Oper: Verdis "Nabucco" des Theaters Pforzheim begeistert durch prachtvolle Stimmen

VS-Villingen (tri). Wie prachtvoll entfaltete sich die Klangfülle von Verdis Oper Nabucco, dargeboten vom Theater Pforzheim im Theater am Ring.

Von ungeheurer Kraft der Bass von Ivan Krutikov als König von Babylon, strahlend der Sopran von Anna-Maria Kalesidis als Abigail, die als Tochter Nabuccos mit einer Sklavin nur zweifelhafte Rechte als Thronerbin hat, sich aber brutal durchsetzen will – wie großartig spielt sie ihre Rolle als zurückgewiesene Liebende und machthungrige einstige Sklavin, und wie ausdrucksvoll ihr Mienenspiel, als sie das Dokument über ihre Herkunft in Händen hält. Eifersüchtig auf ihre Halbschwester Fenena und deren unzweifelhafte Rechte am Thron und am von beiden Frauen geliebten Ismael, will sie, sobald sie die Macht dazu hat, Fenena umbringen lassen – wie hinreißend schön das Liebesduett Fenena (Danielle Rohr) und Ismael (Adam Sanchez).

Großartig auch der Bass von Alexander Stefanowski als Zacharias, Hohepriester der Juden – mit priesterlichem Pathos spielt er auch in den aussichtslosesten Situationen seinen zuversichtlichen Glauben an Jehova. Auch die anderen Rollen waren vorzüglich besetzt, und das Orchester unter Tobias Leppel brachte eindrucksvoll die Stimmungen musikalisch zum Ausdruck, von zarter Lyrik bis zu wildem Kampfesmut, wehmütiger Klage und rührendem Flehen um Schonung für die Tochter. In vielen Szenen glänzte der Chor, bewegte sich ausdrucksvoll in durchdachter Choreographie. Als Höhepunkt mit dem berühmten Gefangenenchor "Va pensiero", verstärkt durch zahlreiche Laiensänger aus der Region – ein Chor der aus ihrer Heimat Vertriebenen, die in ihrer Glaubensüberzeugung Halt finden – bei der Wiederholung singt das Publikum mit.

Die Pforzheimer Inszenierung hebt das historische Geschehen ins Zeitlose – anfangs Kostüme, die an die Antike jener Gegend erinnern, später einfache Alltagskleidung unserer Zeit. Und unsere Zeit wird in verschiedenen Szenen beschworen: Die Sieger verbrennen heilige Bücher; als Usurpatronin der Macht fühlt Abigail sich von zusammenrückenden Wänden bedroht; der Tanz ums goldene Kalb wird zum modischen Kult um eine sich mächtig dünkende schöne Frau, die auf einem hohen, aber wackeligen Podest verehrt wird. Und als der sich göttlich dünkende König vom Blitzstrahl getroffen wird und in Wahnsinn verfällt, geht nicht nur das Licht aus, sondern die Kleidungsstücke seiner Untertanen fallen von den Wänden – Symbol des Machtverlusts.

Das Villinger Publikum im ausverkauften Haus war begeistert von der Aufführung und dankte mit lang anhaltendem stürmischem Applaus.