Zumindest den Nagellack lässt sie sich nicht nehmen: Myrtil Haefs am Freitagabend in Härings Kulturcafé. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder-Bote

Unterhaltung: Freiburger Entertainerin Myrtil Haefs in Härings Kulturcafé/ "Der Lack ist ab"

VS-Schwenningen (wt). "Der Lack ist ab", so der Titel des Programms der Freiburger Entertainerin Myrtil Haefs. Der Vollständigkeit halber fehlt noch ein Nachsatz im Programm: "Der Glanz bleibt!" Am Freitag gastierte sie mit Glanz und Glamour im ersten Event dieses Jahres in Härings Kulturcafé.

Wie der Titel bereits vermuten lässt, dreht sich inhaltlich viel um das Altern. Umhüllt von einer glitzernden Jacke bewies die Künstlerin im Rampenlicht der winzigen Bühne, dass auch in reiferen Jahren noch vieles möglich ist. Charmante Bühnenpräsenz? Ja! Publikum begeisterndes Singen? Ja! Phänomenales Tanzen? Naja!

Sympathisch erzählte Geschichten, witzige Einführungen in die meist in Deutsch, aber auch bisweilen Italienisch und Französisch selbst geschriebenen Texte auf bekannte Lieder und der dann folgende jeweilige Gesang bot eine sehr gute Mischung, um die Gäste des Kulturcafés zwei Stunden lang zu unterhalten. Dort, wo der Lack noch dran ist, am Flügel des Cafés, war ein nicht unwesentlicher Anteil des musikalischen Glanzes zu verorten: Pianist Andreas Binder begleitete die Sängerin in ganz hervorragender Weise und zeichnet sich auch für die Arrangements der Lieder verantwortlich.

Inhaltlich dreht sich im Programm der Kabarettistin, Schauspielerin und Sängerin das Meiste um das persönliche Umfeld. Von Lied zu Lied lernen die Zuhörer wichtige Personen der Protagonistin aus deren Leben kennen. Da ist die verehrte, fast allgegenwärtig wirkende Mutter ("ganz egal was ich auch tat, du hast mich niemals ausgebuht"), die liebevoll satirisch aufs Korn genommene Schwester, mit der sie heute zusammen lebt. Da ist der egozentrische Vater, der beim Zigarettenholengehen mal eben drei Tage wegbleibt und das Männerbild der einst Heranwachsenden nachhaltig prägte. "Du musst versuchen, die Männer zu verstehen!", meinte die Mutter. "Ich habe Jahrzehnte gebraucht, bis ich sagen konnte ›Und wer versteht mich?‹", so Haefs.

Dennoch findet sich im Programm auch ein tief melancholisches Lied an einen Mann mit dem Titel "Bitte geh’ nicht!" Wen gibt es noch? Gute Freunde und – fast am eindrücklichsten – die verwöhnte Katze. Als Haefs gegen Ende des Programms Udo Jürgens "Ich weiß was ich will" in einer auf sie selbst umgedichteten Version präsentierte, scheint darin eine lebenslange Suche ein Ziel gefunden zu haben.

Und wer schon immer "Ich weiß, was ich will" zu wissen scheint, ist ihre Katze. Das Publikum wusste auch, was es will und forderte eine Zugabe. Und erhielt sie auch.