Museumsmitarbeiter Sebastian Pieritz, Ingeborg Kottmann, Rainer Müldner und Andreas Doering (von links) diskutieren. Foto: Streck

Pläne zur Neugestaltung begrüßt. wbg-Chef Müldner: "Werden das ergebnisoffen prüfen."

Mit der Debatte über die Neugestaltung der Schwenninger Museumslandschaft, die heute im Gemeinderat fortgesetzt wird, gewinnt der Bunker beim Uhrenindustriemuseum aus dem Zweiten Weltkrieg an Bedeutung.

VS-Schwenningen. Die Pläne sehen vor, ihn als museales Anschauungsobjekt im Dreiermuseum mit Heimatmuseum und städtischer Galerie in der ehemaligen Württembergischen Uhrenfabrik Bürk zu integrieren. Rainer Müldner, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft wbg, der Eigentümerin des Areals, gewährte gestern Einblick in die erdrückende unterirdische Welt, die auf dem hinteren Teil des Bürkareals im Erdreich verborgen liegt. 20,5 Meter lang und elf Meter breit ist der Luftschutzbunker, den Fabrikant Bürk im Jahr 1940 hatte bauen lassen. Für rund 150 Menschen ist in drei Zellen Platz.

Bei dem Bau wurde an alles Lebensnotwendige gedacht. Die Erfahrung des Ersten Weltkrieges hat gelehrt, denn 1916 fielen genau gegenüber der Fabrik in der Bürkstraße Bomben, weiß Ingeborg Kottmann vom Uhrenindustriemuseum. Da auf Stahl als kriegswichtiges Material beim Bau 1940 hatte verzichtet werden müssen, wurde der Bunker als Gewölbe gebaut. Es wurden ein Befehlsraum, eine Liege-, ein Unrein- und Reinraum sowie eine Brause gebaut direkt daneben der Behandlungs- und Sanitätsraum. Durch die Gasschleuse gelangten die Schutzsuchenden in die Zellen.

Der Großteil des Bunkers ist heute noch im Originalzustand erhalten. Lediglich die unterirdischen Verbindungen zu Ob dem Brückle bis zum Schwenninger Bahnhof hinunter und zum Uhrenindustriemuseum wurden zugeschüttet, berichtete Andreas Doering, projektverantwortlicher Techniker der wbg für das Bürk-Areal. In den hinteren Zellen lagern noch Gerätschaften aus den 80-er Jahren, als das Firmenareal auf Bodenrückstände untersucht worden war.

Ob es gelingt, bei der Eröffnung der Sonderausstellung zum Thema "Im Krieg ist alles anders" am Freitag, die Besucher einen Blick in den Bunker werfen zu lassen, ist noch nicht entschieden. Thematisch würde das perfekt passen, meint Kottmann. Sie hofft, dass der Bunker in die gut einjährige Sonderausstellung einbezogen werden kann. Rainer Müldner gab noch keine Zusage, aber er wolle die Sachlage prüfen.

Ebenfalls geprüft werden soll zusammen mit dem Aufsichtsrat der wbg, ob sich die Wohnungsbaugesellschaft an dem Museumsprojekt beteiligen wolle. "Wir werden das ergebnisoffen prüfen", meinte er. Entscheidend für ein finanzielles Engagement der wbg seien "Zahlen, Fakten, Daten". Die sollen in zwei Wochen zumindest bezüglich der Verunreinigung des Erdreichs vorliegen, denn es seien nach 30 Jahren erneut von städtischer Seite Wasserproben entnommen worden, erklärte Doering. So wie es aussehe, seien keine weiteren Untersuchungen erforderlich.

Ingeborg Kottmann begrüßt das neue Museumskonzept. "Das ist spannend, zieht Besucher an und passt zur Heimatgeschichte", resümiert sie kurz und knapp. Auch die Verlegung des Museumshaupteingangs auf die rückwärtige Seite von Ob dem Brückle aus über den Bunker hält sie für gelungen. Eine Idee, die allerdings schon im Jahr 2000 diskutiert wurde.