Rudolf Nenno (links) und Bertold Ummenhofer strecken die Köpfe zusammen. Sie streben wohl aber keinen zweiten Bürgerentscheid an. Foto: Heinig

Folgt jetzt Bürgerentscheid Nummer zwei? Nenno: Situation ist heute ganz anders.

Villingen-Schwenningen - Vor vier Jahren kam mit dem Bürgerentscheid die ganz klare Abfuhr für ein neues zentrales Rathaus im Zentralbereich. Das war deutlich: 79 Prozent votierten bei einer Wahlbeteiligung von 42,1 Prozent gegen das Vorhaben. Am Mittwochabend nun ebenso deutlich breiter Rückhalt für die seither angestrengte Neuordnung der Verwaltung auf anderem Wege. Auf dem Mangin-Gelände, dem ehemaligen Kasernen-Areal in Villingen, will man die Stadtverwaltung künftig konzentrieren.

Wird nun durch’s Hintertürchen versucht, was 2012 scheiterte? Droht Schwenningen, angesichts der Bündelung der Verwaltung in Villingen, ins Hintertreffen zu geraten? Und muss sich Villingen-Schwenningen vermutlich auf einen neuen Bürgerentscheid in der Verwaltungsfrage gefasst machen?

Der Schwarzwälder Bote sprach hierüber mit Rudolf Nenno. Der Schwenninger war neben dem Villinger Bertold Ummenhofer federführend dafür verantwortlich, dass der Bürgerentscheid 2012 ins Rollen gebracht worden ist.

Zwischenzeitlich betrachtet er die Angelegenheit offenbar gelassen. "Wir haben heute eine völlig andere Situation als 2012", sagt Nenno. Er sitzt mittlerweile selbst im Gemeinderat, dessen Beschluss fürs Zentralrathaus er mit dem Bürgerentscheid damals mit kippen ließ. Und mit der anderen Situation meint er nicht nur, dass für das Vorhaben damals satte 47 Millionen Euro fällig geworden wären, sondern auch die Rahmenbedingungen: Die Zinslage zum Beispiel: drei Prozent Zinsen standen 2012 im Raum, "jetzt kann die Stadt mit zwei Prozent rechnen". Und "damals", sagt Nenno, standen viele Punkte, die eigentlich vorrangig hätten behandelt werden müssen, in der Warteschleife. Stichwort Schwenninger Fußgängerzone, Deutenberg oder auch die Breitbandversorgung. "Diese Themen sind nun angegangen worden, wenn auch teilweise auf Pump", meint der Gemeinderat der Freien Wähler und hat offenbar kein allzu schlechtes Gefühl beim nun gefällten Beschluss. Vom Optimum aber – "Villingen und Schwenningen gleichrangig behandelt und mehr aus den historischen Bauten in Villingen zu machen" – sei man in seinen Augen trotzdem noch immer weit entfernt. Gleichwohl: Einen durch ihn herbeigeführten Bürgerentscheid in Sachen Bündelung der Verwaltung werde es nicht geben. Und auch der zweite Motor des Bürgerentscheids 2012, Bertold Ummenhofer, fahre den gleichen Kurs, so Rudolf stellvertretend für den derzeit verreisten Fraktionskollegen.

Ein paar Hintertürchen hat der Gemeinderat ohnehin noch offen, bevor die "Zentrale Verwaltung" auf dem Mangin-Gelände Realität werden kann, denn es gibt noch mindestens zwei Möglichkeiten für ein Veto in Form eines klaren Neins: wenn der Projektbeschluss gefällt wird und wenn es darum geht, die finanziellen Mittel in den Haushalt einzustellen. Auch wenn von diesen Möglichkeiten angesichts des einhelligen Rückenwinds für die Mangin-Pläne derzeit niemand Gebrauch machen möchte.