Freuen sich auf die neue, interaktive Tannheimer Ortschronik: Historikerin Anja Rudolf, VS-Stadtarchivleiter Heinrich Maulhardt, der Tannheimer Ortschaftsrat Steffen Blessing, Anke Blessing, die für die interaktive Programmierung zuständig ist, Ortsvorsteherin Anja Keller und Unternehmer Martin Zimmermann, der sich mit seiner bei dem Projekt engagiert. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortsjubiläum: Anke Blessing erweckt Ortsgeschichte zum Leben / 30 Autoren beteiligen sich am Buch

Von Wilfried Strohmeier

Die neue Tannheimer Ortschronik wird etwas Besonderes. "Sie hat absoluten Modellcharakter", beschreibt Heinrich Maulhardt, Stadtarchivar aus Villingen-Schwenningen.

VS-Tannheim. Anlässlich der Ersterwähnung Tannheims in einer Urkunde des Klosters St. Gallen vor 1200 Jahren soll im kommenden Jahr gefeiert werden. Dazu laufen die Vorbereitungen, ein Teil davon ist die neue Tannheimer Ortschronik. Die erste stammt aus dem Jahr 1972 und wurde damals von Herbert Berner verfasst. Auf diese baut die neue Chronik auf, als Schwerpunkt sind die Jahre von 1972 bis in die Gegenwart geplant. Bedeutende Ortspersönlichkeiten, wie die verstorbenen Ortsvorsteherin Helga Eilts und der Initiator der Heimat-stuben Helmut Neininger, sind unter anderem dabei.

Insgesamt beteiligen sich 30 Autoren aus Tannheim. "So viele Autoren hatten wir bis jetzt bei keiner Chronik", erzählt Maulhardt. Die Fäden für das 250-seitige Werk laufen bei der Historikerin Anja Rudolf zusammen, sie koordiniert das Projekt.

Es wurden mit Zeitzeugen viele Interviews geführt und diese sind natürlich um einiges länger, als das, was im Buch geschrieben werden kann. Von den Interviews wurden Film- und Tonaufzeichnungen gemacht, die das Buch ergänzen, Stichwort: Augmented Reality (AR). Für das Tablet oder für das Smartphone wurde eine App entwickelt, welche die ganzen ergänzenden Bilder, Filme und Tonaufnahmen enthält. Bei den Abbildungen im Buch zu denen es Zusatzinfos gibt, ist eine Symbol hinterlegt, welches ein Smartphone mit einem weiteren Symbol zeigt. Hält man nun Tablet oder Smartphone auf das Bild, erkennt er dieses und ruft die Zusatzinformationen ab. So kann man ein 3-D-Modell der Kirche bestaunen, einen virtuellen Rundgang durch die Friedhofskapelle machen, Aufnahmen des Musikvereins anhören oder Bilder von Tannheimer Häuser aus längst vergangener Epoche. Man muss dazu auch nicht online sein, die Informationen sind in der App hinterlegt und diese kann aktualisiert werden.

Federführend ist dabei Anke Blessing. Dies ist ihre Abschlussarbeit als Master of Arts in der Richtung Design interaktiver Medien. Sie hat mit Kommilitonen zusammen die Modelle entwickelt sowie berechnet und so soll ein umfassendes Werk herauskommen. Mit verantwortlich ist dabei auch Martin Zimmermann mit seiner Firma Imsimity GmbH. Er befasst sich schon seit längerem mit der Technik und hat entsprechende Aufträge beispielsweise für BMW und Voith-Paper realisiert. Zimmermann liegt das Projekt am Herzen, er ist auch aktiv im Freundeskreis der Heimatstube.

Ein weiteres Projekt ist eine 3D-Animation des Paulinenklosters. Hier hat man mit dem Orden auf den 5. bis 7. Mai 2017 eine Tagung terminiert, in der es um die Bedeutung des Klosters in der Ortsgeschichte geht. Die Genehmigung der anfallenden Mehrkosten, so erzählt Ortsvorsteherin Anja Keller, sei im Ortschaftsrat kein Problem gewesen.

Die Chronik ist in verschiedene Kapitel aufgeteilt, die bereits festliegen. Da geht es um Häuser, welche die Geschichte des Ortes prägten und ihre Bewohner, Gasthöfe, das Leben in Tannheim, aber auch der Nationalsozialismus wird beleuchtet. Themen sind zudem Handwerksbetriebe, das Freibad und die Nachsorgeklinik. Ein Teil wird ebenso das Theaterspielen sein. Eine Aufführung des Stücks "Der Vogt auf Mühlstein" und vieles mehr ist für den November 2017 geplant.