Regionalkonferenz in Bräunlingen: Mitglieder des Schwenninger Ortsvereins diskutieren über die Zukunftsmöglichkeiten des Schwarzwaldvereins. Foto: Schwarzwaldverein Foto: Schwarzwälder-Bote

Regionalkonferenz: Ältester Wanderverein tüftelt an erfolgreicher Zukunft / Schwenninger Ortsgruppe in Bräunlingen dabei

VS-Schwenningen. Mit dem Zukunftsprozess "Schwarzwaldverein 2030" hat der älteste Wanderverein Deutschlands bei seinen Mitgliedern Aufbruchstimmung erzeugt. In fünf Regionalkonferenzen diskutierten rund 600 Mitglieder, wie der Verein in eine erfolgreiche Zukunft geführt werden soll.

Etwa 120 engagierte Teilnehmer hatten sich dazu auch in der Stadthalle in Bräunlingen versammelt, um über Themen wie Ressourcen, Mitgliedschaft, Image, Kommunikation und Strukturen zu beraten. Unter ihnen waren auch Mitglieder der Ortsgruppen Schwenningen und Villingen. Als sogenannte Kümmerer sollten Teilnehmer Verantwortung für die Vertiefung und Umsetzung ihrer Anregungen übernehmen. Als einer dieser Kümmerer wird der Vorsitzende der Ortsgruppe Schwenningen, Steffen W. Esslinger, künftig den Erneuerungsprozess im Schwarzwaldverein begleiten.

Die Resultate der fünf Regionalkonferenzen werden nun von Mitgliedern einer Lenkungsgruppe gesichtet und die Kümmerer vernetzt. Im Februar 2017 findet eine Konferenz statt, in der die Kümmerer und die Lenkungsgruppe, aufbauend auf den Regionalkonferenzen, ihre Ideen vertiefen und zur Umsetzungsreife weiterentwickeln.

Bei der letzten Konferenz in Rastatt konnte die magische Grenze des einhundertsten Kümmerers geknackt werden. Kümmerer sind die Menschen, die sich bei den Regionalkonferenzen bereit erklärt haben, ihre Anregungen, Ideen und Forderungen persönlich weiter zu begleiten. "Eine Idee ist nur dann gut, wenn es jemand gibt, der sich auch drum kümmert", hatte Organisationsberater Martin Müller, der den Schwarzwaldverein bei seinem Zukunftsprozess berät, immer wieder betont. "Wir sind froh und beeindruckt, dass sich so viele Menschen konstruktiv für die Zukunft des Schwarzwaldvereins engagieren. Bei allen Regionalkonferenzen war die Aufbruchstimmung spürbar", sagt Georg Keller, Präsident des Schwarzwaldvereins.

"Doch die eigentliche Arbeit fängt jetzt erst an, wenn wir die Ergebnisse und Ideen aufbereiten." Zwischen Oktober und Anfang Dezember haben bei den Regionalkonferenzen in Kehl, Au bei Freiburg, Bräunlingen, Gültlingen und Rastatt rund 600 Menschen intensiv diskutiert. Für den Schwarzwaldverein war diese Form der Beteiligung Neuland.

Mirko Bastian, Hauptgeschäftsführer des Schwarzwaldvereins meinte: "Manche Teilnehmer waren skeptisch, ob die dezentrale Gesprächsform des World-Cafés an einem Dutzend Tischen zielführend sein kann. Insgesamt haben wir so aber viel mehr Menschen ins Gespräch gebracht und Ideen generiert, als mit einem klassischen Konferenzformat."

Gefördert wurde der Beteiligungsprozess im Schwarzwaldverein vom Programm "Gut beraten" der Landesregierung. Erste rote Fäden wurden bei den fünf Regionalkonferenzen bereits sichtbar. Weitgehenden Konsens gibt es in der Einsicht, dass sich der Verein zeitgemäßer präsentieren und für neue Zielgruppen öffnen müsse. Etwa bei den Wanderangeboten der Ortsvereine gibt es zahlreiche Nischen für spezielle Adressaten wie sportliche Wanderer, Familien oder Menschen mit Behinderung.

Eine immer wiederkehrende Forderung lautete, die Vernetzung zwischen den Ortsgruppen zu verbessern, um Synergien zu nutzen, zum Beispiel durch Datenbanken, die dem Austausch von Angeboten und Ideen dienen. Allgemein gilt die interne und externe Kommunikation den Vereinsmitgliedern als verbesserungswürdig. Von den jüngeren Teilnehmern wurden hier häufig die Sozialen Medien ins Gespräch gebracht, in denen sich der Schwarzwaldverein bislang kaum engagiert.

An manchen Themen schieden sich jedoch auch die Geister: Ob eine mittlere Ebene zwischen Ortsgruppen und Dachverband unabdingbar oder überflüssig ist, und ob eine zentralere Struktur dem Verein nutzt oder schadet, bietet auf dem Weg in die Zukunft noch ausreichend Stoff für Diskussionen. Mit dem Zukunftsprozess "Schwarzwaldverein 2030" will sich der Schwarzwaldverein als Dachverband der 220 Ortsvereine mit insgesamt 65 000 Mitgliedern, in den kommenden Jahren auf neue gesellschaftliche Rahmenbedingungen, sinkende Mitgliederzahlen und das sich verändernde Freizeitverhalten der Menschen einstellen.

Zum Schwarzwaldverein, der im Jahr 2014 sein 150-jähriges Bestehen feierte, gehören 65 000 Mitglieder in 220 Ortsgruppen. Die Mitglieder der Ortsgruppen markieren mit großem ehrenamtlichem Einsatz ein Wanderwegenetz von 24 000 Kilometern Länge im Schwarzwald und den angrenzenden Landschaften, darunter zwei Dutzend Fernwanderwege, wie etwa der populäre Westweg. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter engagieren sich in Naturschutz- und Landschaftspflegeprojekten, sind aktiv in der Kulturarbeit und Brauchtumspflege sowie in der Familien- und Jugendarbeit. Dabei werden die ehrenamtlichen Strukturen von einer hauptamtlich besetzten Geschäftsstelle in Freiburg begleitet. Über all dem steht beim Schwarzwaldverein der Vereinspräsident. Das Präsidium des Dachverbands ist ebenfalls ehrenamtlich besetzt.