Kann (fast) ungestört im Wieselsbach seiner Arbeit nachgehen: Biber sind auch im Stadtwald heimisch geworden. Foto: Huber

Tierschutz hat seine Grenzen: Wenn Nager an Straßen für Instabilität sorgen, greift Forstverwaltung ein.

VS-Villingen - Ganze Arbeit hat der kompakte verfressene Kerl der Gattung Castor da wieder geleistet: zwei Erlen in vier Tagen. Doch wenn er es nicht zu bunt treibt, lässt die Forstverwaltung die Biber nach Herzenslust graben, sie stehen unter Schutz.

Zwei Familien, zwei erwachsene Biber und sechs Jungtiere, leben mittlerweile nahe des Pfeiferlochweihers. Eines haben die beiden Biberfamilien mit dem Revierleiter Werner Zeitvogel im städtischen Forstamt VS gemeinsam: Sie halten sich im gleichen Terrain auf. Zeitvogel ist für den Hinteren Neuhäuslewald und den Schlegelwald zuständig. Und eben dieses Terrain haben sich die Tiere fürs emsige Graben ausgesucht. Zeitvogel blickt auf die kleine Seenlandschaft, die die Nagetiere aus dem Bachlauf geschaffen haben. Dort, wo einst der Wieselsbach munter dahin plätscherte, ist jetzt eine Sumpflandschaft entstanden. Eigentlich bewundert der langjährige Revierleiter, seit 1991 ist er bei der Stadt, den Nager: "Er vermag es, seinen Lebensraum so umzugestalten." Bei allem Respekt weiß er um den Konflikt, den die Tiere mit sich bringen. Immerhin musste die Stadt beim Pfeiferlochweiher eine Felsschüttung vornehmen, um den Schutzdamm vor den Tieren zu sichern. Die Kosten für die Maßnahme übernahm das Regierungspräsidium.

Doch Zeitvogel ist froh, dass sich der Biber-Bestand deutlich erholt hat und dass Jungtiere vermutlich aus Bayern in den Neuhäuslewald eingewandert sind. Sobald die Jungtiere geschlechtsreif sind, dann sind sie zwischen drei und vier Jahre alt, müssen sie die Biberburg verlassen. Und dann machen sie das, was ihre Eltern ihnen vorgemacht haben: Graben und unterirdische Gänge schaffen. Immer wieder tauchen an diesem sonnigen Ferientag Neugierige auf, um Fotos von Bibern bei der Arbeit zu schießen. Meist erfolglos, denn die Tiere verlassen meistens erst in den Abendstunden ihre Burg zum stundenlangen Graben.

An diesem Vormittag ist auch Stadtrat Bertold Ummenhofer mit seinem Enkel im Wald unterwegs und betrachtet die "Bau-Maßnahme". Etwa alle 30 bis 40 Meter haben die Nager den Wieselsbach gestaut und Dämme geschaffen. Auf einer Strecke von etwa zweieinhalb Kilometern bis zur Schutzhütte Steuers Fürtle. "Will man so etwas wirklich ohne Reglement weiter zulassen", fragt der Stadtrat den Revierleiter Werner Zeitvogel skeptisch. Eine schwierige Frage, auch für den Biber-Freund. "Solange sich das auf ein paar Hektar Wald beschränkt, keine Frage."

Doch auch der Schutz der im Schnitt 25 Kilogramm schweren Tiere mit den kurzen Beinen und der moppeligen Figur hat seine Grenzen. Immerhin vermag es der Nager, dessen Schneidezähne das circa 13 Jahre lange Leben ständig nachwachsen, für Instabilität bei Wegen und Straßen zu sorgen. "Dann müssen wir eingreifen", betont der Revierleiter. Und bei aller Biber-Liebe sieht Zeitvogel auch ein weiteres Problemfeld: Der Laubbestand, im Stadtforst im Sinne eines durchmischten Waldes extra angepflanzt, werde gerne von Bibern angepeilt und umgelegt. Jüngstes Beispiel: zwei Erlen. Die dünnen Zweige und Äste werden gerne auf Vorrat mitgeschleift. Beruhigend sei, dass die zerstörten Laubbäume schnell wieder Stockausschläge bilden. Manche lassen sich auch durch Drahtgeflecht oder Paste schützen. "Das haben wir bereits vereinzelt versucht, mit gutem Erfolg." Flächendeckend lasse sich dies jedoch nicht machen. Mehr Bedarf sieht der Forstleiter derzeit nicht, "aber wir müssen ein Auge drauf haben".