Vortrag: Uhrenindustriemuseum lädt auf Mittwoch ein / Sonderausstellung bis Ende nächstes Jahr

VS-Schwenningen. Das Uhrenindustriemuseum lädt auf Mittwoch, 30. November, 19 Uhr, zum Vortrag ein. Die Tübinger Medienwissenschaftler Pia Fruth und Ulrich Hägele präsentieren zur hundertsten Wiederkehr der historisch verlustreichsten Schlacht Bilder, Texte und Töne aus dem Ersten Weltkrieg.

Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Der Krieg an der Westfront in Nordfrankreich und in Belgien steht für unermessliches Leid der Soldaten beider Seiten – mit eingeschlossen: Großangriffe der Infanterie gegen stark ausgebaute und von Maschinengewehren verteidigte Stellungen, Gaskrieg, tagelanger Artilleriebeschuss, erste Luftkämpfe und Minenkrieg. Verdun geriet zum Fanal eines menschenverachtenden Vernichtungskrieges. Parallel dazu beginnt am 1. Juli 1916 die Schlacht an der Somme. Allein an diesem einzigen Tag fallen auf nur wenigen Kilometern Frontlinie über 20 000 britische Soldaten – bis heute die größte militärische Katastrophe des Vereinigten Königreichs. Vorausgegangen war ein siebentägiges Trommelfeuer aus 1500 Geschützen auf die deutschen Stellungen. Bis Ende November 1916 sterben auf beiden Seiten eine Million Menschen. Noch heute liegen die Überreste hunderttausender getöteter Soldaten entlang der Westfront in Soldatenfriedhöfen und Beinhäusern oder bis heute unentdeckt in der Landschaft.

Walter Kleinfeldt aus Reutlingen hatte sich 1915 mit 16 Jahren freiwillig an die Front gemeldet. Er erlebt eine furchtbare Schlacht in der Nähe der Kleinstadt Bapaume an der Somme. Der junge Mann steckt mittendrin im unvorstellbaren Getöse, die meisten seiner Kameraden sterben. Unglaublich ist, dass Kleinfeldt dennoch Zeit findet für Briefe und sein Tagebuch. Außerdem fotografiert er mit seiner kleinen Plattenkamera. Man sieht Gesichter, die gezeichnet sind vom Schrecken, von Krieg und Tod. Rund 30 seiner Fotografien, seine Kamera und die französische Taschenuhr, die er als Kriegsbeute mit nach Hause brachte, sind seit September in der Sonderausstellung "Im Krieg ist alles anders" im Uhrenindustriemuseum zu sehen.

Pia Fruth und Ulrich Hägele verbinden die Augenzeugenberichte und Bilder Walter Kleinfeldts mit authentischen Filmausschnitten und Tönen sowie Texten von Erich Kästner, Kurt Tucholsky und Erich-Maria Remarque. Pia Fruth arbeitet als Hörfunkjournalistin, Theaterkritikerin und seit 2011 als akademische Mitarbeiterin am Institut für Medienwissenschaft in Tübingen. Ulrich Hägele ist Privatdozent am Zentrum für Medienkompetenz in Tübingen, Lehrbeauftragter an der Hochschule Reutlingen, freiberuflicher Uni-Coach und forscht in den Bereichen Geschichte der Fotografie.