‘Thomas Albiez (von links), Janos Horvath, Stephen Gunson,József Czukor, Ewald Grimmeisen, Helmut Obergfell und Jan Unverhau in der Firma Wahl in Unterkirnach. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Ungarischer Diplomat besucht Firma Wahl in Unterkirnach / Perpektive für Freundschaft mit Báczs-Kiskun

Von Felicitas Schück

Schwarzwald-Baar-Kreis. Der ungarische Botschafter József Czukor ist bemüht, die Stärken seines Landes ins rechte Licht zu rücken.

"Ich bin nicht das Salz in der Suppe, sondern das Paprika. Aber die Suppe wird hier gekocht", sagte der ausgezeichnet Deutsch sprechende Diplomat bei einem Besuch der Firma Wahl GmbH in Unterkirnach, die Haarschneidegeräte für Mensch und Tier produziert und in Ungarn eine Produktionsstätte unterhält. Drei Unternehmen in der Region besuchte der Botschafter auf Einladung der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg. "Der erfolgreiche Mittelstand ist hier zu Hause", betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez, der sich freute, dass die Region für einen Besuch ausgewählt wurde.

Stephen Gunson, Area President bei der Firma Wahl, die eine Tochter des Weltmarktführers, der Wahl Clipper Corporation in Sterling bei Chigaco (USA) mit 18 Niederlassungen weltweit ist, berichtete, dass die Firma 800 Mitarbeiter, die Hälfte von ihnen in Ungarn, habe.

Ein ungarisches Gesetzesvorhaben könne, so brachte Gunson sofort ein Anliegen auf den Tisch, die Abwicklung der Handelsbeziehungen künftig erschweren. "Das ist ein Riesenaufwand", sagte er. Der Botschafter meinte, es handele sich bisher nur um einen Gesetzesentwurf: "Es geht um Beseitigung von Korruption, nicht um Drangsalierung", erklärte der ungarische Jurist. Auch große Firmen wie Daimler Benz und Audi seien betroffen. Die Kanzlerin habe im Februar in Ungarn über das Thema gesprochen.

"Jeder wünscht ewas zurück, was 1918 zusammen gehörte", appellierte er an seine Gesprächspartner. Es lohne sich aber auch heute, in Ungarn zu investieren. "Der Standort ist gut, wir verkaufen etwas und wir sind zuverlässig", so betonte Czukor. Ungarn sei ein Modell für Staaten in der EU, die Probleme hätten.

Man wolle den Mittelstand fördern und Arbeitsplätze sichern und schaffen. Im Hinblick auf die Ukraine-Krise versicherte er, dass Ungarn hinter der Linie von Kanzlerin Angela Merkel stehe. Ungarn sei von den Sanktionen wirtschaftlich genauso betroffen wie Deutschland, 30 Prozent der Exporte gingen dorthin. "Wir sind für eine friedliche Lösung und stehen dort, wo die Kanzlerin steht".

Ewald Grimmeisen, Director European Operations bei der Firma Wahl, hob hervor, dass die Firma in Ungarn keine Probleme mit den Steuersätzen habe.

Bei einem gemeinsamen Mittagessen hatten zuvor der Botschafter, Landrat Sven Hinterseh und Wolfgang Lämmle, Vorsitzender des Freundeskreises Báczs-Kiskun-Schwarzwald-Baar, über die Probleme gesprochen, die für das ungarische Komitat nach der Verwaltungsreform entstanden sind, die Freundschaft zum Schwarzwald-Baar-Kreis aufrecht zu erhalten. "Jetzt brauchen wir neue Partner", stellte Czukor eine Perspektive mit den ungarischen Bezirksämtern in Aussicht. "Wir werden das Problem lösen", so der Tenor des Botschafters.

Thomas Albiez erklärte, man habe auch über mögliche gemeinsame Projekte im Rahmen der Donau-Strategie gesprochen. "Ich bin zuversichtlich, dass wir ein, zwei Projekte entwickeln, zum Beispiel die duale Ausbildung in Ungarn."

250 Firmen in der Region exportieren nach Ungarn, 36 importieren. Die Exportquote im Kreis nach Ungarn liegt bei 39,9 Prozent. Seit 1995 gibt es den Freundeskreis Báczs-Kiskun-Schwarzwald-Baar sowie Städtepartnerschaften mit ungarn in Bad Dürrheim und Donaueschingen. Das Komitat Báczs-Kiskun wird sich am Stand des Landkreises bei der Südwestmesse präsentieren. Die Hochschule Furtwangen, die Duale Hochschule in Schwenningen sowie die Landesberufsschule für das Hotel- und Gaststättenwesen unterhalten Kontakte zu entprechenden ungarischen Einrichtungen.