen möglich, dann erfolge der Abtransport der Einrichtung durch eine Möbel-Spedition. "Spätestens am 31. März ist Abgabe an die Messe", fügt Kollege Scheuermann hinzu.

Der vollbesetzte Sprinter startet, Sabine Bollacher und Michael Scheuermann winken den Flüchtlingen zu und rufen: "Wir kommen euch auf jeden Fall in Villingen einmal besuchen!"