Ursula und Horst Zelenka kommen täglich auf das Gelände und fühlen sich in diesem "Paradies" wohl. Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehemaliges Sonnenblumenfeld erblüht wieder / Boden braucht Abwechslung / Energiebeitrag inbegriffen

Von Sabine Streck Villingen-Schwenningen. Die Bienen summen, die weißen Schmetterlinge und die Marienkäfer fliegen in Heerscharen, die Wiesen blühen in bunten Farben. Auch wenn auf dem Wildi-Gelände bei den Erbhöfen zwischen Villingen und Schwenningen dieses Jahr keine Sonnenblumenfelder angepflanzt sind, ist das zehn Hektar große Areal eine Augenweide und lädt zum Spazierengehen oder Ausruhen ein.

Mit dem Sonnenblumenfeld sei erst mal Pause, meint Landschaftsgärtner Dietmar Wildi. Drei Jahre hintereinander wurden die großen gelben Blumen gesät, die dem Boden einseitig Nährstoffe entzogen haben. Im vergangenen Jahr zur Landesgartenschau gab es keine Pflanzaktion, da habe schlicht die Zeit gefehlt. Jetzt müssen andere Pflanzen wachsen. Das sei wie bei den Landwirten auch, die ihre Felder immer wieder im Wechsel mit anderen Fruchtsorten bestellen.

Das Experiment mit verschiedenen Pflanzen auf der Bienenweide, die die Insekten besonders gerne mögen, oder der Abschnitt mit Lupinen und Raps, dem Gerstenfeld oder dem nicht ganz gelungenen Feldversuch mit dem für diese raue Gegend zu empfindlichen Sudangras kann sich sehen lassen. Das kräftige Gelb des Rapses und die zarten Lila- und Weißtöne der anderen Blüten bieten dem Besucher eine Augenweide. Der Blick kann weit schweifen über die Felder bis zum Zentralklinikum, das massiv am Horizont in die Höhe ragt.

Dazu kommt die immer wieder erneuerte und fantasievolle Möblierung. Der große rote Stuhl, der seit einigen Jahren ein gern gesehener Blickfang ist, darf ebenso wenig fehlen wie das neue überdimensionale Strohbett im Kornfeld, die Hollywood-Schaukel, Schwarzwaldstrandkörbe und die roten Bierbänke und Tische.

Obwohl Besucher auf dem Feld erwünscht sind, stand für Dietmar Wildi und seine Frau Claudia nicht die Schaffung eines Naherholungsgebietes im Vordergrund, sondern der Brückenschlag von der Landwirtschaft zur Landschaftsgestaltung. Das Gelände, das der Familie Wildi gehört, stammt aus einer Zeit, als Dietmar Wildis Vater noch Landwirtschaft betrieb. Er habe es nicht so mit der Bestellung von Feldern, sondern will als Landschaftsgärtner experimentieren, meinte Dietmar Wildi.

Er hat mit der neuen Bepflanzung kein Brachland im Sinne einer EU-Förderung erzeugt, er generiere auch keine Zuschüsse über das Landwirtschaftsamt in Donaueschingen. Deshalb sei er mit der Bepflanzung völlig frei. Diese Freiheit nutzt er auch, um nicht nur ein Freizeitidyll für die Besucher zu schaffen, sondern auch etwas für die Herstellung von Energie tut. Zugute kommt ihm der seit einigen Jahren bestehende Kontakt zu Rainer Gottschalk, der in Tuningen seine Powerfarm betreibt. Wenn die Fläche abgeerntet wird, liefert er das Schnittgut nach Tuningen, so wie auch in den vergangenen Jahren die Sonnenblumen. Die Pflanzen werden verarbeitet und fließen direkt in die Erdgasproduktion ein.

Der Tuninger Energieerzeuger hat wiederum Kontakt zur Leipziger Versuchsanstalt, in der untersucht wird, in welchem Stadium welche Pflanzen am meisten Energieertrag bringen. Damit ist das Wildi-Areal auch eine Art Versuchsfeld.

Für das Ehepaar Horst und Ursula Zelenka aus Villingen steht die Schönheit des Geländes im Vordergrund. Sie sind jeden Tag mit ihren Hunden auf dem Gelände mit dem dreieinhalb Kilometer langen Wegenetz unterwegs. "Es ist wie im Paradies hier, meint Ursula Zelenka.

Es müsse auch nicht immer ein Sonnenblumenfeld sein. Das Ehepaar ist begeistert, "so was findet man nirgends." Claudia Wildi erinnert sich gerne an das Sonnenblumenbild von Ursula Zelenka, das sie ihr im vergangenen Jahr geschenkt hatte als Dankeschön für das schöne Naturerlebnis.

Noch bis Ende September bleibt die Blütenpracht bei den Erbhöfen erhalten, dann wird abgemäht. Bis dahin haben Dietmar Wildi und sein Team etwa einmal in der Woche mit Rasenmähen zu tun, denn die Wege durch die Felder wollen gepflegt sein für die vielen Spaziergänger oder Picknick-Gäste, die sich zwischen den Blumen niederlassen wollen und "hoffentlich oft kommen", so Wildi.