Feilen an den Details für die Premiere von "Marian" (von links): Autor Dietmar Schlau, Regisseurin Maximiliane Fleig und Olaf Jungmann vom Rollmops-Theater bringen das Stück zum 75. Jahrestag der Ermordung von Marian Lewicki auf die Bühne. Fotos: Zieglwalner Foto: Schwarzwälder-Bote

Rollmops-Theater: Stück über tragische Liebesgeschichte / Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der Hinrichtung

Weil er im Faschismus ein deutsches Mädchen liebte, musste der Zwangsarbeiter Marian Lewicki sterben. Vor 75 Jahren richteten die Nationalsozialisten den jungen Polen in Villingen hin. Zu seinem Todestag am 5. März gibt es nicht nur eine Gedenkfeier, sondern auch ein Theaterstück über die tragische Geschichte.

VS-Villingen. "Marian" heißt das Stück, das Dietmar Schlau für das Villinger Rollmops-Theater geschrieben hat. Es ist bereits die zweite Kooperation des Heilpraktikers mit der Truppe um den Schauspieler Olaf Jungmann, die gemeinsam "Das Grenzwiesel" auf die Bühne brachten. Der Initiator sei Hans-Jürgen Petrasek, häufiger Gast in dem kleinen Theater in der Färberstraße, erzählt Schlau. Der pensionierte Lehrer pflegt das Sühnekreuz, das bei Pfaffenweiler an den erhängten Polen erinnert. Da Petrasek dieses Schicksal keine Ruhe lasse, habe er angeregt, gerade mit Blick auf den 75. Todestag an diese Unmenschlichkeit zu erinnern.

Stadtarchivar Heinrich Maulhardt hat die Lebensgeschichte des ermordeten Zwangsarbeiters zusammengetragen. Der 1918 in Borzykowo geborene Lewicki war 1940 als Kriegsgefangener nach Villingen gekommen und arbeitete bei der Firma Görlacher. Er verliebte sich in die Villingerin Lina Hildegard Springmann. Eine solche Beziehung war jedoch in Zeiten der Rassegesetze unter Androhung der Todesstrafe verboten. Ein Denunziant verriet das Paar, beide wurden 1941 verhaftet. Ein Kriegsgericht verurteilte den Polen zum Tod durch Erhängen. Am 5. März 1942 richteten ihn die Nationalsozialisten an einer Eiche im Gewann Tannhörnle hin. Die junge Villingerin landete im Konzentrationslager und kam nach Villingen zurück, blieb jedoch ihr ganzes Leben von dem Verbrechen gezeichnet. 1988 errichtete der Geschichts- und Heimatverein Villingen ein Sühnekreuz am Ort der Hinrichtung.

Die Dokumentation der Ereignisse hat Maulhardt dem Rollmops-Theater für das Stück zur Verfügung gestellt. Schüler des Gymnasiums am Hoptbühl hatten daraus bereits das Theaterstück "Das Lieben und Sterben des Marian Lewicki" entwickelt, auf dessen Grundlage der Film "Die Poleneiche" entstand. Schlau hat nun eine Handlung entworfen, die sich nicht nur an der historischen Aufarbeitung orientiert, sondern auch einen aktuellen Bezug schafft. Natürlich erzählt er die Liebesgeschichte zwischen den beiden jungen Leuten, doch es ist ihm auch ein Anliegen zu zeigen, wie Menschen verschiedenen Ideologien verfallen können, in vorgefasste Meinungen eingesperrt sind.

"Theater hat auch eine gesellschaftliche Verpflichtung", stellt der Autor fest. So habe sich das Ensemble entschlossen, mit dieser Produktion die Grenzen der reinen Unterhaltung zu überschreiten und eine Botschaft zu verkünden. Ihn interessiere gerade die Frage, wie das Gewissen funktioniert und zwischen Gut und Böse entscheidet, jeder überzeugt ist, auf der richtigen Seite zu stehen.

Das Stück spiele auf zwei Zeitebenen. Zum einen gehe es um die realen Geschehnisse Anfang der 40er-Jahre und die Beziehung zwischen Lina und Marian, ein NS-Mann, der selbst in die Villingerin verliebt war. Zum anderen führt das Stück in eine Klinik, in der Lina nach dem Krieg versucht, den Weg zurück ins Leben zu finden, jedoch in ihren Gedanken gefangen ist. Diese düstere Welt spiegelt sich im Bühnenbild wider, das von Gitterstäben geprägt ist. Auch das hat das Rollmops-Team selbst gestaltet. Oft bis weit nach Mitternacht liefen in den vergangenen Wochen die Proben mit den Hauptdarstellern Olaf Jungmann und Jessica Lippert, die bereits beim Tschechow-Abend mitwirkte. Unter den strengen Augen von Regisseurin Maximiliane Fleig haben sie unzählige Stunden investiert. Schlau kümmert sich um die Technik und schlüpft selbst in eine Rolle. Und Ideengeber Hans-Jürgen Petrasek übernimmt den musikalischen Part.

Ebenso wirkt er mit der Musikgruppe "Mosaik" bei der Gedenkfeier der Stadt am Sonntag, 5. März, ab 15 Uhr am Sühnekreuz in der Nähe der Parkplätze der Sportanlagen in Pfaffenweiler mit. Zum 75. Jahrestag der Ermordung von Marian Lewicki sprechen Altdekan Kurt Müller und Oberbürgermeister Rupert Kubon. Es gibt eine Kranzniederlegung. Zum würdigen Rahmen tragen zudem einige Musikstücke bei.

Die Premiere des Stücks "Marian" ist am Vorabend des Jahrestags der Ermordung des polnischen Zwangsarbeiters am Samstag, 4. März, im Rollmops-Theater in der Färberstraße 54 in Villingen. Weitere Aufführungen sind samstags am 11., 18. und 25. März sowie am 1. April. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Der Eintritt kostet zwölf Euro. Karten gibt es im Vorverkauf bei der Bücherinsel in der Rietstraße 26 oder online unter www.rollmops-theater.com.