Ehrenamltiche wie Michael Sommer sind im Einsatz, um die Besucher des Tagesstübles von St. Lioba hin- und herzubringen. Foto: Huber Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehrenamt: Helfer holen Besucher des Tagesstüble von St. Lioba ab / Win-Win-Situation für alle Beteiligten

Der ältere Herr steigt aus und steuert das Tagesstüble von St. Lioba an. Aber nicht, ohne sich nach Michael Sommer umzudrehen: "Danke fürs gute Fahren." Sommer ist einer von zehn Ehrenamtlichen, die die Tagesgäste abholen. Eine Win-Win-Situation für alle.

Villingen-Schwenningen. Der 60-jährige Sommer fährt an diesem Tag seine zweite und letzte Tour. Dieses Mal geht es an den Rand von Villingen, um eine ältere Rollstuhlfahrerin ins Lioba zu bringen. Behutsam schiebt er den Rollstuhl in den Fahrgastraum, schnallt die 80-Jährige an und steuert dann wieder die Südstadt an. "Ich fahre gerne die alten Leute durch die Gegend", erzählt er. "Vielleicht bin ich auch mal froh, wenn ich mal zuhause abgeholt werde, wenn ich selbst nicht mehr fahren kann." Seine Fahrgäste, zwischen knapp 70 und weit über 80 Jahre alt, kommen nicht nur aus dem Stadtgebiet, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden und den kleinen Stadtbezirken. Gegen 7.30 Uhr ist er, wenn er Dienst hat, bereits unterwegs: "Macht nichts", meint er, "ich bin eh Frühaufsteher." Wegen der kleinen Aufwandsentschädigung setze er sich sicher nicht ans Steuer, erzählt er: "Da ist Herzblut mit im Spiel."

Folgen fürs Angebot

Während sich Sommer noch von Ampel zu Ampel schiebt, sitzen die ersten Tagesgäste bereits am Frühstückstisch in der Tagespflege, die Christa Kunzelmann leitet. Der Fahrdienst wäre schon ein Kostenfaktor, meint sie. "Ohne diese ehrenamtlichen Helfer könnten wir sicher nicht mehr so viel anbieten", zeigt sie die großen Vorteile auf. Sicherlich gebe es noch Einrichtungen, die ihre Tagesgäste durch Fachkräfte abholen lassen. Doch hier sei dies nicht mehr möglich. Im Schnitt sind die zehn Fahrer im Wechsel täglich zwei bis drei Stunden unterwegs, um die Leute zum und vom Tagesstüble wieder nach Hause zu bringen. Wenn die Fachkräfte diese Fahrdienste auch noch übernehmen müssten, dann ginge das nicht, ohne das Angebot einzuschränken, erläutert die Leiterin. Und nach einem langen und anstrengenden Arbeitstag von bald acht Stunden mit teils dementen Menschen wäre eine solche Aufgabe sicherlich auch keine so gute Lösung, meint sie.

"Etwas Soziales machen"

Michael Sommer sitzt im Auto, und auch an diesem Morgen läuft wieder SWR 4. "Privat würde ich den Sender zwar nicht unbedingt hören, aber meine Gäste mögen die deutschen Schlager." Seit mehr als einem Jahr fährt er im gesamten Stadtgebiet herum, zur großen Erleichterung von Kunzelmann und ihrem kleinen Team aus zwei Vollzeitkräften und zwei Teilzeitkräften. Die Zahl der Tagesgäste habe sich in den vergangenen Jahren verdoppelt, statt sechs sitzen mittlerweile zwölf bis 14 Personen am Tisch. Wer hier morgens die Rote Gasse anfährt, mache dies nicht wegen des Geldes, betont Kunzelmann, sondern "weil sie es gerne machen". Das Ehrenamtlichen-Fahrteam sei alles andere als homogen, da gebe es die junge Mutter oder den Familienvater, der sich ins Caritas-Auto setze, aber auch Rentner, die "noch etwas Soziales machen" und anderen Leuten helfen wollen.

Vier Fahrgäste, und damit die erste Runde, steigen an diesen Vormittag aus dem geräumigen Wagen aus. Gut gelaunt. Wenn Michael Sommer die Gruppe wieder nach Hause fährt, gibt es immer viel zu erzählen. "Was es zum Essen gegeben hat, das wissen manche zwar nicht mehr, nur, dass es gut geschmeckt hat", erzählt er. Nicht jeder, der sich wie der gelernte Zerspanungsmechaniker am Fahrer-Casting vor über einem Jahr beteiligt hat, wurde genommen. Ein polizeiliches Führungszeugnis sei nötig, ein Erste-Hilfe-Kurs, die Teilnahme an einem Fahrsicherheitstrainung, listet Kunzelmann auf. Wichtig sei aber das Gespür für ältere Menschen. "Unsere Ehrenamtlichen bereichern unser Team." Und auch für Michael Sommer gibt es immer wieder anerkennende Worte von seinen Fahrgästen, manchmal sogar Komplimente der weiblichen Gäste: "Ja, so ein schöner Mann." Sommer lächelt verschmitzt und freut sich schon auf seinen nächsten Einsatz.