Manfred Kraft liegen die Bienen und alle Bestäubungsinsekten am Herzen. So sollte es allen Menschen im eigenen Interesse auch gehen, sagt er. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Porträt: Manfred Kraft hat das Projekt "Blühende Heimat" angestoßen

Manfred Kraft bringt sich mit viel Engagement im Sinne der Umwelt in die Gesellschaft ein.

Von Birgit Heinig

VS-Villingen. Wenn man sich diese Woche auf dem Weihnachtsmarkt nach echten Bienenwachskerzen umschaut, landet man beim Stand der Johannesgemeinde. Dort bieten Flüchtlinge Kerzen an, die sie selbst zusammen mit dem Bezirksimkerverein Villingen hergestellt haben. Die Idee dazu hatte der Vorsitzende Manfred Kraft. Der 65-Jährige bringt sich mit viel Engagement im Sinne der Umwelt in die Gesellschaft ein. "Blühende Heimat" – unter diesem Namen machte in diesem Jahr das von ihm angestoßene Projekt von sich reden. Dabei sollte die Bevölkerung für die Bestäubungsinsekten und ihre gravierende Bedeutung für unsere Ernährungszukunft sensibilisiert werden.

"Jeder kann etwas tun", so das Credo der Veranstaltungsreihe zusammen mit den Schwenninger Imkern und dem Umweltzentrum. Der Giftbelastung für Bienen, Schmetterlingen und Co. und der Pollenarmut durch Monokulturen kann etwas entgegengesetzt werden – und wenn es nur der blühende Balkonkasten ist.

Manfred Kraft stammt aus dem Kreis Calw, hat Mathematik und Informatik studiert, fünf Jahre lang den elterlichen Bauernhof betrieben, zu dem auch Bienenstöcke zählten. Er hat als Dozent der Bundeswehr-Hochschule bei München, Unternehmensberater und Geschäftsführer des ältesten Handelshauses in Bremen sowie der dortigen Wollkämmerei beruflich in der ganzen Welt agiert. Zuletzt galt sein Interesse der Sanierung mittelständischer Betriebe.

Er möchte jungen Menschen eine berufliche Zukunft aufzeigen

Aus persönlichen Gründen kehrte er in seine Heimat zurück und ist – noch bis zu seinem Renteneintritt Ende dieses Jahres – bei der Bundesagentur für Arbeit als Berufsberater tätig.

Auch danach möchte er jungen Menschen eine berufliche Zukunft aufzeigen. Seine Ziele zu kennen sei das eine, es – auch über Umwege – zu erreichen, das andere, sagt er. Dieser Strategie bedient sich Manfred Kraft auch für seinen Imkerverein, dem er seit 2008 vorsteht.

Die wichtige Funktion einer Kulturlandschaft ist vielen Menschen nicht bewusst

War die Herstellung von Honig für die Imker früher hauptsächlich einträglicher Nebenerwerb, so habe sich deren Aufgabe mittlerweile erweitert – davon ist Kraft überzeugt. Sie müssen heute auch darüber aufklären, dass rund 250 Arten von Wildbienen vom Aussterben bedroht sind, findet er. Die wichtige Funktion einer Kulturlandschaft sei den Menschen, die nur in den Supermarkt gehen müssen, um etwas zu essen auf dem Tisch zu haben, nicht bewusst, sagt Kraft. Er bildet selbst Imker aus – mit Erfolg, was die wachsenden Teilnehmerzahlen belegen.

Das Projekt "Blühende Heimat" wird auch im nächsten Jahr weiterlaufen. Kraft weiß, dass Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit Zeit und einen langen Atem braucht. Die Bestäubungsinsekten machen jetzt Winterpause, die Imker säubern die Wabenrahmen und zaubern aus dem Wachs Kerzen. Manfred Kraft war zwölf Jahre lang Ehrenamtlicher im Bremer Dom. Sein soziales Engagement wird beim aktuellen Flüchtlingsprojekt sichtbar: zusammen mit Veronika Grimm leitet er die Flüchtlinge an, bis sie nicht nur Kerzen basteln, sondern auch ihren eigenen Honig ernten können.

Informationen über das Projekt "Blühende Heimat" gibt es demnächst auf einer eigenen Homepage oder sofort – zum Beispiel zum Thema Blühmischungen für Garten und Balkon – bei info@bluehende-heimat.de.