Ralph Wurster (von links), Joachim Schulz und Gabriel Berger erläuterten den Standpunkt des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall zu den Tarifverhandlungen. Foto: Preuß

Tarifverhandlungen: IG Metall wird eigener Lösungsvorschlag entgegengesetzt. Verband bietet Entgelterhöhung.

Schwarzwald-Baar-Heuberg - Tarifverhandlungen folgen im Prinzip bewährten Ritualen. In der laufenden Runde der Metall- und Elektroindustrie könnte das etwas anders laufen, denn der Arbeitgeberverband Südwestmetall hat der 5,5-Prozent-Forderung der IG Metall einen eigenen, umfassenden Lösungsvorschlag entgegengesetzt.

Darüber informierte die Südwestmetall Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau gestern in Tuttlingen. Die laufenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie bewegen die Unternehmer in der Region stark.

"Wir haben sehr viele Anrufe aus den Mitgliedsbetrieben", berichtete Ralph Wurster, Geschäftsführer der Südwestmetall-Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau. Tenor der Anrufer: 5,5 Prozent könne man sich nicht leisten. Südwestmetall bietet eine Entgelterhöhung von 2,2 Prozent, die auf das Jahr gerechnet ein Plus von 2,53 Prozent bedeute, führte Joachim Schulz aus, Vorstandsmitglied der Aesculap AG und Vorsitzender der Bezirksgruppe.

Und weil in der Vergangenheit die Angebote der Arbeitgeberseite häufig "in Grund und Boden diskutiert" worden seien, belässt man es nicht bei dieser Zahl, sondern unterbreitet eigene Vorschläge zu den übrigen IG Metall-Forderungen. Das betrifft etwa das Thema Altersteilzeit. Die Vorstellungen der Gewerkschaft, einen grundsätzlichen Anspruch durchzusetzen, sei nicht zeitgemäß.

Andere Situation bei der Altersteilzeit

Als vor gut 20 Jahren Altersteilzeit eingeführt worden sei ging es darum, junge Menschen in Arbeit zu bringen. Heute sei die Situation komplett anders, so Schulz, "die Betriebe können es sich schlicht nicht leisten, wertvolle Facharbeiter einfach ausscheiden zu lassen."

Gabriel Berger, Leiter der Abteilung Tarifpolitik bei Südwestmetall, skizzierte die Rahmenbedingungen: "Es ist unstrittig, das besonders belastete Arbeitnehmer, die lange in Dauernachtschicht, Dreischichtbetrieb oder unter anderen, arbeitsmedizinisch unstrittig belastenden Bedingungen gearbeitet haben, auch weiterhin Altersteilzeit nutzen können." Und weil man im Grunde nicht weit auseinander liege, rechnet Schulz in diesem Bereich mit einer relativ schnellen Einigung.

Ganz im Gegensatz zur geförderten Bildungszeit. Hier schlägt Südwestmetall stattdessen einen Sozialpakt mit der Gewerkschaft vor, um vor allem An- und Ungelernten Bildung zuteil werden zu lassen, um so deren Berufsperspektiven zu verbessern.

Die Region sei in den Verhandlungsrunden und Sondierungsgruppen sehr gut vertreten, betonten die Bezirksvertreter, so dass die Belange der mittelständischen Betriebe hinreichend eingebracht werden könnten. Da die Friedenspflicht am morgigen Donnerstag endet, rechnet Schulz mit Warnstreiks, "das ist nicht schön, gehört aber dazu".

Vielleicht durchbricht aber auch die IG Metall die Ritual-Routine und verzichtet darauf bis zur nächsten Tarifrunde am 11. Februar. Bis dahin, so bestätigte Berger, werde hinter den Kulissen intensiv vorbereitet und verhandelt.