Arabisch-stämmige Kindern sollen ihre Muttersprache lernen, findet der deutsch-arabische Kulturverein und legt großen Wert auf arabischen, aber auch deutschen Sprachunterricht. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Deutsch-arabischer Verein will Vorurteile aus der Welt schaffen / Integration unter Beibehaltung der Identität

Villingen-Schwenningen (bn). "Wir wollen uns in die deutsche Gesellschaft integrieren und dennoch unsere kulturelle Identität beibehalten", sagt Khalil Hourani vom deutsch-arabischen Kulturverein. Dafür tut der 2009 gegründete Verein viel. Der Schwerpunkt liegt für den bisherigen Vorsitzenden Hourani und seinen Nachfolger Wahib Yahya auf den Bereichen Kinder und Jugend, Familie, Bildung sowie Kultur. Ziel des Vereins, dem sich derzeit zwölf Familien und 30 Einzelpersonen angeschlossen haben, sei es, so Hourani, Brücken zu bauen zwischen der deutschen und der arabischen Kultur, gegenseitiges Kennenlernen und Verstehen der Religionen und Mentalitäten. "Noch immer gibt es falsche Vorstellungen über die arabische Welt und Vorurteile uns gegenüber", sagt der Unternehmensberater, der seit 28 Jahren mit der deutschen Brunhilde Diehl-Hourani verheiratet ist.

Die Vereinsmitglieder kommen aus neun arabisch-sprachigen Nationen: aus Syrien, Libanon, Jemen, Tunesien, Algerien, Marokko, Palästina, Jordanien, Ägypten und sind zum großen Teil mit deutschen Partnern verheiratet. Die Unterstützung der Integration betreibt der deutsch-arabische Kulturverein vor allem durch Sprachunterricht. Dabei ist es nicht nur Ziel, dass Araber des Deutschen mächtig werden. Hier geborene arabisch-stämmige Kinder lernen an jedem Sonntagvormittag ihre Muttersprache. "Eine sehr schwere Sprache", lacht Brundhilde Diehl-Hourani, seit Jahren Sprachschülerin von Hizar Horri. Lesen und schreiben könne sie bereits, sprechen aber noch kaum, gibt sie zu.

Die arabische Schule wird außer von ihr von einer weiteren deutschen Frau und einer italienisch-stämmigen Familie besucht – eine Erweiterung um nicht-arabische Sprachschüler ist erwünscht. Ziel des Unterrichts sei die Erleichterung der Kommunikation, "wenn zum Beispiel die Kinder mit den Eltern im Urlaub die Großeltern besuchen", sagt Diehl-Hourani. Des Weiteren lernt man Arabisch, um den Koran und die einzelnen Suren lesen und ihre Bedeutung verstehen zu können. "Wer fünf Mal am Tag betet und dabei den Koran rezitiert, sollte wissen, was er da betet", sagt die Mutter von vier erwachsenen Kindern.

Das Beherrschen der arabischen Sprache gehört für den deutsch-arabischen Kulturverein zur Pflege arabischer Traditionen und der islamischen Religion. Die deutsche Sprache ist für den Vorsitzenden Yahya und seinen Vorgänger Hourani dagegen Voraussetzung für das Gelingen von Integration durch einen gelungenen Einstieg in das hiesige Schul- und Ausbildungssystem und somit in das Berufsleben. Deshalb entsandten sie mit Mariam Aoun und Suad Alawie zwei Vertreterinnen, die sich über die städtische Integrationsbeauftragte Konstanze Messmer zu "Bildungsbotschafterinnen" ausbilden ließen. Zusammen mit elf weiteren Botschaftern stehen die beiden Frauen zur Verfügung, um über das deutsche Schulsystem aufzuklären und konkrete Hilfestellungen beim Eintritt zu leisten.

Der deutsch-arabische Kulturverein ist ein derzeit noch heimatlos und auf der Suche nach vereinsheimtauglichen Räumen. "Am liebsten in Schwenningen", sagt Hourani. Dort leben die meisten Mitglieder, dort könne man arabische Hochschulstudenten zu den Treffen einladen. Mit seinem Sprachunterricht hat der Verein im Romäusring-Gymnasium nach dreimaligem Umzug inzwischen eine Bleibe gefunden.

Beim deutsch-arabischen Kulturverein finden arabische Familien zudem Hilfe für die Bewältigung täglicher Probleme, und sie nehmen teil an den vom Verein organisierten gesellschaftliche Veranstaltungen wie Grillfesten oder religiösen Feiern, wie zuletzt dem Opferfest Ende Oktober.