Bleibt vorerst unbebaut: Das Alten Tonhallenareal im Stadtbezirk Villingen. Foto: Eich

Strabag Real Estate zieht sich als Investor zurück. Suche nach Mietern erfolglos. Bedauern bei den Gemeinderäten. Mit Kommentar.

Villingen-Schwenningen - Ein Satz mit x – das war wohl nix mit dem Alten Tonhallenareal. Am Donnerstag teilte der Investor, die Strabag Real Estate, der Stadt mit, dass sie sich vom geplanten Bauprojekt auf dem Alten Tonhallenareal in Villingen zurückzieht.

Es hätte so schön sein können: Einzelhandelsgeschäfte, Wohnungen und Räume für Büros und Dienstleistungsangebote vis-a-vis der Neuen Tonhalle. Die Pläne der Strabag für das 8000 Quadratmeter große Grundstück hatten überzeugt. Nachdem jedoch positive Nachrichten bezüglich der Suche nach Mietern für das Areal auf sich warten ließen, hatte der Investor gegenüber unserer Zeitung schon Anfang Februar den Anschein erweckt, dass aus dem Vorhaben nichts wird. Aus gut Insiderkreisen sickerte durch, dass Strabag Abstand nehmen würde von den ambitionierten Plänen.

Nun hat Strabag genau das getan. Oberbürgermeister Rupert Kubon wurde mitgeteilt, "dass es der Strabag Real Estate nicht gelungen ist, ihr Vorhaben umzusetzen und die passenden Mieter (...) zu gewinnen", so Kubon. Die derzeitige Einzelhandelslandschaft abseits der großen Ballungszentren stelle sich als sehr schwierig dar, räumte Kubon ein. "Nun gilt es, gut zu überlegen, wie wir als Stadt weiter mit diesem wertvollen innerstädtischen Grundstück verfahren wollen. Es sei Augenmaß "und kein hektischer Aktionismus gefragt", so ein trauriger Rupert Kubon.

Darin waren sich gestern ausnahmsweise alle Gemeinderatsfraktionen einig: Bedauerlich sei es, dass die Pläne platzten. Der Schwarzwälder Bote hörte sich in den Fraktionen um. So schlug der CDU-Stadtverbandsvorsitzende und Gemeinderat Klaus Martin, nachdem er durch unsere Anfrage von den geplatzten Plänen erfahren hatte, vor, man solle nun das tun, was man eigentlich auch beschlossen habe: Das Thema einfach mal ruhen lassen. "Ein bisschen grüne Lunge schadet ja auch nichts." Spontan schossen dem CDU-Mann dann aber doch noch Pläne in den Kopf: Eine Überlegung wert sei es, dort ein Verwaltungsgebäude zu errichten, das mehrere Verwaltungsstellen von Villingen zusammenfasst, kein zentrales Rathaus, aber eine kompakte Einheit. Die Freien Wähler waren nicht überrascht: "Dass es so kommt, habe ich von Anfang an vermutet", meinte Fraktionssprecher Erich Bisswurm und sprach damit den gleichen Gedanken aus, wie sein Fraktionskollege Wolfgang Berweck wenige Minuten zuvor. Beide seien skeptisch gewesen, ob es der Strabag gelingen würde, attraktive Mieter zu gewinnen, obgleich der Entwurf, so Bisswurm, wirklich toll gewesen sei.

SPD-Gemeinderat Bernd Schenkel bedauerte, "dass auch der vierte Anlauf nicht zu einem Ergebnis geführt hat. Die Planung war die beste, die wir je hatten!" Vielleicht sollte man das Alte Tonhallenareal nun als Grünfläche belassen, den Platzcharakter weiter herausstellen, oder sogar einen Festplatz für Vereine oder den in den Friedengrund ausgewichenen Rummel ausweisen. Schenkel machte das veränderte Kaufverhalten verantwortlich für das Scheitern von Strabag.

Das glaubt auch Cornelia Kunkis-Becker von den Grünen. "Unsere Fraktion war dafür, ich war dagegen", trotzdem: Es sei schade für VS, dass sich die Pläne nicht realisieren ließen, "aber auch eine Chance für Neues".

Lediglich Frank Bonath von der FDP kreidete das Aus der Strabag-Pläne der Stadt an: "Wenn man es im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld nicht hinbekommt, dort eine Bebauung zu schaffen, wann dann?!" Das Aus dieser Pläne sei ein Auftrag an alle, "an der Attraktivität unserer Stadt zu arbeiten". 

Kommentar: Gut abgehangen

Michael Eckert

Wieder wird’s nichts: Der Stadt ist mit dem alten Tonhallen-Areal einfach kein Glück beschieden. Die Strabag Real Estate GmbH hat sich von ihrem ebenso ambitionierten wie hochgelobten Projekt verabschiedet – offenbar hält sich das Interesse an Einzelhandelsflächen im ländlichen Raum in engen Grenzen. Damit ist die Zukunft des gern und oft als "Filetstück" bezeichneten Grundstücks wieder offen. Gut "abgehangen" ist es mittlerweile – seit 16 Jahren liegt die rund 8000 Quadratmeter große Fläche brach. Pläne gab es zur Genüge, doch entweder sprangen die Investoren ab, oder sie behagten dem Gemeinderat nicht. Drei Jahre herrschte zuletzt von den Kommunalpolitikern selbst verordnete Ruhe. Die kehrt nun wieder ein. Es sei denn, die Stadt lässt die Schausteller auf das Gelände – dann pulsierte dort wenigstens zwei Mal jährlich das Leben.